Köln – Wer aktuell im Restaurant zum Essen eine kalte Cola oder Fanta trinken möchte, kann unter Umständen leer ausgehen. Das liegt nicht etwa an einem Mangel an Zutaten für die beliebten Erfrischungsgetränke, sondern schlicht an einem Mangel an Gefäßen. Denn in der Gastronomie werden die Softdrinks traditionell in Glasflaschen serviert. Und die sind zurzeit absolute Mangelware.
„Der Engpass bezieht sich vor allem auf das Thema Glas. Davon betroffen sind hauptsächlich die kleinen Flaschen, die in der Gastro hauptsächlich zum Einsatz kommen. Hinzu kann es aufgrund der hohen Nachfrage in den Sommermonaten immer mal wieder vereinzelt zur Nichtverfügbarkeit einzelner Artikel kommen“, heißt es auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ vom Coca-Cola-Konzern. Die Lieferengpässe bei Glasflaschen seien durch den Ukraine-Krieg noch einmal verstärkt worden, hieß es weiter, „sodass wir beispielsweise zusätzliche Glasmehrwegflaschen nicht wie geplant beschaffen können.“
Sünner nimmt Produkte aus dem Programm
Der Hintergrund: Bei einem Angriff Russlands auf die ukrainische Hauptstadt Kiew wurde die Fabrik eines wichtigen Lieferanten von Glasflaschen von Coca-Cola zerstört. „Wir versuchen durch Qualifizierung neuer Lieferpartner schnellstmöglich auszugleichen“, heißt es von Coca-Cola weiter.
Der Softdrink-Hersteller ist längst nicht das einzige vom Ausfall der ukrainischen Fabrik betroffene Unternehmen, auch die Kölner Brauereien leiden unter akutem Glasmangel. Die Brauerei Sünner, die inzwischen zur Malzmühle gehört, ist groß im Geschäft mit Limonade und Wasser. Auch diese werden normalerweise in weißen Glasflaschen abgefüllt, die aber grade Mangelware sind. „Seit dem Ukraine-Krieg, wegen der Zerstörung des Glaswerks, haben wir Mangel an weißen Glasflaschen. Wir können nicht so viel verkaufen, wie wir an Nachfrage haben. Etwa 20 Prozent der Anfragen können wir aktuell nicht bedienen und müssen die Lieferungen kürzen“, sagt Michael Rosenbaum, Geschäftsführer der Malzmühle. Ein Produkt, die Limonade „Pink Sauer“ wurde deshalb bereits vorübergehend aus dem Programm genommen. Das Produkt „Kölsches Wasser“ würde aktuell wegen des Flaschenmangels in braunen statt in weißen Flaschen abgefüllt, so Rosenbaum.Auch die Kölner Marke „H2O CGN Kulturwasser“ leidet unter dem Flaschenengpass. „Im Juli konnten wir mehrere Wochen nicht liefern, nur ein Händler hatte noch unser Produkt im Angebot, weil er rechtzeitig Vorräte angelegt hat“, sagt Philipp Treudt, Inhaber von H2O CGN. Inzwischen sei das Kulturwasser aber wieder lieferbar. Der Name stammt daher, dass pro verkauftem Kasten eine bestimmte Summe in die Kölner Kultur fließt.
InBEV hortet Millionen Glasflaschen
Ein Grund für die Knappheit der weißen 0,33-Liter-Flaschen ist laut Treudt auch, dass die Großbrauerei InBev für eigene Zwecke 1,5 Millionen der Gebinde aus dem Flaschenpool entnommen habe.
Auch bei braunen Flaschen kann in den Sommermonaten wegen hoher Nachfrage ein Mangel auftreten. „Leere Kästen und Flaschen gehören nicht in den Keller, sondern in die Brauereien, damit wir sie neu befüllen können“, sagt Dirk Heisterkamp, Marketing-Chef der Brauerei Früh. Man solle nicht leere Kisten bunkern und dann in den Urlaub fahren. Auch Gaffels Marketing-Chef Thomas Deloy ruft die Kunden auf, Leergut möglichst schnell zurückzubringen. Von Coca-Cola heißt es: „An unseren Standorten in Bad Neuenahr und Mönchengladbach füllen wir eine Vielzahl unserer Getränke auch in Mehrwegflaschen ab. Damit wir das auch weiterhin tun können, möchten wir darum bitten, beim nächsten Einkauf leere Mehrwegflaschen mit abzugeben, damit wir diese reinigen und neu befüllen können.“
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Verschärft wird die Situation, weil viele Brauereien, etwa Reissdorf oder Krombacher auf eigene Gebinde mit Prägung setzen statt auf Standardflaschen. Das führt zu viel Durcheinander bei den Rückgaben.