Köln – Feingliedrige Roboterarme bewegen sich fast lautlos und assistieren den Mitarbeitern an den Bändern von Ford in Köln. In einem nächsten Schritt erfassen sie auch ihre Umgebung, lernen selbst und können schließlich eigenständig zusammen mit dem Mitarbeiter in den Prozess eingreifen. Fahrerlose Transportsysteme beliefern lasergesteuert die Fertigung mit Material oder sind in der nächsten Stufe in der Lage nicht nur markierte Routen zu fahren, sondern sich selbst die schnellste zu suchen. Auch Anwendungen der Augmented Reality werden derzeit bei Ford eingesetzt und weiterentwickelt.
Anwendungen selbst entwickelt
Wie der Automobilbau 4.0 bei Ford aussieht, das zeigt das Unternehmen derzeit in seiner historischen Halle A auf dem Gelände in Niehl. Viele der Anwendungen wurden von Ford selbst entwickelt und sind bereits im Einsatz. „Wir beobachten sehr genau, welche technischen Innovationen gerade in der Automobilindustrie entstehen“, sagt Rene Wolf, Geschäftsführer Fertigung der Ford-Werke. Oftmals seien die Lösungen allerdings nicht ausreichend, deshalb würden sie weiterentwickelt und auf die Bedürfnisse für die Ford-Fertigung zugeschnitten.
Bau neuer Hallen für das E-Auto
Derzeit steht in Niehl alles im Zeichen der Vorbereitung für den Bau des ersten rein elektrischen Modells des US-Autobauers in Europa. Ab dem kommenden Jahr soll der E-Ford in Köln vom Band laufen. Ein zweites Modell soll 2024 ebenfalls von Köln aus an den Start gehen. Insgesamt zwei Milliarden Dollar investiert der US-Mutterkonzern dafür in den Standort am Rhein.
Details zu den Modellen, also wie genau sie aussehen sollen, welche Reichweite sie haben oder wie sie heißen, gibt es derzeit von Ford noch nicht. Bekannt ist allerdings, dass das erste Modell ein mittelgroßer Crossover mit fünf Sitzplätzen sein wird, das zweite Modell ein Sport-Crossover. Derzeit wird das erste Fahrzeug, das auf der Plattform von Volkswagen gebaut werden soll, im Entwicklungszentrum in Köln-Merkenich konzipiert. Ende des Jahres soll es vorgestellt werden. In den nächsten sechs Jahren bis 2029 will der US-Autobauer insgesamt 1,2 Millionen E-Autos in Köln bauen.
Gelände wird ertüchtigt
Für die neue Technologie – Ford hat bislang nur den importierten Mustang Mach-E als rein batteriebetriebenes Fahrzeug in Europa auf dem Markt – wird nun auch das Gelände in Niehl ertüchtigt. Zwei Hallen sind derzeit im Bau. „Bei einem E-Auto muss die Produktion grundsätzlich anders geplant werden, als bei Verbrennermodellen“, sagt Darko Drazic, Chefingenieur für die Fertigungsplanung. So seien E-Modelle auch durch die Batterie deutlich schwerer. Auch der Unterboden sei deutlich massiver, was etwa Einfluss auf den Lackierprozess habe. Und so entstehen in der ersten Halle gerade die Voraussetzungen für die Vorbehandlung, bevor der Wagen schließlich in seiner bestimmten Farbe lackiert wird. „Die Karossen werden dabei in einer Rotation kopfüber durch ein Bad gezogen“, sagt Mark Zender, Stabschef für den Bereich Lackierung in Europa.
Weitere Herausforderungen sind laut Chefingenieur Darzic, die neue Fertigung und das bestehende System des Fiesta-Baus auf dem Gelände zu integrieren, denn der soll jetzigen Angaben zufolge erstmal parallel weitergebaut werden. Wie lange, ist noch unklar.