Auf der Betriebsversammlung hoffen die Ford-Beschäftigten auf mögliche Unterstützung aus Berlin. OB Reker hatte sich beim Kanzler gemeldet.
Kölner AutobauerKanzler Scholz spricht am Dienstag vor der Ford-Belegschaft
Die Lage beim Kölner Autobauer Ford ist nach der Ankündigung eines erneuten drastischen Stellenabbaus weiterhin angespannt.
Am Dienstag reist Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) an, um auf Einladung des Betriebsrates vor der Belegschaft zu sprechen. Vor seinem Auftritt auf der Betriebsversammlung will er sich zuvor mit der Geschäftsführung und den Arbeitnehmervertretern austauschen. Zentrales Thema ist dabei eine neue Förderprämie für E- Autos, sagte der Vorsitzende des Gesamtbetriebsrates Benjamin Gruschka.
Ford: Stellenabbau in ganz Europa
Die Lage der gesamten Branche in Deutschland ist derzeit wirtschaftlich schwierig. Auch beim größten Hersteller VW drohen Massenentlassungen und möglicherweise Werksschließungen. Auch die Zuliefererindustrie schwächelt angesichts der Situation. Und es ist Wahlkampf.
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Die Ford-Führung hatte Ende November angekündigt, bis Ende 2027 4000 Jobs in ganz Europa zu streichen. Am härtesten betroffen ist der Standort Köln, wo 2900 Stellen wegfallen sollen. Das ist etwa jede vierte Stelle. Derzeit hat Ford in Köln noch rund 11.500 Arbeitsplätze. Außerdem streicht der Konzern 800 Stellen in Großbritannien, 300 an weiteren Standorten in Europa.
Die Ford-Geschäftsführung gab dann am 27. November auf einer außerordentlichen Betriebsversammlung erste Details des Streichungsplans bekannt. Insgesamt 1000 Jobs sollen in der Administration wegfallen. Dazu gehören etwa Einkauf, Marketing, Verkauf, Personalabteilung oder die IT. Darüber hinaus wird es auch die Produktentwicklung erneut hart treffen. Die Geschäftsführung will hier nochmal 600 Stellen abbauen.
Fords neue E-Modelle verkaufen sich nicht gut
In diesem Kernbereich in Merkenich, wo über Jahrzehnte die Ford-Modelle der Zukunft entwickelt wurden, hat Ford bereits in der Vergangenheit harte Einschnitte vollzogen. So wurden bereits von ursprünglich 4000 Beschäftigten schon 1700 wegrationalisiert – und dieser Abbau ist noch nicht einmal vollständig vollzogen. Jetzt sollen eben jene weiteren 600 dazukommen. Ob noch komplette Fahrzeuge so weiterhin entwickelt werden können, bezweifeln erfahrene Ford-Ingenieure. Einige Entwicklungsaufgaben sollen zudem in die USA verlagert werden.
Weitere 1000 Stellenstreichungen sollen auf produktionsnahe Dienstleistungen entfallen. Das sind etwa Instandsetzung oder Service der Anlagen. Wo die 300 weiteren Stellen noch gestrichen werden sollen, ist bislang noch unklar.
Wassenberg betonte aber, dass der Stellenabbau sozialverträglich erfolgen soll und die Führung die Beschäftigungssicherung bis 2032 nicht infrage stellt. Der Konzern begründet den Schritt mit der Schwäche im Pkw-Geschäft. Die neuen E-Modelle sind gerade erst angelaufen und müssen sich am Markt behaupten.
Reker fordert bessere Rahmenbedingungen für E-Mobilität
Die Ankündigung der Stellenstreichungen hatte in der Landesregierung und der Stadt Köln große Besorgnis ausgelöst. Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) hatte von einem „schweren Schlag für den Automobilstandort Deutschland“ und einem „ernsten Warnsignal für den Automobilstandort Köln“ gesprochen und das Unternehmen aufgefordert, auf betriebsbedingte Kündigungen zu verzichten. Köln OB Henriette Reker nannte die Pläne von Ford „schwer zu ertragen“.
In der vergangenen Woche hatte Reker sich schriftlich an Bundeskanzler Scholz gewandt. Hierin appelliert sie, für die deutschen Automobilstandorte Rahmenbedingungen zu schaffen, die den Transformationsprozess unter verlässlichen Voraussetzungen ermöglichen, auch um das Vertrauen ausländischer Investoren in den Standort Köln nachhaltig zu erhalten.
Mit geeigneten Maßnahmen müsse die Automobilbranche gestärkt werden, um die Nachfrage nach E-Mobilität zu erhöhen. OB Reker benennt dabei folgende Maßnahmen: Schaffung von Kaufanreizen für elektrisch betriebene Fahrzeuge und Ausbau einer flächendeckenden Ladeinfrastruktur. Des Weiteren Reduzierung des Strompreises für die Nutzung von E-Mobilität sowie Beschränkungen für die Nutzung von Verbrennungsmotoren.
Mithilfe dieser Schritte soll die Automobilindustrie zukunftsfähig aufgestellt und der Erhalt von Arbeitsplätzen in der Branche, insbesondere bei Ford in Köln, gesichert werden, so Reker.