Ford Europa hat am Donnerstag bekanntgegeben, dass der Konzern in Europa 12.000 Stellen streichen will und die Zahl der Standorte um sechs auf 18 reduziert werden soll.
Der Konzern setzt damit den Kurs der vergangenen Monate fort: Im Frühjahr hatte Ford angekündigt, in Deutschland 5400 Stellen abbauen zu wollen.
Für den Standort Köln könnten sich die europaweiten Pläne des Konzerns allerdings positiv auswirken.
Köln – Lange wurden nur Teile des umfangreichen Sanierungsplanes öffentlich, den der US-Autobauer Ford für seine Standorte in Europa hat. Dass die Einschnitte hart werden würden, war spätestens seit Beginn des Jahres klar, als die US-Konzernmutter ankündigte, dass auf dem Kontinent alles, aber wirklich alles auf dem Prüfstand stehe. Man könne nichts ausschließen – nicht einmal einen vollständigen Rückzug vom gesamten Kontinent, hieß es damals.
Hintergrund sind Verluste in Höhe von 400 Millionen Dollar, die Ford in Europa in 2018 einfuhr. Ein Jahr lag der Gewinn noch bei satten 367 Millionen Dollar. Man müsse schnellstmöglich profitabler werden, hieß es aus der Konzernzentrale im amerikanischen Dearborn. Wie das gelingen soll: Kosten senken, Stellen streichen, Werke schließen und die Modellpalette auf margenstärkere Fahrzeuge umstellen und sich auf Zukunftstechnologien wie Elektromobilität fokussieren, bei denen derzeit Wettbewerber die Nase vorn haben.
Nun hat Ford-Europachef Stuart Rowley erstmals seine Pläne für den harten Sanierungskurs in Europa konkretisiert. Im Zuge dessen sollen insgesamt 12000 Stellen gestrichen werden, die meisten über Abfindungen oder Altersteilzeit. Die Zahl der Werke soll europaweit von derzeit 24 auf 18 verringert werden. Eine Übersicht über die Maßnahmen im Einzelnen:
Schon ab dem 1. Juli wird Ford seine Organisationsstruktur in drei Bereiche gliedern und damit straffen. Bislang galten Entscheidungsprozesse oftmals als zu langsam, hierarchische Verschachtelungen zu ineffizient. So soll künftig das gesamte europäische Pkw-sowie das SUV-Geschäft am Standort Köln gebündelt werden. Zwar sind die meisten Einheiten wie etwa die Fahrzeugentwicklung ohnehin schon hier. Branchenbeobachter sehen die Entscheidung für den Standort jedoch insgesamt als positive Bestätigung.
Zudem soll das Importgeschäft, die zweite Säule, ebenfalls in Köln angesiedelt werden. Im Zuge dessen will Ford Modelle wie etwa den Mustang oder den Explorer sowie ein vom Mustang inspiriertes SUV mit E-Antrieb, das 2020 rauskommt, vermehrt auf dem europäischen Markt vertreiben.
Das margenstarke Nutzfahrzeug-Geschäft, wo Ford künftig stärker wachsen und seine Profitabilität verdoppeln will, wird im britischen Dunton angesiedelt. In diesem Segment kooperiert Ford demnächst auch mit VW. Im Zuge dessen baut Ford ab 2022 Pick-ups für VW. Darüber hinaus baut Ford Transporter für beide Marken in der Türkei. Im Gegenzug baut und entwickelt VW City-Vans wie den Transit Connect für Ford. Darüber hinaus will Ford seine Modellpalette in Europa erweitern und in den kommenden Jahren drei komplett neue Produktlinien auf den Markt bringen. Details zur zeitlichen Planung oder Konkreteres zu Produkten gab Ford noch nicht bekannt.
Elektromobilität
Wie es bei diesem strategisch wichtigen Zukunftsthema für Ford in Europa weitergehen wird, dazu äußerte sich Europachef Rowley nur vage. Bereits angekündigt wurde vor einigen Monaten, dass für jede Pkw- und Nutzfahrzeug-Reihe eine E-Antriebsoption eingeführt werden soll. Rowley betonte, dass die Entwicklung von Pkw mit E-Antrieb in Köln vorangebracht werden soll. Für Branchenbeobachter ist dies zwar längst kein Durchbruch für Köln als zentralem E-Mobilitätsstandort in Europa, aber immerhin ein gutes Zeichen. Für den Standort wichtig und existenzsichernd wäre die Montage des ersten reinen E-Autos in Köln.
Ford-Betriebsratschef Martin Hennig kritisierte die Geschäftsführung, weil die Arbeitnehmervertreter im Vorfeld nicht über die Entscheidungen informiert worden seien. Erst am Dienstag hatte es in Köln eine Betriebsversammlung gegeben.
Entscheidend für die E-Mobilität bei Ford wird in den kommenden Monaten sein, wie die Kooperation mit VW auf diesem Gebiet konkret ausfällt. Der Wolfsburger Konzern bietet eine Plattform an, die auch Wettbewerber nutzen können. Ford verhandelt mit VW, den Baukasten für seine Fahrzeugproduktion in Europa und in China zu übernehmen.
Das entspreche 60 Prozent der 5400 Stellen, die Ford abbauen will. In Russland sollen 2000 Jobs gestrichen werden, in Großbritannien rund 3000, in Frankreich rund 1000 sowie eine nicht näher benannte Zahl im spanischen Valencia.
Werksschließungen
Die Zahl der Standorte in Europa soll bis Ende 2020 um sechs auf 18 reduziert werden. In Russland werden drei Werke dichtgemacht, das Unternehmen zieht sich hier komplett aus dem Pkw-Markt zurück. In Frankreich wird ein Getriebewerk stillgelegt und in Großbritannien eine Motorenfabrik. In der Slowakei wurde bereits ein Werk verkauft.