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Riesenjets als AuslaufmodelleBoeing kündigt Aus für Großraumflieger 747 an

Lesezeit 5 Minuten

Der Jumbo-Jet alias Boeing 747 der Lufthansa.

  1. Der Luftverkehr verändert sich, die Corona-Pandemie grassiert weter. Eine der Folgen: Riesenjets werden zu Auslaufmodellen.
  2. Boeing stellt in zwei Jahren die Produkten des Großraumflugzeuges Jumbo-Jet 747 ein. Die Maschine war lange das größte Passagierflugzeug der Welt.
  3. Die Geschichte der Riesenflieger und wieso sie heute vor dem Aus stehen.

Köln – Sie gelten als Könige der Lüfte und Meilenstein der Technikgeschichte: Die beiden Großraumflugzeuge Boeing 747 – genannt Jumbo-Jet – und der Airbus A 380, der die 747 vor etwa 15 Jahren als größter Flieger der Welt ablöste. Doch die Veränderungen im Luftverkehr und auch die Folgen des immer noch grassierenden Coronavirus haben den Airline-Markt auf den Kopf gestellt. Die Folge: Die beiden Riesenjets werden zu Auslaufmodellen. Der US-Flugzeugbauer Boeing stellt die Produktion seines legendären Großraumflugzeugs Jumbo-Jet 747 in zwei Jahren ein. Die Herstellung werde 2022 auslaufen, teilte der Konzern kürzlich mit. Die Boeing 747 mit dem charakteristischen Buckel war 1970 in Betrieb genommen worden und lange das größte Passagierflugzeug der Welt. In der Maschine finden mehr als 600 Menschen Platz.

In den späten 1960er Jahren hob der Jumbo zum ersten Mal ab. Besonders in den ersten Jahren entwickelte er sich zum begehrten Prestige-Objekt der großen Airlines. Die erste jemals ausgelieferte 747 erhielt die US-Fluggesellschaft Pan Am. Die 747 in der Flotte zu haben, war für renommierte Airlines fortan ein Muss. In Deutschland mauserte sich die Lufthansa zum Großkunden, der auch die erste je gebaute Frachtversion des Jumbos erhielt. Die Airline machte es sich zum Markenzeichen, ihren Jumbos Taufnamen von deutschen Städten zu geben. So ist etwa die „Köln“ ein Flieger der größten und neuesten Variante Boeing 747-8. Zwischenzeitig hatte sogar der deutsche Ferienflieger Condor eine 747 in der Flotte, allerdings nur um für die Lufthansa Taiwan anzufliegen.

Große Maschinen nicht mehr rentabel

Für viele Gesellschaften sind so große Maschinen heute angesichts des hohen Treibstoffverbrauchs nicht mehr rentabel. Sie setzen auf kleinere Flugzeuge, die ihnen mehr Flexibilität verschaffen. Boeing verweist auch auf den massiven Rückgang des Flugverkehrs infolge der Corona-Pandemie und auf die langfristig erwarteten Auswirkungen der Krise auf die Luftfahrt. Für Wartungs- und Reparaturarbeiten an den Jumbo-Jets will das Unternehmen aber weiter zur Verfügung stehen. Die Entscheidung von Boeing dürfte in Zusammenhang mit Verlusten des Unternehmens stehen, die im zweiten Quartal höher ausfielen als zuvor erwartet. Aufgrund eines starken Rückgangs der Verkaufszahlen verzeichnete das Unternehmen nach eigenen Angaben von April bis Juni ein Minus von 2,4 Milliarden Dollar (gut zwei Milliarden Euro), nachdem wegen des Rückgangs bei Flugreisen Bestellungen von Maschinen storniert wurden.

90 Prozent weniger Flüge an NRW-Flughäfen

Nach dem Einbruch durch die Corona-Pandemie ist der Betrieb an den nordrhein-westfälischen Flughäfen im Juni vorsichtig wieder angelaufen, er lag aber immer noch um mehr als 90 Prozent unter dem Vorjahreswert.

Von den sechs Hauptverkehrs-flughäfen im Bundesland flogen in dem Monat knapp 162 000 Passagiere ab, 92,3 Prozent weniger als im Vergleichsmonat 2019, teilte das Statistische Landesamt IT.NRW am Montag mit. Im Juni 2019 waren es über zwei Millionen Menschen gewesen. Erfasst werden die Flughäfen Düsseldorf, Köln/Bonn, Dortmund, Münster/Osnabrück, Niederrhein und Paderborn/Lippstadt.

