Beim Neujahrsempfangs der Kammer zitierte die EU-Kommissionspräsidentin den ehemaligen Kölner OB und Kanzler Konrad Adenauer.
Zu Gast bei IHKVon der Leyen hält in Köln ein Plädoyer für ein starkes Europa
Zum traditionellen Neujahrsempfang der Kölner Industrie und Handelskammer (IHK) kamen am Donnerstagabend auch in diesem Jahr wieder mehr als 300 Gäste aus Wirtschaft, Politik, Kultur und Gesellschaft. Zu Gast war in diesem Jahr Ursula von der Leyen. Die CDU-Politikerin und ehemalige deutsche Familien- und Verteidigungsministerin ist seit 2019 Präsidentin der Europäischen Kommission in Brüssel.
In ihrer Rede schlug von der Leyen einen weiten Bogen, von Köln in Zeiten des Rheinischen Städtebundes vor 770 Jahren über die Bedeutung der großen Bündnisse EU und Nato in Zeiten geopolitischer Konflikte in der Ukraine und in Nahost und ihre aktuellen Herausforderungen etwa beim Thema Migration, EU-Osterweiterung sowie dem Umgang mit Künstlicher Intelligenz (KI).
Solidarität für Jüdinnen und Juden in Deutschland
Die Kommissionspräsidentin verurteilte zu Beginn ihrer Rede erneut den Terroranschlag der Hamas auf Israel am 7. Oktober. Es sei der schlimmste Massenmord an Juden seit der Shoa. „Israel hat das Recht, alles in seiner Macht Stehende zu tun, um sicherzustellen, dass der 7. Oktober nie wieder passiert“, sagte von der Leyen. Gleichzeitig müsse Israel alles in seiner Macht Stehende tun, um Zivilisten zu schützen, mahnte die Europa-Politikerin. Mit Blick auf Deutschland sagte sie: „Unsere jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger wünschen sich jetzt nur eins von uns: Solidarität und klare Worte. Und ich finde, das ist das Mindeste, was für sie tun können“ und bekam vom Publikum Szenenapplaus.
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Im Anschluss ging von der Leyen auf die Lage in der Ukraine ein. Russlands Präsident Putin habe beim Einmarsch vor knapp zwei Jahren damit gerechnet, dass Kiew in wenigen Tagen fallen würde. Stattdessen hätten die Ukrainer die Hälfte der besetzten Gebiete zurückerobert. Putins Russland hätte dagegen nicht nur viele Menschen und militärisches Material verloren, sondern auch seinen Einfluss in der Welt. Sie lobte den Mut und die Tapferkeit der Ukrainer, die für unsere Werte kämpften, weswegen es so wichtig sei, „unverbrüchlich an ihrer Seite zu stehen.“
Nicht ohne Pathos betonte die Kommissionspräsidentin die Bedeutung der EU als Wirtschafts- und Wertegemeinschaft in Krisenzeiten wie jetzt. Keiner könne das allein bewältigen. Die EU könne aber stärker und größer aus dieser Zeit kommen. „450 Millionen Europäerinnen und Europäer, wir zusammen können Berge versetzen.“
Lob für NRW bei Energiewende
Lob gab es für Nordrhein-Westfalen bei der Transformation hin zu sauberer Energie. Hier sei etwa das Potenzial des grünen Wasserstoffs früh erkannt worden. So komme heute ein großer Teil der Energie für die Stahlindustrie aus erneuerbaren Quellen, so von der Leyen. Zum Abschluss ihrer gut halbstündigen Rede zitierte die CDU-Politikerin den früheren Kölner Oberbürgermeister und späteren Bundeskanzler Konrad Adenauer: „Die Einheit Europas war ein Traum von wenige. Sie wurde eine Hoffnung für viele. Sie ist heute eine Notwendigkeit für uns alle.“ Unter Applaus verließ Ursula von der Leyen nach insgesamt rund einer Stunde den IHK-Neujahrsempfang.
Im Anschluss ging IHK-Präsidentin Nicole Grünewald auf drängende Probleme für die Wirtschaft in der Stadt und der Region ein, wie etwa Energiesicherheit, überbordende Bürokratie, den Fachkräftemangel sowie den schleppenden Fortschritt beim Thema Infrastruktur. Zudem stellt Grünewald eine zunehmende Entfremdung zwischen Politik und Wirtschaft fest. Sie warb dabei für mehr gegenseitiges Vertrauen. „Die Zusammenarbeit hat in der Corona-Zeit sehr gut geklappt. Daran sollten wir jetzt wieder anknüpfen“.