Dem Bund dürften nach der Pleite des Reiseanbieters FTI und der Warenhauskette Galeria Staatshilfen in Milliardenhöhe verloren gehen.
InsolvenzenFTI und Galeria kosten den Bund eine Milliarde Euro
Die jüngsten Insolvenzen kommen den Bund teuer zu stehen: Wie das „Handelsblatt“ am Mittwoch unter Verweis auf regierungsinterne Papiere berichtete, erwartet die Regierung durch die Insolvenz des Reiseanbieters FTI einen Schaden von schätzungsweise 510 Millionen Euro. Noch etwas mehr Verlust entsteht durch die Pleite der Kaufhauskette Galeria: Hier liegt der erwartete Schaden dem Bericht zufolge bei 524 Millionen Euro.
FTI und Galeria haben Coronahilfen größtenteils nicht zurückgezahlt
Der Verlust stammt aus Altlasten der Coronazeit. FTI hatte Staatshilfen aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) erhalten und diese größtenteils noch nicht zurückgezahlt. Nach dem Bericht des „Handelsblatt“ erhielt der drittgrößte Reisekonzern Europas 603 Millionen Euro aus dem WSF. 93 Millionen zahlte FTI bis zu seiner Insolvenz zurück.
Die FTI-Pleite macht damit annähernd die Hälfte der insgesamt erwarteten Verluste des WSF auf. Diese summieren sich der Aufstellung zufolge auf rund 1,1 Milliarden Euro. Deutlich weniger ins Gewicht fallen die Insolvenzen der Autozulieferer A-Kaiser und Frimo, des Maschinenbauers Global Retool sowie der Modeunternehmen Görtz und Orsay. Sie erhöhten den geschätzten Schaden um 73,8 Millionen Euro.
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Der WSF geht zurück auf die Finanzkrise 2008. In der Corona-Pandemie hatte die Bundesregierung das Finanzinstrument erheblich erweitert, um Unternehmen in der Krise zu helfen. Zur Abfederung der Energiekrise infolge des russischen Angriffs auf die Ukraine stattete die Bundesregierung den Topf mit weiteren 200 Milliarden Euro aus. Trotz der Verluste war dies für den Bund bislang ein positives Geschäft: Die Gewinne durch die Hilfsmaßnahmen belaufen sich laut „Handelsblatt“ auf 1,23 Milliarden Euro und somit etwas mehr als die genannten Verluste.
Eurowings und Condor halten FTI-Insolvenz für beherrschbar
FTI hatte am Montag in München Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt. Von der Insolvenz und deren Folgen betroffen sind zunächst die Kunden, die Leistungen von FTI Touristik gebucht haben. Dazu gehören die Marke FTI in Deutschland, Österreich und den Niederlanden sowie Angebote wie 5vorFlug oder die Mietfahrzeugmarken DriveFTI und Cars and Camper. Auch wer die FTI-Leistungen über eine Buchungsplattform wie Check24 oder Ab-In-den-Urlaub gebucht hat, ist betroffen.
Die größeren deutschen Ferienfluggesellschaften Eurowings und Condor halten die wirtschaftlichen Folgen der Insolvenz des Reiseveranstalters FTI indes für beherrschbar. Man warte derzeit auf Entscheidungen des Insolvenzverwalters, sagte ein Sprecher der Lufthansa-Tochter Eurowings am Mittwoch in Köln. Vorher könnten die reservierten Plätze nicht erneut vermarktet werden. Wie auch Condor nannte Eurowings keine Zahlen zu den von FTI geblockten Sitzplätzen.
Sonderkonditionen für FTI-Reisende
Aus Kreisen war zu hören, dass zuletzt die FTI-Kontingente bei beiden Gesellschaften kleiner geworden seien. Das Touristikunternehmen musste bei beiden Gesellschaften dem Vernehmen nach die Tickets spätestens am Tag des Fluges bezahlen. Das seien marktübliche Konditionen.
„Wir gehen davon aus, dass die durch die Insolvenz von FTI entstehende Lücke auch kurzfristig vom Markt geschlossen wird“, erklärte eine Condor-Sprecherin. Dazu haben bereits Veranstalter wie die TUI besondere Verkaufsaktionen gestartet. Unter der Marke Eurowings Holidays gibt es zudem Pauschal-Pakete mit Sonderkonditionen für FTI-Gäste, die aktuell ihre Reise nicht antreten können. Im Buchungsprozess muss dafür die ursprüngliche Reisebestätigung nachgewiesen werden. Man sehe bereits ein sprunghaft gestiegenes Interesse an den alternativen Reiseangeboten, sagte der Airline-Sprecher.
Condor und Eurowings erneuerten ihre Zusagen, dass sie FTI-Kunden nicht an den Zielorten zurücklassen werden, sondern alle Touristen nach Hause fliegen. Die Rewe-Group-Tochter Dertour wurde eigenen Angaben zufolge vom Deutschen Reisesicherungsfonds beauftragt, FTI-Reisende in der Türkei, Ägypten, Thailand, Sri Lanka, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Panama und auf den Kanaren zu betreuen.
FTI-Übernahme wurde nicht korrekt angemeldet
Der geplante Einstieg des US-Finanzinvestors Certares bei FTI ist dem Bundeskartellamt zufolge nicht bei der Behörde fusionskontrollrechtlich angemeldet worden. Das Bundeskartellamt dürfe nur Fusionen genehmigen, die bei der Behörde auch angemeldet wurden, teilten die Wettbewerbshüter am Mittwoch auf Anfrage mit. „Warum das Fusionsvorhaben nicht beim Bundeskartellamt angemeldet wurde, entzieht sich unserer Kenntnis.“ Zuvor hatte das Wirtschaftsmagazin „Capital“ darüber berichtet.
FTI hatte Mitte April mitgeteilt, ein Konsortium unter Führung von Certares habe eine Vereinbarung über die Übernahme der Gruppe und deren Finanzierung unterzeichnet und werde das Unternehmen künftig steuern. Die Transaktion unterliege den üblichen behördlichen Genehmigungen. (mit afp / dpa)