Eine wichtige Chemikalie zur Herstellung von Kunststoff kann nun weltweit erstmals aus pflanzlicher Biomasse anstatt aus Erdöl hergestellt werden.
Pilotanlage von CovestroDämmstoffe bald aus Biomasse ohne Öl
Der Leverkusener Dax-Konzern Covestro treibt die Umsetzung eines neuartigen Verfahrens voran, um die Chemikalie Anilin erstmals komplett auf Basis pflanzlicher Biomasse statt Erdöl zu produzieren. Dazu hat der Kunststoffhersteller jetzt am Standort Leverkusen eine spezielle Pilotanlage in Betrieb genommen.
Dort werden erstmals größere Mengen Anilins auf Biobasis hergestellt, damit die neue Technologie weiterentwickelt und in den industriellen Maßstab übertragen werden kann. Anilin wird laut Covestro in der Kunststoffindustrie unter anderem zur Herstellung von MDI verwendet. Diese Abkürzung steht für Methylendiphenylisocyanate.
Das wiederum wird beispielsweise für Dämmschaum genutzt, der in Gebäuden für Energieeinsparungen oder einen geringeren CO2-Fußabdruck sorgt. Covestro sieht darin einen Beitrag zur Förderung der Kreislaufwirtschaft, auf die sich das Unternehmen komplett ausrichten möchte.
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An der Einweihungsfeier nahmen auch Nordrhein-Westfalens Wirtschaftsministerin Mona Neubaur (Grüne) sowie Walter Leitner teil, geschäftsführender Direktor am Max-Planck-Institut für chemische Energiekonversion in Mülheim/Ruhr. Gemeinsam mit Thorsten Dreier, im Vorstand von Covestro zuständig für Technologie, sprachen sie über die Bedeutung biobasierter Rohstoffe für eine nachhaltigere Chemie.
„Anilin ist unter anderem ein zentraler Ausgangsstoff für Schaumstoffe zur Dämmung von Gebäuden und Kühlgeräten“, erläuterte Dreier die Bedeutung der Grundchemikalie. Bislang werde das Anilin mit fossilen Rohstoffen wie Erdöl produziert, was CO2 freisetzt und den Klimawandel anheizt. „Mit unserem neuen Verfahren tragen wir zum Aufbau einer zirkulären, biobasierten Wirtschaft bei, und ich bin sehr stolz, dass uns jetzt der Sprung auf die nächste technologische Ebene geglückt ist.“
In die Pilotanlage im Chempark in Leverkusen hat Covestro nach eigenen Angaben einen einstelligen Millionenbetrag investiert. „Nachhaltige Innovationen aus Nordrhein-Westfalen leisten einen entscheidenden Beitrag für die Transformation des Chemiestandorts Deutschland. Die weltweit erste Pilotanlage für biobasiertes Anilin ist dafür ein eindrucksvolles Beispiel“, sagte Ministerin Neubaur, die auch stellvertretende Ministerpräsidentin des Landes ist.
„Damit die Branche den eingeschlagenen Weg hin zur Kreislaufwirtschaft und Klimaneutralität fortsetzen kann, braucht es vor allem Planungs- und Investitionssicherheit. Wir als Landesregierung arbeiten deshalb mit aller Kraft daran, dass Nordrhein-Westfallen attraktiver Wirtschaftsstandort bleibt und erste klimaneutrale Industrieregion in Europa wird“, so die Grünen-Politikerin weiter.
In dem neuen Verfahren hilft ein Mikroorganismus dabei, einen aus Pflanzen gewonnenen industriellen Zucker durch Fermentation in ein Zwischenprodukt umzuwandeln. Dies geschieht unter milderen und damit umweltverträglicheren Bedingungen als in herkömmlichen Verfahren. In einem zweiten Schritt entsteht dann aus dem Zwischenprodukt das Anilin mit hundert Prozent pflanzlichem Kohlenstoff.