Die Hauptstelle der Commerzbank wird geschlossen. Die Zwischenmiete könnte für die IHK ein teures Interims-Zuhause werden.
Mitglieder „fassungslos“Kölner IHK zieht in Provisorium – Commerzbank schließt Hauptstelle
Die Führung der Industrie- und Handelskammer Köln (IHK) hat einen mehrjährigen Mietvertrag für ein Interimsquartier in der Kölner Innenstadt unterschrieben. So will die Kammer im kommenden Jahr insgesamt rund 13.000 Quadratmeter Bürofläche in der Straße Unter Sachsenhausen Nummer 5–7 beziehen. In dem in den 1960er Jahren erbaute Bürokomplex sitzt bislang die Commerzbank direkt neben der Deutschen Bank sowie gegenüber des derzeitigen IHK-Gebäudes.
Das Gebäude war die Hauptstelle der Dresdner Bank
Für Köln bedeutet das den Verlust einer weiteren Bankfiliale. „Wir bündeln künftig unsere Expertise am Standort Hohenzollernring 72-80 mit rund 200 Mitarbeitenden“, sagte eine Sprecherin der Commerzbank dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Konkret heißt das, die traditionsreiche Niederlassung im Kölner Bankenviertel wird aufgegeben.
Das Gebäude der Commerzbank war vor der Fusion mit dieser die Hauptstelle der Dresdner Bank. Der Standort Hohenzollernring war immer einer der Commerzbank in Köln. Wie viele Mitarbeiter aktuell noch in Unter Sachsenhausen arbeiten, ist unklar. Zuletzt hatten dort das Firmenkundengeschäft und das Wealth Management ihren Sitz.
Alles zum Thema IHK Köln
- Projekt „TuWaS“ In Wipperfürth soll sich kindliche Neugier in Forschergeist verwandeln
- CJD Berufsbildungswerk So lernen und arbeiten in Frechen die Verkaufsprofis von morgen
- Messe Potenzielle Jungunternehmer lassen sich im Probierwerk Opladen beraten
- Gremium neu gewählt Elf Oberberger in der neuen IHK-Vollversammlung
- Wahl der IHK-Vollversammlung Nicole Grünewald strebt Wiederwahl an
- Vollversammlung Aufsicht prüft IHK Köln wegen Wahl
- Vor IHK-Wahl Offener Brief mit Kritik an Kölner Kammer-Spitze
Sanierungskosten sind noch nicht bekannt
Die IHK Köln will das gesamte Haus nach dem Auszug der Commerzbank für mindestens drei Jahre nutzen, heißt es von Seiten des Vermieters, des Hamburger Immobilienentwicklers Momeni. In dieser Zeit, so heißt es, soll der derzeitige Sitz der IHK am Börsenplatz generalsaniert werden.
Der Vorgang ist bemerkenswert, da überhaupt noch nicht feststeht, ab wann, in welchem Umfang und zu welchen Kosten das Kammergebäude saniert werden kann. Die Vollversammlung, also das Parlament der Unternehmer und Unternehmerinnen, hat zwar einer Sanierung im vergangenen Dezember grundsätzlich zugestimmt. Das Hauptamt unter Hauptgeschäftsführer Uwe Vetterlein wurde beauftragt, die nächsten Schritte einzuleiten. Das Thema steht für die nächste Sitzung Anfang Dezember auf der Tagesordnung.
Kritik aus der Vollversammlung der Kammer
Das derzeitige Vorgehen der IHK-Führung stößt jedoch auf Unverständnis bei mehreren Mitgliedern der Vollversammlung. „Ehrlich gesagt bin ich fassungslos“, sagt ein langjähriges Mitglied. „Wir wissen zum jetzigen Zeitpunkt nahezu nichts über den aktuellen Stand der Bauplanungen – vor allem nichts über die Finanzierung. Und trotzdem wird jetzt schon ein mehrjähriger Mietvertrag für ein Ausweichquartier abgeschlossen“, so der Unternehmer gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.
Nach Aussagen der Kammerführung aus dem vergangenen Jahr sollen sich die Baukosten auf etwa 100 Millionen Euro belaufen. Ein Drittel hat die IHK wohl auf der hohen Kante. Für rund 60 Millionen Euro muss ein Kredit aufgenommen werden. Nach Einschätzung von Branchenexperten ist es aber fraglich, ob es bei dieser Summe bleibt – vor allem mit Blick auf die gestiegenen Zinsen als auch auf die ansteigenden Baukosten.
Ebenfalls Anlass zur Kritik gibt einigen Vollversammlungsmitgliedern die Tatsache, dass sie bei der vorigen Sitzung nur beiläufig von Uwe Vetterlein in Kenntnis gesetzt wurden, dass ein solcher Vertrag für ein Ausweichquartier unterzeichnet werden soll. „Uns wurde weder gesagt, wo sich das Interim befindet noch – und das ist viel wesentlicher – was es kosten soll. Bezahlt wird es ja aus unseren Pflichtmitgliedsbeiträgen“, sagt ein Unternehmer aus der Region.
Miethöhe bleibt noch ein Geheimnis
Auf die Frage zur Höhe der jährlichen Mietkosten sowie der Kosten des Umzuges heißt es von der IHK: „Zu Vertragsdetails wird keine Stellung bezogen.“ Branchenkennern zufolge sind bei solchen Lagen wie im Kölner Bankenviertel Monatsmieten von etwa 25 Euro je Quadratmeter zu erwarten. Grob überschlagen würden dann 325.000 Euro monatliche Miete für die IHK fällig, oder umgerechnet 3,9 Millionen Euro pro Jahr.
Zur Frage, ob man nicht einen Beschluss der Vollversammlung für die Anmietung gebraucht hätte, schreibt die Kammer: „Die Vollversammlung hat im Dezember 2022 einen Grundsatzbeschluss mit einem Kostenrahmen gefasst. Für den Mietvertrag war kein weiterer Einzelbeschluss erforderlich.“ Wurden kostengünstigere Alternativen geprüft? „Nach einer Ausschreibung wurde ein Maklerbüro mit der Suche und Prüfung von Alternativen beauftragt.“
In einer Pressemitteilung sagt Hauptgeschäftsführer Uwe Vetterlein zum neuen Domizil: „Wir freuen uns sehr, dass wir für die Interimszeit des Umbaus eine so gute Lösung gefunden haben. Es war ein glücklicher Zufall, dass das Gebäude genau ab nächstem Jahr zur Verfügung steht, wenn wir mit der Modernisierung unseres IHK-Gebäudes starten wollen – und dass auch die Mietdauer an unsere Bedürfnisse angepasst ist.“
Auch das Interims-Domizil gilt in Immobilienkreisen als stark renovierungsbedürftig. „Entweder muss es nach der Zwischenvermietung revitalisiert werden, oder sogar abgerissen“, so ein Insider. Die alte Bankfiliale gilt wegen zweier großer Schalter-Hallen heute als schwer nutzbar.