Köln – „Unsere Art zu leben, gefährdet unsere Zukunft“, heißt es in dem Video, das am Mittwoch bei einer Kölner Pressekonferenz vorgeführt wurde. „Der Ausstoß von Treibhausgasen und der dadurch verursachte Klimawandel zeigen Folgen überall auf der Welt“, geht es weiter. Nicht etwa Greenpeace oder die Aktivisten von Fridays for Future hatten Journalisten eingeladen, um über den Klimawandel zu sprechen.
Mit dem Video verkündete vielmehr der Kölner Konzern Lanxess seine neue Klimastrategie. Lanxess gehört zu den zehn umsatzstärksten Unternehmen der deutschen Chemiebranche, die für gut 14 Prozent der mehr als 124 Millionen Tonnen CO2, die die deutsche Industrie im Jahr 2018 ausstieß, verantwortlich ist.
Klimaneutral bis 2040
Lanxess verursachte im vergangenen Jahr noch 3,2 Millionen Tonnen CO2 in seiner Produktion. Doch nun soll alles anders werden: Bis 2040 will die einstige Bayer-Tochter klimaneutral arbeiten. Auf dem Weg dorthin soll der Ausstoß von Treibhausgasen bis 2030 halbiert werden. Laut Plan werden ein weiteres Jahrzehnt später die verbleibenden 300 000 Tonnen CO2, die auch dann noch verursacht werden, kompensiert – beispielsweise durch Zahlungen für Aufforstungsprojekte.
In der deutschen Großchemie setze sich Lanxess damit „die ambitioniertesten Ziele überhaupt“, sagte Vorstandschef Matthias Zachert bei der Vorstellung der Klimaziele. Der Konzern werde seiner „Verantwortung als globaler Spezialchemie-Konzern gerecht“.
Geschäft mit Chromchemikalien soll verkauft werden
Mehrere Entscheidungen sollen die ersten Erfolge der Klimastrategie bis 2025 sichern: So gab Lanxess am Mittwoch bekannt, das Geschäft mit Chromchemikalien zu verkaufen. Es sei „ein Geschäft, das schmutzige Chemie enthält“, sagte Zachert. Und von schmutziger, also emissionsreicher Chemie, wolle sich Lanxess trennen. Die Frage, wo im Portfolio der Kölner sich denn noch schmutzige Chemie befinde, konnte oder wollte Zachert nicht beantworten.
Das stünde „heute nicht zur Diskussion“, sagte der Lanxess-Chef. Mit Chromchemikalien erlöst Lanxess bislang rund 100 Millionen Euro jährlich, künftig wird es von Brother Enterprises, einem chinesischen Hersteller für Lederchemikalien, weitergeführt. 200 000 Tonnen CO2-Äquivalente sollen so eingespart werden.
Bonuszahlungen an Klima-Bilanz gekoppelt
Ein weiterer Schritt ist der zweistufige Bau einer Anlage zur Lachgas-Reduktion in Antwerpen. Bei der Produktion eines Vorprodukts für Automobil-Kunststoffe entsteht das Lachgas. Dessen Reduktion soll ab 2023 insgesamt 450 000 Tonnen Treibhausgase einsparen. Drittens, soll die Produktion an zwei indischen Standorten ab 2023 komplett mit regenerativen Energien betrieben werden – hier liege die Ersparnis bei jährlich 150 000 Tonnen.
Zur neuen Klimastrategie gehört darüber hinaus auch, dass der CO2-Abdruck von Übernahmekandidaten bei künftigen Akquisitionsentscheidungen stärker gewichtet werden soll. Bonus-Zahlungen an das Top-Management sollen zudem in noch nicht festgelegtem Umfang an die Erreichung der Ziele zur CO2-Reduktion gekoppelt sein.
Das dritte Quartal 2019 lief für Lanxess unterdessen ordentlich – insbesondere angesichts der schwächelnden Chemiebranche. Diese hat 2019 vor allem mit der krisenbedingt schwachen Nachfrage aus der Automobilbranche – bei Lanxess ist diese für ein Fünftel des Umsatzes verantwortlich – und einer allgemein schwächelnden Konjunktur zu kämpfen.
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Der Umsatz des Kölner Spezialchemie-Herstellers blieb mit gut 1,78 Milliarden Euro auf Vorjahresniveau, auch der operative Gewinn sank nur leicht um 3,6 Prozent auf 267 Millionen Euro. Der Nettogewinn sank aufgrund höherer Abschreibungen um 13,8 Prozent auf 69 Millionen Euro. Die Jahresprognose über einen Gewinn zwischen einer und 1,05 Milliarden Euro bestätigte Lanxess-Chef Zachert.