In den Sommerferien waren viele Flughäfen in NRW überlastet, auch an den Airports Köln/Bonn und Düsseldorf gab es massive Probleme.
Bundespolizei und Sicherheitsfirmen bereiten sich auf den nächsten Ansturm vor.
Droht in den Herbstferien das nächste Flughafen-Chaos?
Köln/Düsseldorf – Die großen NRW-Flughäfen Düsseldorf und Köln/Bonn bereiten sich auf ein hohes Passagieraufkommen in den Herbstferien vor, die am 1. Oktober beginnen. Nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ werden in Düsseldorf in den beiden Ferienwochen 861.000 Fluggäste erwartet, in Köln/Bonn rechnet man mit 531.000.
Die Flughafen-Betreiber haben diese Zahlen noch nicht veröffentlicht, sie in den regelmäßigen Gesprächen mit den Fluggesellschaften und den Sicherheitsdienstleistern, die im Auftrag der Bundespolizei die Kontrollen vornehmen, aber bereits kommuniziert, damit die sich auf den Ansturm vorbereiten können.
Bundespolizei: „Im Sommer haben viele Faktoren eine Rolle gespielt“
Bei der Bundespolizei hofft man, dass sich das Chaos mit den langen Schlangen und Wartezeiten von bis zu sechs Stunden wie in den Sommerferien nicht wiederholt.
„Im Sommer haben viele Faktoren eine Rolle gespielt“, sagt Jens Flören, Sprecher der Bundespolizei. Personalprobleme habe es nicht nur bei den Kontrollen, sondern auch beim Check-in, bei der Gepäckabfertigung und beim Flugpersonal gegeben.
„Nach wie vor gilt aber, dass beide Sicherheitsdienstleister in Köln wie Düsseldorf ein enormes Rekrutierungsproblem haben, also Fachkräfte zu gewinnen, die die komplette Ausbildung als Luftsicherheitsassistent absolvieren und dann auch eingesetzt werden können“, sagt Flören.
Bei Securitas in Köln/Bonn hätten seit Februar insgesamt 60 Mitarbeitende die Ausbildung erfolgreich abgeschlossen, in Düsseldorf seien es 76. „Das müsste schon für Entlastung sorgen“, so Flören.
Wegen des Personalmangels hat die Bundespolizei den Sicherheitsfirmen wie schon im Sommer zugestanden, auch in den Herbstferien sogenannte Teilbedienende einzusetzen, die ausschließlich beim Einweisen der Passagiere und der Rückführung leerer Gepäckwannen eingesetzt werden dürfen, „aber nicht bei den sensiblen Tätigkeiten des Durchsuchens, des Abtastens, beim Handgepäck und schon gar nicht bei der Monitorüberwachung“, so Flören.
Überdies sei seit einigen Wochen an beiden Airports zwischen Donnerstag und Montag eine dritte Sicherheitsgesellschaft mit bis drei Kontrollspuren im Einsatz, um in Düsseldorf und Köln/Bonn die Passagierspitzen besser abfedern zu können.
Ob das alles ausreicht, um zu Stoßzeiten lange Warteschlangen zu verhindern, könne man aber nicht garantieren. Das bestätigt auch ein Sprecher des Düsseldorfer Flughafens.
Düsseldorf stockt das Servicepersonal auf
Man werde zunächst bis Ende Oktober das Servicepersonal durch Studenten aufstocken, die Passagiere je nach Besetzung der Sicherheitskontrollen gezielt umleiten und eigene Mitarbeiter bei der Gepäckausladung, beim Management der Warteschlangen und bei der Passagier-Information einsetzen. Auch soll es ab drei Uhr morgens einen Früh-Check-in geben. In der Regel öffneten die Fluggesellschaften ihre Schalter nicht früher als drei Stunden vor Abflug.
In Köln/Bonn ist ein Ausweichen bei einem hohen Passagieraufkommen auf eine andere Sicherheitslinie nicht möglich. Der Flughafen bleibt dabei, sich mit dem vorhandenen Personal auf die Sicherheitskontrolle in Terminal 1 zu konzentrieren.
Securitas spricht von einer „sehr schwierigen Lage"
Bei der Securitas GmbH, die in Köln/Bonn für die Kontrollen zuständig ist, spricht man weiter von einer „sehr schwierigen post-pandemischen Lage an allen Flughäfen“.
Man stehe vor der Herausforderung, dass sich der Mehrbedarf an Personal häufig auf kurze Spitzenzeiten beschränke. Vor und nach diesen Spitzenzeiten gebe es nicht genügend Aufträge, um alle Mitarbeitenden in Vollzeit zu beschäftigen. „Da wir aber unseren langjährigen Bestandsmitarbeitern zuerst Vollzeit anbieten wollen, wenn dies die Verkehrslage zulässt, können wir extern häufig nur mit Teilzeitangeboten rekrutieren.“
Der in Düsseldorf tätige Deutsche Schutz- und Wachdienst (DSW) wollte sich auf Anfrage zu den Personalproblemen nicht äußern, will aber an einem Infostand am 22. und 23. September im Terminal des Flughafens für den Beruf werben und anschließend ein neues Recruiting-Mobil auf die Reise schicken.
Nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ drohen beiden Sicherheitsfirmen in Düsseldorf und Köln/Bonn empfindliche Vertragsstrafen.
Eine erste Abmahnung des dafür zuständigen Beschaffungsamts des Bundesinnenministeriums haben sie bereits erhalten, die zweite ist offenbar in Vorbereitung. Nach deren Zustellung werden erste Zahlungen fällig.
Sie müssen auch die Kosten übernehmen, die dem Bund durch den Einsatz des neuen Springerteams von I-SEC entstehen.
Verdi-Gewerkschafter Özay Tarim blickt mit großer Skepsis auf die Herbstferien. Bereits in den letzten Tagen hätten in Düsseldorf statt der am Tag erforderlichen 500 Kräfte nur 400 ihren Dienst absolviert. Angesichts der hohen Passagierzahlen, äußert sich Tarim skeptisch: „Die Personaldecke wird nicht ausreichen, um diese Massen zu bedienen. In Köln/Bonn werden die Passagiere wenigstens per Twitter über die jeweils aktuelle Wartezeit informiert“, sagt Tarim. „In Düsseldorf heißt es nur: Länger als 20 Minuten.“