Köln/Bonn – Am Flughafen Köln/Bonn kommt es in den vergangenen Tagen verstärkt zu außergewöhnlich langen Wartezeiten an den Sicherheitskontrollen. So mussten Passagiere sowohl am Freitag als auch am Samstag eine Stunde und länger warten, bis sie durch die Kontrolle in den Flughafen-Bereich kamen. Laut Informationen aus dem Umfeld der Airlines in Köln/Bonn kommt es so dazu, dass rund 70 Reisende pro Woche ihren Flieger verpasst haben. Das ist nicht nur ärgerlich für die Passagiere, es führt auch zu erheblichen Verzögerungen im gesamten Flugablauf.
Denn die Koffer der Fluggäste sind dann schon im Flieger verladen, dürfen aber ohne den Passagier nicht mitfliegen, so dass diese vor Abflug händisch aus dem Flugzeug ausgeladen werden müssen.
Verdi kritisiert die Vorgänge an den Sicherheitskontrollen deutlich. Laut Verdi-Funktionär Özay Tarim fehlen allein in Köln/Bonn 100 Mitarbeiter beim Sicherheitspersonal. Die Durchführung der Fluggastkontrollen ist eine hoheitliche Aufgabe des Bundes und der zuständigen Sicherheitsbehörden. Die Passagierkontrollen am Köln Bonn Airport werden von der Bundespolizei durchgeführt, die dafür private Sicherheitsdienstleister einsetzt. „Der Flughafen sieht hier akuten Handlungsbedarf und unterstützt die Prozesse bereits mit zahlreichen Maßnahmen. Wir führen dazu sehr intensive Gespräche mit der Bundespolizei und dem Dienstleister, wie schnellstmöglich spürbare Verbesserungen erreicht werden können“, sagte ein Flughafensprecher.
Securitas hatte erst vor elf Monaten den Auftrag in Köln/Bonn von der Sicherheitsfirma Kötter übernommen. „Bereits damals haben wir darauf hingewiesen, dass 100 Mitarbeiter fehlen“, sagt Tarim. 580 Beschäftigte arbeiten heute im Schichtbetrieb am Kölner Flughafen. Aus Sicht von Verdi-Mann Tarim eindeutig zu wenig.
Auf die Frage, wie viele Mitarbeiter fehlten, gab es am Montag nur diese Antwort: „Der Personalbedarf hochgradig volatil, monatlich anhand des Verkehrsaufkommens schwankend und aufgrund der andauernden Pandemieerholung nicht seriös langfristig prognostizierbar", schrieb ein Securitas-Sprecher. Dennoch: „Wir planen noch in diesem Jahr eine zweistellige Anzahl Mitarbeiter auszubilden und einzustellen.“
Unattraktive Arbeitsplätze
Laut Tarim wird es für Securitas zunehmend zum Problem, neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu rekrutieren. Das klingt zunächst verwunderlich, sind die Stundenlöhne mit 20 Euro und ab 2023 sogar noch mehr vergleichsweise hoch. Das Problem liegt laut Verdi woanders: „Securitas sucht vor allem Teilzeitkräfte. Doch Arbeiten in Teilzeit ist für die potenziellen Bewerber wenig attraktiv. Viele wohnen weit von Köln entfernt, etwa im Ruhrgebiet. Da lohnt die weite Anreise für Teilzeit kaum“, sagt Tarim. Außerdem wird die Attraktivität gesenkt, weil besonders zu den Schichten zwischen Mitternacht und vier Uhr in der Früh kein ÖPNV verkehrt und die Mitarbeiter, wenn überhaupt vorhanden, mit dem Auto kommen müssen. „Angesichts der aktuell hohen Spritpreise scheuen Mitarbeiter das bei einem Teilzeitjob“, sagt der Verdi-Funktionär. Der Securitas-Sprecher bestätigte, dass die meisten neuen Mitarbeiter Teilzeitverträge erhielten.
Ungewöhnlich ist, dass es zu den langen Wartezeiten am Flughafen bereits in den Wochen vor den Ferien kommt. Das Flugaufkommen hat noch nicht das Vor-Corona-Niveau erreicht. In den Sommerferien wird aber mit einem Ansturm der Passagiere gerechnet. „Wenn der Personalmangel anhält, dann wird es in den Sommerferien extrem brenzlig“, sagt Özay Tarim. Erschwerend kommt hinzu, dass ungewöhlich viele Mitarbeiter sich krank melden. „Der Krankenstand ist in der Tat höher als im Durchschnitt, in Köln/Bonn auch höher als der Bundesdurchschnitt", sagt der Securitas-Sprecher.
Kontrolle an Terminal 2 geschlossen
Verdi kritisiert auch, dass es aktuell nur eine zentrale Sicherheits-Kontrollstelle gibt, denn die zweite an Terminal 2 wurde im Zuge der Corona-Pandemie mit sehr wenigen Flügen geschlossen. Dadurch entstehe an der Sicherheitskontrolle in Terminal 1 ein Flaschenhals.
Beim Flughafen Köln/Bonn verteidigt man das Vorgehen, nur eine zentrale Sicherheitskontrolle zu haben. „Die zentrale Kontrollstelle ermöglicht effizientere Prozesse und verfügt über ausreichend Kontrollspuren und Kapazität, um Spitzenzeiten und auch steigende Fluggastzahlen abzudecken", sagte ein Flughafensprecher.
Am Wochenende hatte die Bundespolizei reguläre Polizeibeamte als Unterstützung bei den Kontrollen eingesetzt. Aus Sicht von Verdi eine „Totalblamage“. „Peinlich für den Staat. Der Auftraggeber vergibt die Luftsicherheitsaufgabe an private Sicherheitsunternehmen, um dann mit eigenem Personal auszuhelfen“, sagt Tarim.
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In Düsseldorf ist die Lage laut Verdi noch angespannter. Dort arbeiten 1000 Mitarbeiter an den Sicherheitskontrollen, 500 weitere wären erforderlich, fordert die Dienstleistungsgewerkschaft. Dort hatte die Firma Deutscher Schutz- und Wachdienst die Kontrollen von Kötter Security im vorigen Jahr übernommen.