136 971 der von Hauptverkehrsflughäfen in Nordrhein-Westfalen gestarteten Passagiere flogen ins Ausland (minus 92,1 Prozent), das Passagieraufkommen bei Inlandsflügen lag bei 24 690 Passagieren (minus 92,8 Prozent).

Der mit Abstand schwächste Monat im vergangenen Jahr war der April, an allen sechs Flughäfen im Bundesland starteten zusammen lediglich 10 000 Passagiere.

Nach Orten sortiert war der Passagierverkehr im Juni in Paderborn am stärksten beeinträchtigt. Dort starteten lediglich 146 Passagiere, ein Minus von 99,7 Prozent. In Köln/Bonn waren es im Juni gut 36 000, was einem Rückgang von etwa 94 Prozent aller Passagierflüge entspricht. In Düsseldorf starteten 98 000 Passagiere – ein Rückgang gegenüber dem Juni des vergangenen Jahres um 92 Prozent. (dpa)

Die Erträge fielen um ein Viertel auf 11,8 Milliarden Dollar (zehn Milliarden Euro). Boeing-Chef Dave Calhoun sagte dazu, das Unternehmen werde auch über den Stopp für die Boeing 747 hinaus seine Produktion drosseln. Dies betreffe etwa die Modelle 737, 777 und 787. Die Produktionskürzungen würden sich auch auf die Arbeitsplätze auswirken, stimmte Calhoun die Belegschaft auf weitere Jobverluste ein. Zuvor hatte Boeing bereits den Abbau von zehn Prozent der Stellen angekündigt.

Aus für 747-Flotte bei British Airways

Die IAG-Tochter British Airways beschloss Mitte Juli sogar, ihre 747-Flotte mit sofortiger Wirkung stillzulegen. Das Management fürchtet, dass es die großen Maschinen nach dem weitgehenden Zusammenbruch des weltweiten Luftverkehrs absehbar nicht mehr voll bekommt.

Der Boeing-Konkurrent Airbus hatte bereits im Februar 2019 nach nur 14 Jahren Bauzeit das Aus für seinen Riesenflieger A380 verkündet, der die Boeing 747 als größtes Passagierflugzeug der Welt abgelöst hatte. Der europäische Flugzeugbauer hatte damit die Konsequenzen aus der fehlenden Nachfrage nach dem doppelstöckigen Riesenjet gezogen. Wegen der Corona-Krise sollen auch bei Airbus zahlreiche Stellen abgebaut werden.

Die Lufthansa ist der einzige deutsche Betreiber des Airbus A 380 ebenso wie der Boeing 747, im Falle der Variante 747-8 mit 19 Flugzeugen sogar der mit der größten Flotte weltweit.

Düsseldorf vor Corona regelmäßig von A 380 angeflogen

In Nordrhein-Westfalen war Düsseldorf bis zum Ausbruch der Corona-Krise der einzige Flughafen, der regelmäßig von einem A 380 angeflogen wurde. Die arabische Fluggesellschaft Emirates flog die Landeshauptstadt zweimal täglich aus Dubai an. In Köln sind Riesenjets derweil öfter am Himmel zu sehen. Denn viele Frachtfluggesellschaften setzen sie am Standort Köln/Bonn ein. Als Frachter war die 747 zuletzt wenigstens noch einigermaßen begehrt, seit 2017 wurden nur noch Frachtvarianten von Airbus ausgeliefert – mangels Nachfrage nach Passagierversionen.

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Eine besondere Passagier-Version wird im Jahr 2024 noch ausgeliefert. Der Sieger der US-Präsidentschaftswahl im November könnte gegen Ende seiner Amtszeit mit der neuen Air Force One abheben. 2024 sollen die beiden Boeing 747-8 startklar sein, die den Präsidenten der Vereinigten Staaten zur Verfügung stehen. Die Luftwaffe der USA erklärte, man habe Ende Februar die Arbeiten an den Flugzeugen aufgenommen. Man muss aber nicht US-Präsident sein, um noch eine ganze Weile Jumbo-Jet zu fliegen. Das Dienstalter von Trumps jetzigem Jet (32 Jahre) beweist, dass die Riesenflieger noch ein langes Leben vor sich haben könnten.