Nordrhein-Westfalens Wirtschaft wächst wieder, besser als noch vor Monaten befürchtet, aber doch auf sehr niedrigem Niveau, sagen NRW-Wirtschaftsministerin Neubaur und IHK-NRW-Präsident Stoffels
IHK-KonjunkturumfrageNRW-Wirtschaft nur verhalten optimistisch
NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur (Grüne) wollte Optimismus ausstrahlen, als sie am Donnerstag im 21 Stock des Ministeriums in Düsseldorf gemeinsam mit IHK-NRW-Präsident Ralf Stoffels die Konjunkturumfrage Sommer 2024 vorstellte. „Nordrhein-Westfalen wächst seit langer Zeit stärker als der Bund“, sagte die Grünen-Politikerin.
Das ist sachlich richtig. Aber NRW wächst auf Miniatur-Niveau. Erwartet wird jetzt ein Zuwachs des Bruttoinlandsprodukts um 0,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, berichtete das RWI – Leibniz Institut für Wirtschaftsforschung. Für ganz Deutschland rechnen die Forscher mit einem Wachstum von 0,4 Prozent. Ende Februar hatte das RWI noch mit nur 0,3 Prozent Wachstum für NRW gerechnet. Die Botschaft: Das könnten nun die ersten Anzeichen einer Wende hin zur wirtschaftlichen Erholung sein.
Dafür spricht auch die weiterreichende Prognose des RWI. Für das kommende Jahr 2025 prognostiziert das RWI für Bund und Land unisono ein Wachstum von 1,5 Prozent. „Es geht wirtschaftlich wieder aufwärts - das zeigen sowohl die Produktionszahlen als auch der Bericht des RWI. Und das freut mich sehr“, sagte Ministerin Neubaur.
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Der Arbeitsmarkt in Nordrhein-Westfalen erweise sich weiterhin als erfreulich robust. „25.000 zusätzliche Jobs in diesem Jahr lassen für die Beschäftigung neue Rekordstände erwarten“, so Mona Neubaur. Das allerdings gilt so nicht über alle Branchen. Die neuen Jobs sind vor allem im Dienstlesitungssektor entstanden. Grade im Großraum Köln bauen aber mit Ford, Covestro und Bayer drei sehr große industrielle Arbeitgeber Jobs ab.
Laut Umfrage der IHK NRW ist die Geschäftslage der Unternehmen verhalten. Ein Viertel spricht jeweils von guter oder schlechter Lage. Bei den Erwartungen für die Zukunft gibt es inzwischen zwar elf Prozent mehr Optimisten. Unter Strich ist aber die Zahl der Pessimisten bei den Geschäftserwartungen größer als die der Optimisten, der Saldo liegt bei minus acht Punkten.
Entsprechend klangen die Worte von IHK-NRW Präsident Stoffels weit weniger positiv als die der grünen Ministerin. „Unsere aktuelle Konjunkturumfrage zeigt, dass die Verunsicherung in der NRW-Wirtschaft weiter groß ist“, sagte Stoffels. Auf Nachfrage betonte Stoffels, dass er „ganz NRW vertrete“ und die Umfrage auch den Großraum Köln umfasse. Im Dachverband IHK-NRW waren stets alle 16 IHKs aus NRW organisiert. Die Kölner Kammer hatte aber nach einem öffentlich ausgetragenen Streit ihren Austritt verkündet.