2022 stieg die Zahl der Firmenpleiten erstmals wieder an. Auch einige Große hat es erwischt. Wer 2023 auf Rettung hoffen kann.
Galeria, Görtz, BasicDie prominentesten Pleiten und wer Chancen auf Rettung hat
2022 war für die deutsche Wirtschaft ein schwieriges Jahr. Erstmals seit 2009 stieg die Zahl der Firmenpleiten in Deutschland wieder an. Von insgesamt gut 14.700 Unternehmensinsolvenzen geht die Wirtschaftsauskunftei Creditreform für 2022 aus, rund vier Prozent mehr als im Vorjahr.
Vor allem der Einzelhandel hatte zu kämpfen. Nach Angaben des Handelsverbands HDE wurden im vergangenen Jahr 16.000 Geschäfte geschlossen. Auch 2023 wird sich der Trend wohl fortsetzen. Dabei wird es wohl vor allem Unternehmen treffen, die die Energie- und Rohstoffpreise nicht an ihre Kunden weitergeben können oder unter der inflationsbedingte Konsumzurückhaltung leiden. Ein Überblick über die größten Insolvenzen und wer in diesem Jahr noch Chancen auf Rettung hat.
Galeria
Galeria, hervorgegangen aus Karstadt und Kaufhof, musste Ende Oktober zum zweiten Mal Insolvenz anmelden. Bei der Sanierung im Jahr 2020 waren bereits rund 40 Filialen geschlossen, etwa 4000 Stellen abgebaut und mehr als zwei Milliarden Euro an Schulden gestrichen worden. Galeria-Chef Miguel Müllenbach, bereitet die rund 17.000 Beschäftigten auf harte Einschnitte vor. Bis zu 90 der 131 Filialen seien von der Schließung bedroht.
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„Deutlich klarere Aussagen“ solle es Ende Januar geben. Im März sollten die Gläubiger über den Sanierungsplan abstimmen. Hinter den Kulissen wird mit Vermietern über Mietnachlässe und mit Investoren über mögliche Übernahmen verhandelt. Buero.de-Chef Markus Schön, der sich öffentlich als Investor ins Spiel gebracht hatte, hat sein Angebot mittlerweile zurückgezogen. Aber man führe mit weiteren Investoren Gespräche, heißt es. Es bestehen also noch Chancen, dass mehr Filialen gerettet werden könnten.
Görtz
Auch die traditionsreiche Hamburger Schuhhandelskette Ludwig Görtz musste im September den Gang zum Amtsgericht antreten und ein Schutzschirmverfahren anmelden. Zahlreiche Filialen wurden bereits geschlossen, weitere folgen in den nächsten Wochen. In Köln schließen die Geschäfte auf der Ehrenstraße, im Hauptbahnhof sowie auf der Aachener Str. 1253 Ende Februar.
Die Filiale in der Hohe Straße 101 hat bereits Ende September dichtgemacht. Geöffnet bleiben soll wohl die Filiale am Neumarkt/Zeppelinstraße. Das Unternehmen hat erklärt, möglichst viele Filialen erhalten zu wollen, diese müssten aber wirtschaftlich sein. Dort gibt es also noch Hoffnung. Görtz beschäftigte zuletzt rund 1800 Mitarbeiter.
Hakle
Zu Beginn der Corona-Krise waren die Rollen des Toilettenpapierhersteller Hakle noch heiß begehrt. Im September 2022 musste das Unternehmen nach vorher bereits schwierigen Jahren Insolvenz anmelden. Grund waren die hohen Energie- und Papierpreise. Nun sucht der Düsseldorfer Branchenriese nach Investoren, die das Unternehmen sanieren. Ausgang unklar.
Basic
Wie der gesamte Bio-Lebensmittelhandel, spürte auch die Supermarktkette Basic die deutliche Kaufzurückhaltung der Kunden bei den hochpreisigeren Bio-Produkten. Vor Weihnachten musste das Unternehmen dann schließlich ein Schutzschirmverfahren beantragen. Nun muss der Öko-Pionier saniert werden. Er ist das bislang prominenteste Opfer der schlimmsten Krise des Bio-Lebensmittelmarktes seit Jahrzehnten. Die 20 deutschen Basic-Märkte bleiben zunächst geöffnet, die Gehälter der mehr als 500 Mitarbeiter werden weiter gezahlt. Bis zum Sommer soll das Unternehmen wieder auf Kurs gebracht werden.
Reformhaus Bacher
Auch das Reformhaus Bacher litt massiv unter der inflationsbedingten Kaufzurückhaltung. Das Düsseldorfer Traditionsunternehmen im Bereich Naturkost und -kosmetik sowie Bio-Ware meldete Ende Juli Insolvenz an. Die Folge ist ein Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung. Bacher betreibt derzeit rund 100 Filialen in Straßenlagen, Einkaufszentren und an Hauptbahnhöfen und beschäftigt über 500 Mitarbeiter. Der Geschäftsbetrieb soll fortgeführt werden. Ziel ist der Erhalt des 1927 gegründeten Unternehmens mit dem bestehenden Filialnetz bei weiterem Ausbau des Online-Handels.
Orsay
Der baden-württembergische Modehändler Orsay hatte wie viele in der Branche hart zu kämpfen. 2020 mussten rund 50 Filialen schließen, 2021 folgte ein Schutzschirmverfahren und Anfang 2022 die Insolvenz. Bis zum Sommer 2022 wurden alle Läden geschlossen und fast alle der rund 2500 Angestellten entlassen. Auch der eigene Onlineshop ist dicht. Die Marke wird nur noch mit einem Rumpfteam über externe Partner vertrieben.