Köln – Wegen der angespannten Lage auf den Gasmärkten hat die Bundesregierung jüngst die zweite Eskalationsstufe im Notfallplan Gas ausgerufen. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) appellierte an alle Verbraucher – sowohl in der Industrie, in öffentlichen Einrichtungen wie in den Privathaushalten – den Gasverbrauch möglichst weiter zu reduzieren. Am Montag traf er sich mit den für Energie zuständigen EU-Ministern, um über die Energiesituation in Europa im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine zu sprechen. Was bedeutet die Entwicklung nun aber für die Unternehmen in der Region? Wie bereiten sie sich auf mögliche Ausfälle vor?
„Viele produzierende Unternehmen haben kurzfristig keine Alternative zum Gas und wären daher von einem Gas-Stopp massiv betroffen“, sagte ein Sprecher der IHK Köln. Je nach Branche drohten nicht nur Produktionsausfälle, sondern auch erhebliche Schäden der Produktionsanlagen.
Deshalb sei es wichtig, dass Gas soweit möglich nicht für die Stromerzeugung verwendet werde, sondern für die Industrie zur Verfügung stehe. „Vor diesem Hintergrund begrüßen wir die vom Bund geplante Gasersatz-Reserve sehr“, so der IHK-Sprecher. Von dem drohenden Mangel abgesehen seien die hohen Energiepreise und der Rohstoffmangel aus Sicht der meisten Unternehmen laut IHK das größte Geschäftsrisiko.
Der Kölner Autobauer Ford hat bereits Vorkehrungen für eine mögliche Energieknappheit getroffen. „Wir haben einen entsprechenden Notfallplan, mit dem wir uns vorbereitet haben“, sagte Sprecherin Ute Mundolf dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Ins Detail gehen, also etwa wie hoch der Gasanteil am Energiemix in der Produktion ist, wolle man aber nicht.
Lanxess
Beim Spezialchemie-Konzern Lanxess aus Köln sieht man das Problem als mehrschichtig. Lanxess-Chef Matthias Zachert hat erst vor wenigen Tagen öffentlich klargestellt, dass das Unternehmen selbst wenig von einer Gas-Drosselung oder einem Lieferstopp betroffen wäre. Indirekt ist die Sorge aber groß. Denn laut Zachert wären Vorlieferanten und ganze Lieferketten auf Erdgas angewiesen. So könnte es passieren, dass Lanxess indirekt die Folgen des Gasmangels zu spüren bekommt. Welche Auswirkungen das aber konkret habe, sei aktuell schwer zu beurteilen, sagte ein Sprecher dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.
Motorenbauer Deutz
Beim traditionsreichen Kölner Motorenbauer Deutz macht Gas einen nicht unerheblichen Teil des Energiebedarfs aus. Und so hat man sich auch hier auf eine Drosslung der Zufuhr im Rahmen von Notfallplänen vorbereitet. „Zu den Details können wir öffentlich leider keine Angaben machen“, sagt Sprecher Christian Ludwig. Reservekapazitäten oder Ähnliches könnten aber nicht kurzfristig aufgebaut werden.
Bayer Konzern
Der Gesamtanteil von Gas im Energiemix lasse sich beim Leverkusener Bayer-Konzern nur schwer beziffern. „Insgesamt hat sich Bayer in den vergangenen Jahren zu einem Life-Science-Unternehmen entwickelt; das Thema Energiekosten hat für unser Unternehmen daher nicht mehr die Bedeutung, die es einmal hatte“, sagte ein Bayer-Sprecher. So betrugen unsere Energiekosten im vergangenen Jahr nur rund zwei Prozent der gesamten Herstellungskosten.
Man verringere bereits die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern, weil Bayer bis 2030 klimaneutral werden wolle. So habe das Unternehmen im vergangenen Jahr den Anteil Erneuerbarer Energien im Strombezugsmix auf etwa ein Viertel erhöht. „Dennoch brauchen auch wir zuverlässigen und bezahlbaren Zugang zu verschiedenen Energieträgern, um Patienten und Landwirte sicher und kostengünstig mit Arzneimitteln und Produktionsmitteln für die Ernte zu versorgen“, so der Sprecher. Man arbeite intensiv an der Sicherstellung der Versorgung unserer Standorte. Man analysiere auch alle Möglichkeiten zur Reduzierung des Erdgasbedarfes.