Restaurant „Lokschuppen“ in MülheimEiner der schönsten Plätze, um in Köln zu speisen
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Als damals jüngste Köchin Deutschlands holte Julia Komp 2016 auf Schloss Loersfeld einen Michelin-Stern.
Nach ihren Reisen um die Welt, kocht sie nun in Köln. Kann sie an ihren Erfolg von damals anknüpfen? Kritiker Carsten Henn hat ihr Restaurant „Lokschuppen“ besucht.
Lesen Sie hier seine Gastrokritik und entscheiden Sie, ob Sie sich das Lokal schon mal für die Zeit nach dem Lockdown vormerken sollten, oder ob sich ein „Menü to go" lohnt, die es an den Wochenenden im Lockdown geben soll.
Köln – Im Jahr 2016 holte sie auf Schloss Loersfeld (Kerpen) als damals jüngste Köchin Deutschlands einen Michelin-Stern, dann reiste sie um die Welt, jetzt ist sie zurück im Rheinland: Julia Komp. In Mülheim eröffnete sie vor kurzem den „Lokschuppen“ sowie das Streetfood-Lokal „Anker 7“. Eigentlich sollte zeitnah das Gourmetrestaurant „Sahila“ folgen, aber diese Pläne liegen nun erstmal auf Eis.
Wer im „Lokschuppen“ speist, fragt sich sowieso unwillkürlich: Wie will sie da noch einen draufsetzen? Mit 75 Euro für ein 4-Gang-Menü steigt Komp auf der Ebene eines Sternerestaurants ein, und falls die Kollegen vom Michelin-Führer nicht die Gaumentaubheit ereilt, wird sie im Frühjahr auch mit Pauken und Trompeten einen Stern erhalten. Denn ihre Küche ist nicht nur hochklassig, sondern auch kreativ und individuell.
Menüs „To-Go" im Corona-Lockdown
Ab dem 13. November will das Streetfood-Lokal „Anker 7“ mit Take-Away-Gerichten wieder öffnen. Für die Wochenenden sind zudem Menüs „To go" vom „Lokschuppen" geplant, mit einer Video-Anleitung zur Zubereitung zuhause.
Komp kocht das, was sie auf ihren Reisen lieben gelernt hat und lehnt – aufgrund ihres großen Respekts für die Landesküchen – Crossover ab. Wenn Sie also etwas Marokkanisches auf dem Teller haben, wird es nicht durch ein japanisches Gewürz gepimpt. Die Challans-Ente interpretiert Komp mit Rotkohl, Rosenwasser und Curry indisch, den Kürbis mit Erdnuss, Mango und Koriander thailändisch, die Aubergine mit Miso und Schwarzwurzel japanisch. Fisch und Fleisch stammen aus artgerechter Haltung, vieles ist Bio und Fairtrade.
Komp selbst bringt einige der Gerichte an den Tisch, der Kontakt zu den Gästen ist Teil des Konzeptes. Sie erzählt dann zwar von einer Reise um den Erdball, aber es sind die Küchen Asiens und des Orients die hier zu Hause sind, Gewürze stehen dabei ganz vorne.
Das Menü wechselt alle 4-6 Wochen, aber immer findet sich Komps Signature Dish auf der Karte: die Tajine aus Nordafrika. Sie kommt im traditionellen, spitzen Schmorgefäß an den Tisch. Ein Must-eat!
Französische Küche bildet die Grundlage
Manches ist vielleicht noch nicht mutig genug, aber Komp will die Gäste nicht überfordern. So exotisch vieles klingen mag, die französische Klassik bildet häufig die Grundlage, und die Aromen sind fast immer in Balance. Auch die Weinkarte ist noch nicht da, wo sie sein sollte – kein Wunder bei einem so jungen Restaurant.
Bei den Pre-Desserts geht es auch schon mal spielerisch zu. Ob Shisha-Assoziationen mit Trockeneis-Dampf geweckt werden, oder Fatimas Hand aus Roter Bete geformt wird: Patissière Anne Kratz ist eine innovative Wucht.
Restaurantleiter und Sommelier Yasin Yesilmen agiert ebenso souverän wie kundig, man spürt, dass das Restaurant auch für ihn eine Herzensangelegenheit ist. Bevor ich es vergesse: Die Location für all das ist beeindruckend. Der ehemalige Lokschuppen strahlt Wärme und Stilwillen aus. Einer der schönsten Plätze, um in Köln zu speisen, egal ob beim Date oder einem Geschäftsessen.