Lithium, Cobalt und Graphit sind in jedem Smartphone und E-Auto verbaut und entsprechend heiß begehrt. Ein Aachener Jungunternehmen baut nun eine Fabrik, um die kritischen Rohstoffe aus alten Batterien zurückzugewinnen.
Spatenstich für industrielle ProduktionStart-up Cylib recycelt Batterien im Chempark Dormagen
Sie sind in Smartphones zu finden, in Laptops und elektrisch betriebenen Fahrrädern, Autos und Werkzeugen: Lithium-Ionen-Akkus werden überall dort verbaut, wo der Energiebedarf besonders hoch ist. In ihnen steckt nicht nur viel Energie, sondern vor allem heiß begehrte Rohstoffe. Lithium, Graphit, Nickel, Cobalt, Mangan, Aluminium und Kupfer beispielsweise sind für unsere Wirtschaft strategisch so wichtig, dass die Europäische Union ihre Verfügbarkeit sogar in einem eigenen Gesetz geregelt hat. Lithium und Co. kommen vorwiegend aus dem Ausland - die deutsche Wirtschaft ist also in hohem Maße von anderen abhängig.
30.000 Batterien sollen pro Jahr recycelt werden
Ein wichtiger Hebel, um die kritischen Rohstoffe auch regional herzustellen, ist das Recycling ausgedienter Batterien. Das Start-up Cylib aus Aachen hat sich darauf spezialisiert: Das zwei Jahre alte Jungunternehmen will alle Basismetalle sortenrein aus alten Batterien extrahieren - und das, eigenen Angaben zufolge, nachhaltiger und effektiver als die Konkurrenz. Lithium und Graphit beispielsweise will Cylib mit einem auf Wasser basierenden Verfahren zurückgewinnen, und nicht wie üblich durch Säuren.
Damit das nun auch im großen Stil geschieht, hat Cylib am Montag den Spatenstich für seine erste industrielle Produktionsanlage gefeiert: Im Chempark Dormagen sollen ab 2026 jedes Jahr bis zu 30.000 Altbatterien recycelt werden. Auf dem 22.000 Quadratmeter großen Grundstück entstehen rund 170 Arbeitsplätze. Erst im vergangenen Jahr hatte das Unternehmen seine Pilotanlage in Aachen in Betrieb genommen, jetzt folgt die erste Industrieanlage im Chempark Dormagen.
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Wüst: „Essenziell für die Erreichung unserer Klimaziele“
NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) hat auf seiner Sommertour durch das Rheinland und das Ruhrgebiet am Montag auch in Dormagen Station gemacht: „Nordrhein-Westfalen will erstes klimaneutrales Industrieland Europas werden. Dazu brauchen wir innovative Betriebe und kluge Köpfe, die mit kreativen Ideen und wegweisenden Lösungen ihren Beitrag leisten. Nachhaltiges Batterierecycling, wie es die Cylib GmbH betreibt, ist essenziell für die Kreislaufwirtschaft und für die Erreichung unserer Klimaziele“, sagte Wüst im Rahmen der Cylib-Eröffnungsfeier. „Die Investitionsentscheidung sei ein Meilenstein und eine Bestätigung der hervorragenden Standortbedingungen in Nordrhein-Westfalen. „Und es zeigt deutlich: Gemeinsam gelingt die Transformation und Stärkung des Forschungs- und Industriestandorts Nordrhein-Westfalen“, sagte Wüst.
Auch dem Betreiber des Dormagener Chempark, Currenta, kommt die Ansiedlung zupass. Nicht nur, dass Cylib Arbeitsplätze schafft, sondern die Aachener investieren eine Summe in dreistelliger Millionenhöhe. „Wir wollen Europas nachhaltiger Chemiepark werden. Die Industrie-Neuansiedlung im Batterie-Recycling und das gemeinsame Bekenntnis zum Standort Dormagen passen daher perfekt in unsere Strategie“, sagt Currenta-Geschäftsführer Tim Hartmann.
Recyclingmarkt ist hart umkämpft
Nach Berechnungen des Fraunhofer ISI werden in Europa im Jahr 2030 420 Kilotonnen Batterien recycelt, 2040 sollen es schon 2100 Kilotonnen sein. Kein Wunder also, dass der Recyclingmarkt hart umkämpft ist. BASF beispielsweise recycelt in der Lausitz Lithium-Ionen-Batterien in einer Prototyp-Metallraffinerie. Hier werden ausgediente Batterien so verarbeitet, dass Lithium, Nickel, Cobalt, Mangan und Kupfer zurückgewonnen werden. Auch der Gerlinger Technologiekonzern Bosch hat Maschinen, Anlagen und Software entwickelt, die Batteriemodule entladen und demontieren.
Und: Bosch hat sich mit Wagniskapital an Cylib beteiligt, genau wie der Autobauer Porsche. In einer Finanzierungsrunde im Frühjahr 2024 hatte Cylib 55 Millionen Euro eingesammelt - ein guter Anfang für die ersten Bauschritte im Dormagener Chempark.