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NRW-Luftfahrt in großer NotWelche Zukunft haben Köln/Bonn und Düsseldorf?

Lesezeit 5 Minuten
Flughafen Köln Bonn Fracht

Eine Frachtflugzeug von UPS steht auf dem Vorfeld des Flughafens Köln/Bonn.

  1. Im gesamten April wurden am Flughafen Köln/Bonn gerade einmal 5000 Passagiere gezählt, anstelle von einer Million in „normalen“ Jahren.
  2. Unser Autor analysiert, wie die Zukunft der Flughäfen in der Region aussieht.
  3. Einem kleineren Airport droht sogar die Schließung.

Köln/Düsseldorf – Die aktuelle Corona-Pandemie hat die NRW-Flughäfen und alle ab dem Bundesland operierenden Fluggesellschaften in die schwerste Krise seit dem Zweiten Weltkrieg gestürzt. Die Umsätze sind an den Flughäfen eingebrochen, während der hohe Fixkostenanteil gleichzeitig zu deutlichen finanziellen Einbußen und Liquiditätsengpässen führt. Wie lange es dauern wird, bis der Luftverkehr wieder ein nennenswertes Niveau erreicht, ist derzeit noch nicht abzusehen.

Der Airport Köln/Bonn ist dabei in einer besonderen Lage. „Die Krise hat uns hart getroffen“, heißt es von einem Flughafensprecher. Es gibt allerdings eine gegensätzliche Entwicklung der beiden großen Geschäftsfelder Passagierverkehr und Luftfracht.

Passagierverkehr lag komplett lahm

Der Passagierverkehr ist durch das Coronavirus zwischenzeitlich praktisch komplett zum Erliegen gekommen. Am sonst verkehrsstarken Ostersamstag gab es keinen einzigen Flug. Im gesamten April wurden gerade einmal 5000 Passagiere gezählt, anstelle von einer Million in „normalen“ Jahren. Im Mai sah es nur geringfügig besser aus.

Seit dem Sommeranfang gebe es aber eine spürbar steigende Nachfrage, zum Teil wieder mehr als 10 000 Passagiere und 100 Passagierflüge am Tag. Dennoch liegen die Zahlen immer noch 70 Prozent unter dem Niveau des Vorjahres.

Dennoch: Köln/Bonn ist besser durch die Krise gekommen als viele andere Flughäfen, weil der Frachtverkehr unter Volllast weitergelaufen ist. Luftfracht hat einen Umsatzanteil von mehr als einem Drittel in Köln. Und selbst zum Höhepunkt der Corona-Krise wurde mehr Fracht umgeschlagen als üblich.

„Luftfracht ist unsere Lebensversicherung, in den vergangenen Monaten hat sich einmal mehr gezeigt, wie wichtig die Luftfracht als zweite Säule unseres Geschäftsmodells ist; als wichtigste Logistik-Drehscheibe für Nordrhein-Westfalen und darüber hinaus hat der Flughafen seine systemrelevante Bedeutung sowie seine Ausnahmestellung für die Versorgung der Menschen und der Wirtschaft des Exportstandortes Nordrhein-Westfalen unter Beweis gestellt“, sagte ein Sprecher des Airports. „Neben Industriegütern und Waren des täglichen Bedarfs werden in diesen Zeiten am Airport vor allem medizinische Versorgungsgüter und Ausrüstung für Krankenhäuser umgeschlagen“, so der Sprecher weiter. Mit Cargolux und Emirates sind sogar zwei neue Fluggesellschaften mit ihrem Frachtgeschäft in die Wahner Heide gekommen.

Düsseldorf steht schlechter da

Deutlich schlechter sieht es in Düsseldorf aus. Der größte Flughafen des Landes hat kaum Fracht, bietet normalerweise fast ausschließlich Passagierflüge an. Entsprechend treffen die Folgen der Pandemie den Airport sehr hart. Die Zahl der Flugbewegungen liegt aktuell bei rund 200 bis 300 pro Tag. „Damit liegen wir bei etwa einem Drittel des für diese Zeit üblichen Verkehrsaufkommens, bei den Fluggästen bei knapp einem Viertel des üblichen Passagiervolumens“, so ein Sprecher des Düsseldorfer Flughafens. Üblicherweise verzeichnet der Airport in den Sommerferien rund 700 tägliche Flugbewegungen mit bis zu 90 000 Passagieren.

In den kommenden Wochen planen einige Airlines, ihr Angebot am Airport auszuweiten, alte Verbindungen wieder aufzunehmen oder neue anzubieten, heißt es vom Flughafen-Sprecher. Als erste Airline bietet Etihad wieder eine Langstreckenverbindung ab Düsseldorf an und verbindet ab sofort Abu Dhabi zweimal wöchentlich mit der NRW-Landeshauptstadt. Der Airport begrüßt zudem mit Air Dolomiti eine neue Fluggesellschaft: Seit 31. Juli fliegt sie zweimal wöchentlich Verona an. Zwei Airlines bauen ihr Angebot aus: Ab August hat Eurowings Bologna, Dublin, Leipzig, Nürnberg, Lyon und Porto im Flugplan, im September kommt Newcastle hinzu.

Zum Sparkurs gezwungen

Bis zum Ende der Sommerferien haben knapp 50 Airlines Flüge zu gut 110 Zielen angemeldet. So fliegt Eurowings mehr als 50 Airports an. Und auch Condor, Tuifly, SunExpress und Ryanair/Laudamotion bieten wieder zahlreiche Ziele ab Düsseldorf an. Allerdings reicht diese Auslastung von nur 30 Prozent bei weitem nicht, um den Airport wirtschaftlich zu betreiben. Alle 2400 Mitarbeiter sind bis zum Jahresende in Kurzarbeit. Entsprechend ist der Airport zu einem radikalen Sparkurs gezwungen. 43 Millionen Euro müssen allein an Personalkosten pro Jahr eingespart werden.

Die Geschäftsleitung plant, bis zum Jahr 2023 den Flughafen wieder profitabel zu machen. Darüber, wie das geschehen soll, ist ein heftiger Streit im Aufsichtsrat entbrannt. Anders als Köln/Bonn gehört der Flughafen Düsseldorf zu 50 Prozent der Stadt, die anderen 50 Prozent halten private Investoren, darunter ein kanadischer Pensionsfonds für Soldaten. Am Donnerstag tagte der Aufsichtsrat. Eine Mehrheit aus Arbeitnehmervertretern und Vertretern der Stadt verweigerte dem Management, den von den Investoren geforderten Sparkurs abzusegnen. Nun drohen diese, ihren Anteil an einem erforderlichen 100 Millionen Euro schweren Hilfspaket zu stornieren.

Weeze kämpft ums Überleben

Hintergrund ist auch der Kommunalwahlkampf. SPD-Oberbürgermeister Thomas Geisel kämpft um seine Wiederwahl. Betriebsbedingte Kündigungen an dem einstigen Vorzeigeunternehmen Flughafen wären da wohl wenig förderlich. Am Airport selbst will man den Streit, der ja im nicht-öffentlichen Aufsichtsrat ausgetragen wird, nicht kommentieren. „Die noch offenen Fragestellungen werden in den kommenden Wochen gemeinsam mit den Arbeitnehmervertretern geklärt und werden in einer weiteren Aufsichtsratssitzung abschließend behandelt“, so ein Sprecher. Brisant ist die Lage zusätzlich, weil der Airport Düsseldorf mit 13,9 Prozent eine viel niedrigere Eigenkapitalquote hat als Köln, Frankfurt oder München. Gewinne wurden über Jahre ausgeschüttet.

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