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„Probleme sind hausgemacht“Verdi kritisiert NRW-Handel scharf – Aktion in Köln

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Insolvenz Symbolbild

Viele Experten erwarten im Jahr 2021 deutlich mehr Unternehmenspleiten als in anderen Jahren.

Köln/Düsseldorf – Vor den neuen Tarifrunden im Handel hat die Gewerkschaft Verdi ihre Kritik am Management der Branche erneuert. „Die Krise im Handel ist keine, die sich mit der Pandemie entwickelt hat“, sagte Fachbereitsleiterin Stefanie Nutzenberger bei einem virtuellen Gespräch in Düsseldorf. „Das geht weiter zurück: auf Preiskriege, Flächenexpansion, Lohndumping.“ Managementfehler würden sich in der Pandemie jetzt besonders rächen.

Orhan Akman, bei Verdi zuständig für Einzel- und Versandhandel, nannte die Probleme „hausgemacht“: Vor allem in der Fläche hätten sich viele Einzelhändler verhoben. „Wir haben klar gesagt, dass es keinen Sinn macht, immer mehr Filialen zu eröffnen. Jetzt gibt es in einigen Straßen drei Läden der gleichen Marke“ – von denen nun wieder zahlreiche geschlossen würden. Das betrifft zum Beispiel die Düsseldorfer Parfümeriekette Douglas und die Media-Markt-Saturn-Mutter Ceconomy.

Mehr Lohn gefordert

Für die Beschäftigten im Einzelhandel fordert die Gewerkschaft unter anderem 4,5 Prozent mehr Lohn plus 45 Euro im Monat sowie die Erhöhung der Löhne in den unteren Beschäftigungsgruppen auf mindestens 12,50 Euro die Stunde. Die Laufzeit soll zwölf Monate betragen. Außerdem werden die Arbeitgeber aufgefordert, gemeinsam mit Verdi die Allgemeinverbindlichkeit der Tarifverträge zu beantragen.

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Derzeit gelten sie vor allem im Lebensmitteleinzelhandel und bei einigen anderen ausgewählten Handelsunternehmen. Verdi wies dabei darauf hin, dass in tarifgebundenen Betrieben, die durch die Corona-Pandemie in die Krise geraten sind, jeweils separate „differenzierte tarifliche Lösungen“ angeboten werden sollen. In den verschiedenen Handelsbranchen ist die Situation derzeit sehr unterschiedlich: Während der Lebensmitteleinzelhandel boomt, haben Textilhändler massive Einbrüche erlitten. In Umfragen des Handelsverbands Deutschland gab zuletzt ein Drittel der Nicht-Lebensmittelhändler an, in ihrer Existenz bedroht zu sein.

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Die Verdi-Aktion am Salierring

Im Groß- und Außenhandel fokussiert sich die Gewerkschaft auf die Forderungen der Lohnerhöhung, Laufzeit und Allgemeinverbindlichkeit. Vor dem Start der ersten Tarifrunde am 30. April versammelten sich einige Verdi-Mitglieder vor dem Gebäude des Arbeitgeberverbandes am Salierring in Köln, um ihre Forderungen zu bekräftigen. Die Verhandlungen im Einzelhandel beginnen in NRW am 5. Mai.