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Offener BriefKölner Kölschbrauer bitten Armin Laschet um Hilfe

Lesezeit 3 Minuten
Kölsch

Eine Szene aus anderen Zeiten: Der Köbes bringt Kölsch. Seit November 2020 sind wegen Corona alle Brauhäuser Kölns geschlossen.

Köln – Die Kölner Brauerein sind durch die Corona-Pandemie und die Schließung der Gaststätten und Brauhäuser in Not geraten. Jetzt bitten sie Ministerpräsident Armin Laschet in einem offenen Brief um Hilfe. Ihr Problem: Die bisherigen Corona-Hilfen in der Gastronomie greifen bei den Brauereien nicht, da sie mehr als 50 Mitarbeiter haben. In dem Brief, der vom Geschäftsführer des Kölner Brauerei-Verbandes, Christian Kerner unterschrieben ist, bitten sie darum, die bisherigen Wirtschaftshilfen zu korrigieren.

Hier der Brief des Kölner Brauerei-Verbandes im Wortlaut:

"Sehr geehrter Herr Ministerpräsident Laschet,

Alles zum Thema Armin Laschet

als Vorstand des Kölner Brauerei-Verbandes, der die Interessen von neun Mitgliedsunternehmen vertritt, halten wir es für inakzeptabel, dass die Politik unsere Branche bei den Novemberhilfen zum größten Teil ausschließt.

Die aktuelle Situation mit den von Ihnen mitgetragenen Maßnahmen treffen alle Mitgliedsbrauereien mit einem hohen Gastronomieanteil wirtschaftlich extrem hart. Die Umsätze in diesem Segment entfallen für uns komplett. Durch ausbleibende Mieten, Pachten und Darlehnsausfälle für Gastronomie-Objekte sind wir darüber hinaus stark belastet.

Hilfen greifen nicht

Der Bund hat eine außerordentliche Wirtschaftshilfe beschlossen, die das Land NRW verwaltet. Demnach werden nur Unternehmen bis 50 Mitarbeiter unterstützt, die mehr als 80 Prozent des Gesamtumsatzes mit temporär geschlossenen Betrieben erwirtschaften. Das würde für viele unserer Mitgliedsbrauereien bedeuten, dass sie durch das Maßnahmen-Raster fallen und erheblich benachteiligt werden.

Kerner

Christian Kerner, Geschäftsführer des Kölner Brauerei-Verbandes

Die 80 Prozent Umsatzrückgang erreichen wir nicht, da wir noch einen Teil unseres Absatzes mit Flaschenbier im Handel erzielen, der die Umsatzeinbußen in der Gastronomie jedoch bei Weitem nicht kompensieren kann.

Ebenfalls durchs Raster fallen gastronomische Objekte, die die Brauereien selber betreiben oder die als eigene Tochtergesellschaft rechtlich selbstständig wirtschaften. Diese Brauhäuser leisten einen erheblichen Beitrag zum gesamten Unternehmenserfolg.Sie werden bezüglich der Corona-Finanzhilfen gesamtheitlich mit der Brauerei betrachtet. Das führt dazu, dass zwischen Brauerei und Gastronomie nicht getrennt wird. Unseren Brauhäusern werden so die wirtschaftlichen Hilfen für das gastronomische Gewerbe verwehrt. Dass es keinen Ausgleich für das komplett zum Erliegen gekommene gastronomische Geschäft gibt, ist nicht zu verstehen und entspricht in keiner Weise dem Gleichheitsgrundsatz.

Brauereien in Not

Als Steuerzahler sind wir gerne gesehen. Bei Unterstützungsleistungen werden wir aber ausgeschlossen. Wir appellieren an Sie, sich unsere Situation differenzierter anzusehen.Während einige Branchen von den Restriktionen profitieren, müssen die allermeisten Unternehmen um ihre Existenz fürchten oder erhebliche wirtschaftliche Einbußen hinnehmen. Unsere Brauereien sind hier im höchsten Maße betroffen. Dabei geht es doch um ein gesamtgesellschaftliches Engagement, das alle gleichermaßen mittragen sollten.

Bitte überdenken Sie die Regelungen der außerordentlichen Wirtschaftshilfe des Bundes und wirken auf eine Korrektur ein. Fair wäre es beispielsweise, die Hilfen allein nach gesunkenen Umsätzen im Lockdown zu bemessen und die angeschlossenen Brauhäuser gesondert zu betrachten, die maßgeblich zum Unternehmenserfolg beitragen.

In den Monaten der Pandemie haben viele Mitgliedsbrauereien die gastronomischen Partner überdurchschnittlich mit vielfältigen Maßnahmen unterstützt und zum Erhalt der Gastronomiebranche beigetragen. Auch in dieser Zeit haben unsere Brauereien keine staatlichen Soforthilfen erhalten. Wir halten die fehlende Unterstützung durch die Politik für unsere direkt betroffene, aber nicht zwangsgeschlossene Branche für nicht tragbar.

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Daher bitten wir Sie, sich bei den weiteren Gesprächen dafür einzusetzen, dass regionale, mittelständische Brauereien neben den Corona-bedingten Einbußen nicht auch noch die Folgen des erneuten Lockdowns und der Zwangsschließung der Gastronomie komplett allein tragen müssen. Wir sind eine Branche, die wirtschaftlich und kulturell einen wichtigen Beitrag leistet sowie ein maßgeblicher Arbeitgeber in der Region ist.

Bitte helfen Sie uns, die Corona-Krise, deren Ende derzeit nicht absehbar ist, wirtschaftlich tragbar zu überstehen.

Mit freundlichen GrüßenFür denVorstand des Kölner Brauerei Verbandes

Christian KernerGeschäftsführerKölner Brauerei-Verband e.V."