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Kölner AutobauerTransfergesellschaft für Ford Saarlouis steht

Lesezeit 3 Minuten
ARCHIV - 04.10.2023, Saarland, Saarlouis: Schilder auf dem Außengelände des Ford Werks in Saarlouis. (zu dpa: «Transfergesellschaft für Ford Saarlouis steht») Foto: Oliver Dietze/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Schilder auf dem Außengelände des Ford Werks in Saarlouis.

Bei Ford in Köln sitzt der Schock über den geplanten Stellenabbau von 2900 Jobs noch tief. Nun gibt es halbwegs erfreuliche Nachrichten aus dem Schwesterwerk in Saarlouis.

Nach langen und zähen Verhandlungen hat sich der Saar-Betriebsrat mit dem US-Autobauer auf eine Betriebsvereinbarung zu einer Transfergesellschaft geeinigt. Die Beschäftigten wurden am Dienstag auf einer Betriebsversammlung über den Abschluss der Verhandlungen informiert.

Zum Hintergrund: Vor mehr als zwei Jahren hatte Ford für 2025 das Aus der Focus-Produktion in Saarlouis bekanntgegeben. Einen Nachfolger wird es nicht geben. Nachdem die Investorensuche für das Werk gescheitert war, hatten sich Betriebsrat, die Gewerkschaft IG Metall und der Autobauer im Februar dieses Jahres dann auf Regelungen zur Zukunft der damals noch 3750 Beschäftigten geeinigt.

Übergang in neuen Job erleichtern

Die Vereinbarungen beinhalten unter anderem die Weiterbeschäftigung von 1000 Mitarbeitern mit einem Kündigungsschutz bis Ende 2032, Abfindungen und Prämien sowie Qualifizierungsprogramme. Außerdem soll das ursprünglich für Mai 2025 geplante Ende der Produktion des Ford-Focus auf Ende November 2025 verschoben werden.

Nun steht also als einer der letzten Schritte auch die Transfergesellschaft. Saarbetriebsratschef Markus Thal sagte, sämtliche Regelungen seien bereits abgestimmt mit der Agentur für Arbeit und auch dem Transferträger. Dabei handle es sich um die „10k Transfer GmbH“ aus Speyer. „Ein erfahrenes Unternehmen, das mit seinem Konzept überzeugt hat“, so Thal.

Markus Thal, Vorsitzender des Betriebsrates Ford Saarlouis, sitzt bei einer Pressekonferenz des Gesamtbetriebsrates und der IG Metall Köln-Leverkusen auf dem Werksgelände Ford-Werke in Köln-Niehl.

Markus Thal, Vorsitzender des Betriebsrates Ford Saarlouis.

Ziel sei es, die Mitarbeiter bei der Suche nach einer Beschäftigung in einem neuen Unternehmen zu unterstützen oder den Übergang in eine Selbstständigkeit zu erleichtern. Dazu sieht das Konzept neben einer allgemeinen Beratung, Betreuung und Bewerbungstraining auch allgemeine und zielgerichtete Qualifizierungen vor, ebenso wie die Suche nach Einsatzmöglichkeiten auf dem Arbeitsmarkt.

Die Vereinbarung für die Transfergesellschaft helfe den betroffenen 1700 Mitarbeitern, zunächst eine direkte Arbeitslosigkeit zu vermeiden, sagte Thal. Gleichzeitig könnten sie sich qualifizieren lassen und von hier einen Neustart wagen. Die Transfergesellschaft beginnt mit dem 1. Dezember 2025 und besteht – je nachdem, ob die Mitarbeiter jünger oder älter als 55 Jahre alt sind – 18 beziehungsweise 24 Monate.

Beschäftigte bekommen 80 Prozent des Netto-Gehalts

Während der Dauer erhalten die Mitarbeiter laut Betriebsrat grundsätzlich 80 Prozent des Netto-Entgelts. Darüber hinaus sieht die Betriebsvereinbarung Umzugskostenzuschüsse für Mitarbeiter vor, die sich für einen neuen Job ab 100 Kilometer entfernt entscheiden.

Derzeit sind noch 3100 Mitarbeiter in Saarlouis tätig. Zwischen April und Juni schieden 700 Beschäftigte über Abfindungen aus. Weitere 380 werden nach Angaben Thals das Unternehmen bis Ende Januar 2025 verlassen.

„Wichtig ist, dass es in Saarlouis weiter ein Ford-Werk mit 1000 Jobs geben wird – auch nach Auslauf der Pkw-Fertigung im November 2025“, unterstrich Thal. Denn es entstehe ein neues Teile- und Komponentenwerk der Ersatzteilfertigung, das eines der größeren Betriebe im Saarland und eines der größten in Saarlouis darstellen werde. „Das, was bleibt, ist sicher nicht genug an Arbeitsplätzen, es ist aber auch nicht nichts!“, so der Betriebsratschef.