Wie viele der rund 4400 Jobs gerettet werden könnten und warum der Käufer noch geheim bleiben muss.
Auch Kölner Fordler erleichtertWie es im Ford-Werk an der Saar weitergeht
Das Ringen um die Zukunft des Ford-Werkes in Saarlouis bleibt für die rund 4400 Beschäftigten ein Nervenkrimi. Nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ war bis kurz vor der Betriebsversammlung am Freitagmittag noch keine Unterschrift unter den für den Standort so wichtigen Dokumenten.
Wenig später dann die gute Nachricht: Für das Werk an der Saar, das 2025 seine Produktion beenden wird, ist ein Investor gefunden worden. „Nach intensiven Verhandlungen mit einem Groß-Investor haben Ford und die saarländische Regierung erste Vereinbarungen unterzeichnet“, sagte Ford-Deutschland-Chef Martin Sander. Dies sei eine hervorragende Grundlage für weitere Verhandlungen mit dem Potenzial, rund 2.500 Arbeitsplätze in Saarlouis zu schaffen, so Sander.
Sorge, dass Investor abspringt
Der Name des Investors wurde nicht genannt. Die beteiligten Parteien haben Stillschweigen vereinbart, heißt es aus dem Unternehmensumfeld. Zu groß sei die Sorge, dass der Kaufinteressent doch noch abspringen könnte. Unterschrieben wurde von den drei Parteien nun erstmal eine Absichtserklärung – ein sogenannter Letter of Intent (LoI). Dieser ist jetzt die Basis für vertiefende Gespräche, ist aber rechtlich nicht bindend. In der Regel folgt darauf ein „Memorandum of Understanding“, eine Art Vorvertrag und schließlich der endgültige Vertrag.
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Aus dem Unternehmensumfeld heißt es, dass, wenn nicht mehr dazwischen kommt, bis Ende des Jahres alles in trockenen Tüchern sein sollte. Die Verhandlungen hatten sich monatelang hingezogen, dabei wurde anfangs vom Ford-Management bereits eine Entscheidung in diesem Frühjahr in Aussicht gestellt. „Es ist nach wie vor unser Ziel, das Werk in Saarlouis umzugestalten und künftige Beschäftigungsmöglichkeiten zu schaffen – diese Woche sind wir diesem Ziel einen großen Schritt näher gekommen“, so Ford-Chef Martin Sander.
Politik spricht von Meilenstein
Auch Saarlands Wirtschaftsminister Jürgen Barke zeigte sich nun erleichtert. Man habe einen „Meilenstein auf dem Weg zur Zukunftssicherung des Ford-Standortes“ erreicht, sagte der SPD-Politiker. Dem Minister zufolge geht es nun um Detailfragen zur Ausgestaltung und nicht mehr um die grundsätzliche Frage, ob überhaupt Interesse besteht. Man habe intensive Verhandlungen hinter sich. Weitere stünden bevor.
„Wir werden uns mit allem, was wir haben, reinhängen“, sagte Barke. Denn es bestehe vom Land und auch von Investorenseite die große Bereitschaft, das gemeinsame Projekt über die Ziellinie zu bekommen – dies auch aufgrund der Verantwortung gegenüber den Beschäftigten. Dem Vernehmen nach ist das Land bereit, Mittel zur Verfügung zu stellen.
Auch Arbeitnehmervertreter äußerten sich positiv. „Wir sind noch nicht am Ziel, aber der Weg ist ein guter“, sagte der Betriebsratsvorsitzende des Werks, Markus Thal. „Wir bleiben auch weiterhin auf der Spur, dass wir hier für Arbeitsplätze angetreten sind und eben nicht für die schnelle Abwicklung des Standortes, diesem Ziel sind wir heute ein gutes Stück nähergekommen.“
Großinvestor ist Favorit
Bis zu 30 Interessenten soll es dem Vernehmen nach anfangs gegeben haben. Immer wieder genannt wurde der chinesische Autokonzern BYD. Das Unternehmen will, wie auch andere chinesische Hersteller, in Europa Fuß fassen. Doch BYD gehöre nun nicht mehr zu den Favoriten, heißt es. Des Weiteren soll laut des Wirtschaftsdienstes „Bloomberg“ auch eine Gruppe kleinerer chinesischer Autobauer interessiert sein. Ein Großinvestor gilt als Fords bevorzugte Lösung. Es gibt Hinweise, dass es sich um einen E-Mobility-Anbieter handelt, der nicht aus Europa stammt.
In dem Traditionswerk in Saarlouis wird derzeit das Kompaktmodell Focus gebaut, das 2025 ausläuft. Ford hat die Zusage gemacht, etwa 1000 der 4400 Jobs bis 2032 zu erhalten. Übernimmt allerdings ein Investor das gesamte Werk, müsste er sich wohl verpflichten, insgesamt 2500 Beschäftigte zu übernehmen. Betroffen sein werden möglicherweise auch noch rund 1300 Mitarbeiter in benachbarten Zuliefererbetrieben.