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Jobangst bei Kölner Ford-Tochter„Machen Sie sich Gedanken über eine neue Perspektive“

Lesezeit 3 Minuten

Die Ford-Werke in Niehl aus der Luft

Köln – Kurz vor den Weihnachtsferien erhielten die Mitarbeiter der Getriebe-Entwicklung für Ford in Köln eine denkbar schlechte Nachricht. Einmal pro Monat informiert die Geschäftsführung dieser Sparte, die „Getrag-Ford Transmissions GmbH (GFT) heißt, ihre Mitarbeiter in einer Art virtuellen Betriebsversammlung über die aktuelle Lage.

Die letzte Veranstaltung dieser Art war am Dienstag vergangener Woche. Wie der „Kölner Stadt-Anzeiger“ aus dem Umfeld der Firma erfuhr, gab GFT-Geschäftsführer Uwe Pfeifer den Mitarbeitern in dieser Runde den wörtlichen Rat: „Machen Sie sich in den kommenden Tagen Gedanken über eine Perspektive außerhalb der GFT“.

Rund 275 Mitarbeiter

Das Kölner Getriebewerk will Ford offenbar mit allen Mitarbeitern übernehmen, nicht aber die Abteilung zur Entwicklung von Getrieben und dem Bau von Prototypen, die ihren Standort in Köln hat. Rund 275 Mitarbeiter sind dort beschäftigt, darunter zahlreiche Entwicklungsingenieure, aber auch Verwaltungseinheiten wie Personalabteilung und Controlling.

Zum Hintergrund: Der Autobauer Ford restrukturiert seine Getriebefertigung neu. So soll das über 20 Jahre bestehende Joint Venture mit dem kanadisch-österreichischen Automobilzulieferer Magna beendet werden. Beide Seiten hätten sich darauf verständigt, hieß es in einem Brief an die Mitarbeiter von Ende August. Bislang gibt es zwar nur eine unverbindliche Absichtserklärung, dass die Trennung allerdings vollzogen wird, davon sind Beobachter überzeugt. Ein Insider berichtet, dass die Absichtserklärung aber auch im Dezember 2020 noch nicht von beiden Seiten unterschrieben wurde.

Kein Abfindungsangebot für GFT

Seit 2001 entwickeln und fertigen die beiden Partner gemeinsam Getriebe in den Werken Köln, Halewood in Großbritannien, Kechnec in der Slowakei sowie Bordeaux in Frankreich, die nun zwischen den Parteien aufgeteilt werden sollen. Köln und Halewood sollen in den Besitz von Ford übergehen, Bordeaux verbleibt bei Magna, einem der größten Zulieferunternehmen weltweit. Das Werk in Kechnec soll bereits an Magna übergegangen sein. Darüber hinaus gibt es noch gemeinsame Produktionsstätten in China und Indien. Dem Vernehmen nach geht Indien an Magna, China wird vorerst gemeinsam weiterbetrieben werden. Letzteres ist für Branchenkenner schwer nachvollziehbar.

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Die Krux für die 275 Kölner Entwickler: Sie gehören nach der Aufteilung weder zu Ford noch zu Magna. Die beiden Konzerne hatten ihren jeweiligen Mitarbeitern unterschiedliche Abfindungen angeboten, und teilweise Sozialpläne vereinbart. Nicht aber für die GFT-Mitarbeiter. Die Kölner GFT will offenbar keines der beteiligten Unternehmen haben. Nach Informationen unserer Redaktion gibt es für die GFT-Mitarbeiter aktuell kein Abfindungsangebot.

Betriebsratschef übt Kritik

In einem Rundbrief, der unserer Zeitung vorliegt, hat sich Martin Hennig, Chef des Betriebsrats von Ford, sehr kritisch zu dem Vorgehen des GFT-Chefs geäußert. Zu der Aufforderung, an den Feiertagen über eine neue berufliche Perspektive nachzudenken, schrieb Hennig: „Das ist eine bodenlose Frechheit! Das zeigt, wie weit diese Shareholder (Eigentümer; Anm. d. Red.) von der Belegschaft entfernt sind und wie wenig ihnen die Schicksale der Menschen bedeuten! Nun sollen wieder die Kolleginnen und Kollegen an der Basis die Zeche zahlen – welch ein ,grandioser’ Abschluss eines ohnehin verkorksten Jahres…“ Außerdem kritisiert der Betriebsratschef, dass in der Betriebsversammlung nicht alle Fragen der Beschäftigten beantwortet worden seien.

Betriebsbedingte Kündigungen wären eine Zäsur im Hause Ford, auch wenn GFT nur ein Joint Venture mit Ford-Beteiligung ist. Unklar ist auch, wie Ford in Europa künftig ohne eigene Getriebeentwicklung auskommen will. In Köln werden alle Getriebe für Ford-Autos mit Gangschaltung in Europa entwickelt, teilweise auch für den US-Markt des Autobauers. Auch Elektroautos brauchen ein Getriebe, wenn auch ohne Gänge.

Ford äußert sich nicht

Bei Ford wollte man sich mit Verweis auf die laufenden Verhandlungen nicht zu den Vorgängen und den Äußerungen in der Betriebsversammlung äußern.

Hintergrund für das Ende der Partnerschaft mit Magna ist die veränderte Struktur auf dem Auto-Markt. Erstens hat die Modellvielfalt bei Ford extrem abgenommen, zweitens sind Getriebe für E-Autos, die immer stärker auf den Markt drängen, weitaus weniger komplex als für Personenwagen mit Schaltgetriebe und Verbrennungsmotor.