Henns RestaurantkritikWas Julia Komp im neuen „Sahila“ alles richtig macht
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Köln – Es war ein Paukenschlag, als Julia Komps Zeit im Mülheimer Lokschuppen nach nur wenigen Monaten wieder endete, und ein anderer, als bekannt wurde, dass sie die Räumlichkeiten des „L’Accento“ übernimmt. Ihr neues Restaurant trägt den Namen „Sahila“, was übersetzt „Herrscherin der Sterne“ bedeutet und zeigt wohin die Reise gehen soll: zu Michelin-Sternen, Plural.
Die neuen Räumlichkeiten sind angenehm gestaltet, an vielen geschmackvollen Details wird deutlich, dass man es mit einer Köchin zu tun hat, die sehr viel Augenmerk auf Stil setzt. Sobald die ersten Speisen serviert werden, setzt sich dieser Eindruck fort. Alle Gänge sind ausgesprochen schön angerichtet, und in jedem Menü gibt es mindestens ein Schaustück, das unter die Kategorie „Highly instagrammable“ fällt.
Fine Dining als Weltreise
Aktuell ist es die Vorspeise namens „Rosengarten“, bei der sich Rote Bete und Ziegenkäse in Form von Blüten auf dem Teller finden. Geschmacklich punktet es durch den prägnanten und gekonnten Einsatz von Gewürzen, was sich wie ein roter Faden durch Komps Gerichte zieht. Die Idee für dieses Gericht entstammt der Küche Marokkos.
Der Hintergrund: Komp reiste über ein Jahr um die Welt und schnupperte in viele Landesküchen hinein. Ihr Menü entführt nun in diese, unter anderem auch in die Thailands, Kambodschas oder Japans. Dabei bleibt sie den jeweiligen Landesküchen stets treu und überführt traditionelle Gerichte in kleinteiliges Fine Dining. Ein Ansatz, der sich so in keinem anderen deutschen Spitzenrestaurant findet. Leider wird Individualität in der hiesigen Gourmet-Szene immer noch nicht genügend honoriert.
Auch dass Komps Menü verhältnismäßig wenig Edelzutaten aufweist und sie oft mit Mousse-Elementen arbeitet, wird zuweilen kritisch gesehen, dafür ist es aromatisch allerdings ein wahres Feuerwerk. Und mutig noch dazu, wie der peruanische Oktopus-Gang beweist, bei dem Chili zu Recht als erste Zutat aufgeführt wird. Noch nie habe ich in einem Gourmet-Restaurant dermaßen viel Schärfe erleben dürfen. Bei einem Gericht wie Kingfish mit Kokosreis breitet sich dagegen sanfte Wohligkeit im Körper aus.
Im Zweitrestaurant „Yulia“ werden Mezze serviert
Die Kunstwerke von Patissière Anne Kratz fügen sich perfekt ein, so verwandelt sie Goldene Milch (Indien) in eine Schnitte mit Eisnocke. Hervorzuheben ist auch das Service-Team um Restaurantleiter und Sommelier Yasin Yesilmen, dem es gelingt eine große Wärme herzustellen, und das auch bei vollem Haus aufmerksam agiert.
Ein Haus weiter befindet sich Julia Komps zweites Restaurant, das aber aus derselben Küche bekocht wird. Im „Yulia“ werden traditionelle Mezze serviert, kleine Speisen aus dem Nahen Osten.
Fazit: Fine Dining als Weltreise – einzigartiges, kulinarisches Erlebnis mit wunderschön angerichteten Speisen.Bewertung: Sechs von sechs Sternen
Kämmergasse 18, 50676 KölnSahila: Di – Sa ab 18.30, Sa zusätzlich 12-14 Uhr, Telefon 0221/ 247238Yulia: Di – Sa ab 17, Sa zusätzlich 12.30-15 Uhr, Telefon: 0221/ 80188843