Düsseldorf – Mona Neubaur hat ihr Herz für die Schornsteinfeger entdeckt. Angesichts der Energiekrise und des drohenden Gasmangels im kommenden Winter setzt die NRW-Wirtschaftsministerin auf pragmatische Lösungen, praktische Tipps und kreative Sparideen – und das auf Klima- und Energietechnik spezialisierte Handwerk.
Dazu zählen auch die Schornsteinfeger, die es in NRW pro Tag auf 50.000 Kundenkontakte bringen. Beim Energiesparen kommt ihnen wie der gesamten Branche eine Schlüsselrolle zu. „Ein Drittel des Gasverbrauchs in NRW entfällt auf die privaten Haushalte“, sagt die Grünen-Politikerin und sucht den Schulterschluss mit dem Handwerk.
„Wir müssen den Verbrauch in den privaten Haushalten reduzieren“
Am Ende eines Treffens mit den Präsidenten der Spitzenorganisationen des NRW-Handwerks am Donnerstag steht eine Erklärung, dass man gemeinsam die Energiekrise meistern will. Dabei ist allen klar: Der eklatante Fachkräftemangel und die Lieferengpässe werden sich auf die Schnelle nicht beheben lassen. Deshalb steht Energiesparen an erster Stelle. „Wir müssen den Verbrauch in den privaten Haushalten reduzieren“, sagt Andreas Ehlert, Präsident des NRW-Handwerks.
Man werde alle Gewerke vom Heizungsbauer bis zum Dachdecker auffordern, bei ihren Tausenden Kundenkontakten „kleinere Fragen wie die Raumtemperatur anzusprechen. Der Warmwasserspeicher muss nicht 60 Grad heiß sein, wenn wir mit 38 Grad duschen. Im Sommer kann es ausreichen, die Heizungsanlage nicht schon bei 17, sondern erst bei zwölf Grad anspringen zu lassen, weil das Haus noch viel Wärme gespeichert hat“.
Ratschläge sollen möglichst kostenlos sein
Diese Ratschläge sollen die Menschen nichts kosten, bei längeren Beratungsgesprächen werde man die Betriebe bitten, möglichst kostengünstig zu arbeiten.
Mit diesen und vergleichbaren Tipps sollen die Handwerker als Energie-Botschafter ihre Kunden möglichst aus eigenem Antrieb heraus versorgen. „Wir wissen auch, dass wir von heute auf morgen nicht 10.000 zusätzliche Klempner und Installateure haben werden.“
Das NRW-Arbeitsministerium will parallel einmal mehr dafür sorgen, einen „Fachkräfte-Booster“ für das Handwerk zu starten, so Staatssekretär Matthias Heidmeier. Das sei schwer zu organisieren, weil es dabei um einen Imagewechsel gehe. „Wir möchten von Chancenberufen sprechen, statt ständig den Mangel zu betonen.“ Gerade die energie- und klimatechnischen Handwerke böten bei der Transformation der Wirtschaft zu einer klimaneutralen Produktionsweise viele Möglichkeiten.
Kompetenzträger der Energiewende
Das Handwerk sei der Kompetenzträger der Energiewende. „Energieeffizienz und Energiesparen braucht auch Profis bei der Umsetzung. Ohne Fachkräfte keine Klimaneutralität. Deswegen freuen wir uns über jeden, der sich zum Beispiel für eine Ausbildung in den entsprechenden Handwerksberufen entscheidet“, sagt Heidmeier.
Das könnte Sie auch interessieren:
Um die Berufe attraktiver zu machen, müssten die Bildungszentren des Handwerks modernisiert, die duale Ausbildung gestärkt und die Berufskollegs aufgewertet werden. „Es geht um die Gleichwertigkeit von Azubis und Studierenden.“
Das Bündnis #NRWspartEnergie hat sich viel vorgenommen. So sollen dezentrale Lösungen bei der Energieversorgung zum Beispiel durch Photovoltaik-Anlagen die Abhängigkeit vom Gas verringern, Planungs- und Genehmigungsverfahren überprüft und beschleunigt werden. Auch rechtliche Rahmenbedingungen gelte es zu überprüfen, wenn das zur Senkung des Energieverbrauchs beiträgt.
„Damit, dass eine Wärmepumpe nur dann installiert werden darf, wenn der Abstand zum Nachbarn links und rechts jeweils drei Meter beträgt, hat sich das Thema für Reihenhaussiedlungen schon erledigt“, sagt NRW-Handwerkspräsident Ehlert. „In der jetzigen Lage müssen wir offen sein für kreative Lösungen.“