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SAP reduziert HomeofficeSo reagieren Kölner Unternehmen auf die Büro-Debatte

Lesezeit 3 Minuten
Ein leerer Arbeitsplatz ist am Ende eines Gangs in einem Büro.

Immer öfter bleiben Büros leer. Das könnte sich womöglich ändern: Firmen überdenken ihre Homeoffice-Regelung.

Auch in Köln wird kräftig über die SAP-Entscheidung diskutiert, wie oft Mitarbeiter ins Büro kommen sollen. So reagieren Ford, Rewe, Microsoft und die Gothaer-Versicherung.

Die Ankündigung von SAP hat, zumindest medial, in den vergangenen Tagen große Wellen geschlagen: Bislang konnten die Mitarbeiter des Technologiekonzerns selbst entscheiden, ob sie ihre Aufgaben im Büro oder am heimischen Schreibtisch erledigen. Nun beordert Vorstandschef Christian Klein die SAP-Beschäftigten drei Tage pro Woche zurück ins Büro.

SAP ist mit diesem Vorstoß nicht alleine, im Gegenteil. Führungskräfte der Deutsche Bank beispielsweise sollten seit Juni an vier Tagen im Büro präsent sein, für Mitarbeiter ohne Führungsverantwortung sind es drei Tage. Ob die Unternehmen dadurch Mitarbeiter verlieren - vor allem diejenigen, die nicht in der Nähe des Büros wohnen -, dürften die kommenden Monate zeigen.

Fast zwei Millionen Menschen in NRW arbeiten zu Hause

Klar ist aber schon jetzt: In immer mehr Firmen wird die Diskussion geführt, wann und wo gearbeitet werden sollte. Die wenigsten Fälle landen vor Gericht, wie bei SAP geschehen. Dennoch setzen sich Personaler und Firmenlenker damit auseinander, wie künftig bei ihnen gearbeitet wird. Auch in Nordrhein-Westfalen sind rund ein Viertel der Arbeitnehmer von dieser Diskussion betroffen: Im Jahr 2023 haben rund 1,8 Millionen der insgesamt knapp 7,9 Millionen abhängig Beschäftigten in Nordrhein-Westfalen zumindest zeitweise von zu Hause aus gearbeitet, teilt das Statistische Landesamt IT.NRW mit.

Die Covid-19-Pandemie hatte remotes Arbeiten nötig gemacht, schnell lernten Mitarbeiter die Vorteile schätzen. Kein Pendeln ins Büro mehr, zwischendurch mal eine Waschmaschine anstellen, in der Mittagspause kurz auf der Couch ausstrecken. Vor allem in Zeiten des Fachkräftemangels bietet ortsunabhängiges Arbeiten auch eine vermeintlich einfache Lösung für Arbeitgeber: Wer seine Belegschaft beispielsweise nur einmal pro Quartal für einen Anstandsbesuch in die Unternehmenszentrale bestellt, kann bundesweit und über die Bundesgrenzen hinaus rekrutieren.

Homeoffie: Microsoft vertraut bei Ort und Zeit

Der US-Konzern Microsoft zum Beispiel, der im Kölner Rheinauhafen rund 400 Mitarbeiter beschäftigt, bietet Vertrauensarbeitszeit an und - wie der Techkonzern es nennt - einen sogenannten Vertrauensarbeitsort. Heißt: Ob am Strand oder im Bett - solange die Arbeit läuft, wird nicht nachgefragt. Den Vertrauensarbeitsort gibt es dem Unternehmen zufolge übrigens nicht erst seit der Pandemie, sondern schon zehn Jahre.

Microsoft sieht das Büro als „Ort für Austausch, persönliche Kontakte und spontane Begegnungen“, heißt es. Teams sollten sich mindestens einmal im Quartal in Präsenz treffen, um die Beziehungen zu stärken, so zumindest die Empfehlung. „Alles Weitere, wie die gegenseitige Erreichbarkeit, Meetingkultur, Kommunikation oder wie Wissen geteilt wird, beschließt jedes Team selbst“, so Microsoft.

Die Gothaer-Versicherung rechnet aufs Quartal

Abseits der Tech-Konzerne sind die Regeln etwas konservativer. Etwa bei der Gothaer-Versicherung: Mitarbeiter können bis zu 60 Prozent ihrer Arbeitszeit im Homeoffice verbringen, der Rest findet in Präsenz im Büro statt. „Dies wird bei uns auf jeweils ein Quartal betrachtet, was für zusätzliche Flexibilität sorgt“, sagt Personalchef Friedrich Pautasso.

Das bedeutet: Die Gothaer setzt nicht auf das klassische Wochenmodell, etwa drei Tage Büro und zwei Tage Homeoffice. Sie rechnet vielmehr auf drei Monate. So könnten Beschäftigte theoretisch etwas mehr als einen Monat am Stück nicht im Büro sein. Bei den Beschäftigten komme diese flexible Regelung gut an, sagt der Personalchef. Eine Änderung sei nicht vorgesehen.

Beim Autobauer Ford in Niehl gibt es eine Betriebsvereinbarung, die die Präsenz regelt. Mitarbeiter in der Verwaltung sollten demnach zwei Tage pro Woche im Büro anwesend sein. Auch hier soll alles beim alten bleiben: „Wir haben keine Pläne, an der bestehenden Regelung für Telearbeit etwas zu verändern“, sagt eine Ford-Sprecherin.

Und auch bei der Rewe Group bleibt alles wie gehabt: Für Verwaltungsmitarbeiter gibt es eine Rahmenvereinbarung, die „durchschnittlich zwei Tage mobiles Arbeiten pro Woche ermöglicht“, sagt ein Sprecher. Eine Veränderung diesbezüglich sei nicht geplant.