Im Düsseldorfer Norden entsteht das erste komplett klimaneutrale Bürogebäude. Wärme und Kühlung holt sich der Euref-Campus aus einem benachbarten Baggersee. Am Freitag war Richtfest mit Ministerin Mona Neubaur (Grüne).
Euref-CampusNRWs erster klimaneutraler Bürokomplex
Der Euref-Campus soll der erste komplett klimaneutrale Bürokomplex Nordrhein-Westfalens werden. Am Freitag feierten Bauherren und künftige Mieter Richtfest und den Einzug der ersten Mieter. Der erste Gebäudeabschnitt ist seit Sommer bezugsfertig.
Den Startschuss gab die landeseigene NRW.Energy4Climate, die am 1. Juli rund 1000 Quadratmeter Fläche im vierten Stock des Campus-Gebäudes übernahm. Die Landesgesellschaft für Energie und Klimaschutz ist ein Beispiel für Energieakteure, die dort angesiedelt werden und unterschiedliche Kompetenzen und Branchenhintergründe aus Energie und Technologie kombinieren.
Ab September beginnt der französische Weltkonzern Schneider Electric mit der Übernahme von Flächen im Umfang von 10.000 Quadratmetern, sowie der Multitechnik-Dienstleister Spie mit 8000 Quadratmetern. Beide verlagern mit diesem Umzug ihre Deutschlandzentralen nach Düsseldorf. Sukzessive folgen zahlreiche weitere Unternehmen, die bereits Mietverträge unterschrieben haben.
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Heizung und Kühlung kommt aus einem Baggersee nebenan
Besonderheit des Euref-Campus, einem 80.000 Quadratmeter großen Bürokomplex in unmittelbarer Nähe zum Düsseldorfer Flughafen-Bahnhof ist die Klimaneutralität. Beheizt und gekühlt wird das Gebäude indirekt durch einen benachbarten Baggersee. Auf dem Grund des Sees ist die Temperatur jahreszeitlich konstant bei rund sieben Grad Celsius.
„Im Sommer können wir das kühle Wasser nutzen, um damit unser Gebäude zu kühlen. Im Winter nutzen wir eine riesige Wärmepumpe, die das dann vergleichsweise warme Wasser des Sees zum Heizen nutzt“, sagt Euref-Standortleiter Jörg Philippi-Gerle. Dazu werde zwar elektrische Energie benötigt. „Die aber kommt aus unseren 1300 Quadratmetern Solarzellen auf dem Dach des Campus“, so der Standortleiter weiter.
„Der Euroef-Campus ist ein Möglichkeitsraum, in dem innovative Konzepte für eine nachhaltige Zukunft und die klimaneutrale Transformation unseres Industriestandorts, unseres Energiesystems und unserer Mobilität entwickelt werden. Ich bin sicher, dass vom Euref-Campus viele kraftvolle Impulse ausgehen werden – auch weit über die Grenzen Nordrhein-Westfalens hinaus“, sagte NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur (Grüne) beim Richtfest in Düsseldorf.
Der zweite Bauabschnitt soll im dritten Quartal des Jahres 2025 in Betrieb gehen. Karin Teichmann gab der Stadtverwaltung Düsseldorfs und ihrem Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU) großes Lob für die schnelle Genehmigung und Abwicklung.
Im Januar 2019 seien die ersten Gespräche mit der Stadt über das brachliegende Grundstück im Stadtteil Lichtenbroich gelaufen, bereits im Dezember desselben Jahres sei der Kaufvertrag unterschrieben worden. „Ein Jahr später hatten wir alle Baugenehmigungen“, sagt Teichmann. Nach coronabedingten Problemen sei dann im Mai 2022 der erste Beton gegossen worden. Keller sieht den Euref-Campus als „Think Tank für das Rheinland“.
Beim Euref-Campus sollen verstärkt Firmen und Institutionen angesiedelt werden, die sich geschäftlich ebenfalls mit dem Thema Nachhaltigkeit befassen. Einer der neuen Mieter ist die Service-Firma Klüh. Sie reinigt auch das Gebäude. „Unseren Reinigungskräfte bekommen etwa auf einem Computer angezeigt, welche Bereich gereinigt werden müssen, und welche noch sauber sind. Das wird durch Sensoren erfasst“, sagt Klüh-Chef Frank Theobald. So soll vor allem der Einsatz von Reinigungsmitteln reduziert werden.
Der jetzt eröffnete erste Bauabschnitt mit 39.000 Quadratmetern Mietfläche ist voll vermietet. Auffällig ist der Innenhof rund um die Euref-Kuppel, die wie als Eventlocation genutzt wird. Der zweite Bauabschnitt mit 30.000 Quadratmetern Mietfläche ist im Rohbau fertiggestellt und soll 2025 den Nutzern übergeben werden. Der dritte Bauteil, der Mobility Hub, ist als Erprobungs- und Gründungsplattform konzipiert. Dieser Bauabschnitt mit 18.500 Quadratmetern Fläche ist für 2026 geplant.