Seit 2019 ist Deichmann Schuh-Lizenzpartner von Esprit. Nun sind die Essener in letzter Minute ins Bieterrennen um die insolvente Modekette eingestiegen und haben den Zuschlag bekommen. Was das für die Zukunft von Esprit heißt.
Keine Rettung in SichtDeichmann kauft Markenrechte - Esprit-Läden werden trotzdem abgewickelt
Es war ein kurzer Hoffnungsschimmer, als die insolvente Modekette Esprit in dieser Woche bekanntgab, mit dem Schuhhändler Deichmann einen neuen Käufer der Markenrechte gefunden zu haben. Eigentlich hatte der britische Finanzinvestor Alteri, zu dem unter anderem das Modeunternehmen CBR Fashion mit den Marken Street One und Cecil gehört, die Markenrechte für das insolvente europäische Geschäft kaufen wollen. Der hatte allerdings nur Interesse an der Marke, nicht am operativen Geschäft, wollte also weder Filialen noch Arbeitnehmer. Bevor das Angebot in einen verbindlichen Vertrag überführt wurde, stieg Deichmann ins Bieterrennen ein - und sicherte sich den Zuschlag.
Deichmann kauft Schuhmarkenrechte in Europa und USA
Doch am Schicksal von Esprit ändert die neue Situation nichts. Deichmann übernimmt die Schuhmarkenrechte von Esprit in Europa und den USA, nicht aber operative Firmenanteile des Unternehmens. „Wir glauben an die vielseitige Marke. Die trendigen, bequemen Schuhe von Esprit passen hervorragend in unser Portfolio“, heißt es von Deichmann. Seit 2019 führt der Händler bereits Schuhe von Esprit, beschafft und entwickelt seit 2020 sogar gemeinsam mit der Marke eine eigene Kollektion.
Die Gläubigerausschüsse der sieben insolventen deutschen Esprit-Gesellschaften und der Sachwalter haben dem Verkauf bereits zugestimmt. Über die Konditionen des Vertrags haben die Parteien Stillschweigen vereinbart, heißt es in einer Mitteilung. Die Markenrechte für die Esprit-Textilsparte, die Deichmann ebenfalls erworben hat, sollen an die Theia Group of Companies übergehen, ein Dienstleister, der sich auf Marken-Management spezialisiert hat.
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Alle eigenen Läden schließen bis Ende November
Esprit-Sanierungsgeschäftsführer Christian Gerloff sagte in einer Mitteilung: „Durch das späte Angebot von Deichmann war eine neue Bietersituation entstanden. Nun aber herrscht Klarheit: Deichmann wird als langjähriger Partner von Esprit den Schuhbereich fortführen, während Theia die Chance bekommen soll, das Textilgeschäft neu aufzustellen und der etablierten Marke Esprit neuen Glanz zu verleihen.“
Am Schicksal von Esprit ändert das allerdings nichts. Die zuletzt 56 eigenen Geschäfte schließen voraussichtlich bis Ende November, darunter auch die Kölner Läden an der Ehrenstraße und im Rhein-Center in Weiden. Der Geschäftsbetrieb der insolventen Gesellschaften wird abgewickelt. Damit verlieren rund 1300 Mitarbeiter ihren Job.
Esprit hat weltweit fast tausend Läden dichtgemacht
Bereits im Jahr 2020 hatte Esprit ein Schutzschirmverfahren für mehrere deutsche Gesellschaften beantragt. Damals waren rund 50 Filialen in Deutschland geschlossen worden, etwa 1100 Stellen wurden gestrichen. Wie andere Einzelhandelsunternehmen litt auch Esprit unter den Auswirkungen der Corona-Pandemie.
Doch die Pandemie war nur noch der sprichwörtliche Sargnagel. Esprit gilt schon viele Jahre als Sorgenkind. Die Esprit-Holding in Hongkong, zu der auch das europäische Geschäft gehört, hat seit 2017 in sechs von sieben Jahren rote Zahlen geschrieben. 2023 standen Verluste in Höhe von 2,3 Milliarden Euro zu Buche und auch die Umsätze wurden immer weniger. Das lag auch daran, dass das Filialnetz stark geschrumpft ist. Im Jahr 2010 gab es weltweit noch mehr als 1100 eigene Esprit-Geschäfte, 2023 nur noch 147.
In Deutschland hatte der Konzern 2011 knapp 180 Läden, inzwischen sind es 56. Daneben gab es 60 Franchise-Stores, die meisten von der PTH Group betrieben. Der Mode-Franchiser hat seinen Vertrag mit Esprit im Frühjahr gekündigt und zahlreiche Stores in andere Formate umgewandelt - darunter auch der ehemalige Esprit-Laden am Kölner Hauptbahnhof, der nun „Catches“ heißt.