Sterneköchin im Schloss LoersfeldJulia Komp mit eigenem Stil in der Spitzenküche
Als das Feinschmecker-Restaurant Anfang 2016 damit warb, die bei ihnen am Herd stehende Julia Komp sei die jüngste Sterneköchin Deutschlands, war das ein wenig Amtsanmaßung. Den Stern hatte nämlich der in den Rheingau abgewanderte Simon Stirnal erkocht. Die 27-Jährige musste erst beweisen, dass sie ihn halten konnte. Ende 2016 strahlte er dann wirklich in ihrem Namen.
Ehrlich gesagt, war ich ein wenig enttäuscht bei meinem ersten Besuch nach Komps Übernahme des Kochlöffels. Fast alle Speisen waren so süß, dass sie als Nachtische durchgegangen wären. Von der aromenreicheren Küche, die Komp versprach, fand sich wenig auf den Tellern.
Nun ist aber ein eigener Stil der sympathischen Overatherin zu schmecken – und der führt nach Frankreich mit stark asiatischem Einschlag. Dass Julia Komp das Edelrindfleisch vom Blonde d’Aquitaine neben Gurke und Rote Beete mit Yuzu kombiniert überrascht kaum, ist die japanische Zitrusfrucht doch mittlerweile nicht mehr aus der Sternegastronomie wegzudenken.
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Komp arbeitet mit asiatischen Einflüssen
Der Zander wurde nach der japanischen Ike Jime Methode getötet, die für die Tiere stressfrei sein soll und für besonders schmackhaften Fischgenuss sorgen soll – ein erfreulicher Fast-Standard in Spitzenhäusern. Doch auch bei Gerichten, die nicht danach klingen, arbeitet Komp mit asiatischen Einflüssen. Bei „Jakobsmuschel, Aubergine, Joghurt“ findet sich arabisches Baba Ghanoush auf dem Teller, dem Granatapfelkernen Fruchtkick verleihen. Es ist einer der Gänge, bei dem Komp sehr großzügig mit Schärfe umgeht.
Fast wie ein roter Faden zog sich Schärfe durch das Menü – wobei das Feintuning nicht immer stimmte. Mir ist eine mutige Jungköchin aber lieber als eine, die stets auf Nummer sicher geht. Das tut Komp vor allem bei den Zutaten. Ob Juvenilmilchferkel, Gänseleber, Steinbutt oder Reh – stets bildet ein Luxusprodukt das Fundament.
Auf der Weinkarte gibt es einige Entdeckungen
Patron Thomas Bellefontaine und Maitre Ulrich Ternierßen stehen für Klassik im Service und auf der Weinkarte. Auf der gibt es einige Entdeckungen, ärgerlich ist jedoch, wenn sich beim Bezahlen herausstellt, dass der bestellte Champagner zum Aperitif mit 20 Euro pro Glas zu Buche schlägt. Da hätte es eines Hinweises bedurft, wie exklusiv der Prickler ist.
Ansonsten bleibt die Kalkulation im Rahmen eines Spitzenrestaurants. Zum Reinschnuppern lohnt das Lunchmenü. Das größte Plus von Schloss Loersfeld ist Schloss Loersfeld selbst: Fast märchenhaft das Ambiente, in dem man hinter zwei Meter dicken Mauern in bezauberndem Interieur sitzt. Im Sommer ist es draußen sogar noch schöner.
Das hat unser Restaurantkritiker Carstern Henn probiert
Loersfelder Lunch mit zwei oder drei Gängen //38 / 48 EuroSchloss-Menü vier bis sieben Gänge // 92 bis 139 EuroGänseleber, Grüne Bohne, Rhabarber // 27 EuroZander Ike Jime, Reis, Sellerie // 31 EuroBlonde D’Aquitaine, Gurke, Rote Beete, Yuzu // 40 EuroGuanaja-Schokolade, Olivenöl, Fenchel // 20 €
Öffnungszeiten und Kontakt
Öffnungszeiten:Dienstag bis Samstag 12-14 und 19- 21 Uhr
Schloss Loersfeld, 50171 Kerpen,
Tel.: 02273/ 57755www.schlossloersfeld.de