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Ärgernis in Köln-LindenthalE-Scooter nerven nicht nur in der Innenstadt

Lesezeit 4 Minuten

Selbst auf einem Waldweg am Decksteiner Weiher wurde bereits ein E-Scooter abgestellt.

Lindenthal – Der Straßenverkehr ist in Köln derzeit ein oft und heftig diskutiertes Thema, wobei jedes Viertel vor ganz eigenen Herausforderungen steht. Verkehrsdezernentin Andrea Blome war nun auf Einladung des CDU-Ortsvereins Sülz/Klettenberg in der Aula der Elsa-Brändström-Schule an der Berrenrather Straße zu Gast, informierte über die anstehenden Verkehrsprojekte und diskutierte mit den Bürgern über Verkehrsprobleme in Sülz/Klettenberg.

Die anstehenden Projekte

Blome erläuterte den Stand der Dinge einiger großer Bauvorhaben im Viertel: Die Stadtverwaltung hat beispielsweise die linksrheinische Gürtelverlängerung, also die Verlängerung der KVB-Linie 13 entlang des Gürtels über Klettenberg und Zollstock bis zum Rheinufer zum Bedarfsplan des Landes angemeldet. „Der Ausbau ist eine besondere Herausforderung“, betonte Blome. Zum einen sei der Wochenmarkt auf dem Klettenberggürtel zuhause. Dafür müsse eine Lösung gefunden werden. Zum anderen müssen die Gleise der Deutschen Bahn am Eifeltor unterquert werden. Zunächst müsse eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben werden und dann werde auch die Öffentlichkeit beteiligt. Wann das Vorhaben umgesetzt wird, stehe noch nicht fest.

Auf der Berrenrather Straße teilen sich  Radfahrer und Autofahrer die enge Fahrbahn.

Umbau Berrenrather Straße

Der lange geplante Umbau der Berrenrather Straße stünde nun unmittelbar bevor, versprach Blome. Dadurch sollen die Verkehrsflächen neu verteilt und gestaltet werden, so dass auf Gehwegen mehr Platz ist, sich die Aufenthaltsqualität erhöht, Schutzstreifen für Radfahrer vorhanden sind und der ruhende Verkehr neu geordnet. „Wir legen den Beschluss für den Abschnitt zwischen Universitätsstraße und Sülzgürtel Ende dieses Jahres der Bezirksvertretung zur Abstimmung vor und hoffen, dass er auch planmäßig beschlossen wird“, so Blome. Dann würde im ersten Halbjahr 2021 mit dem Bau begonnen, der voraussichtlich zwei Jahre dauern wird. Über die Pläne der Verwaltung für den Abschnitt zwischen Sülzgürtel und Neuenhöfer Allee würde die Bezirksvertretung bereits in ihrer Sitzung am 23. September entscheiden. Der Bau des Abschnitts könne somit vielleicht bereits im zweiten Halbjahr 2020 begonnen werden.

Die Umsetzung eines weiteren Großprojekts wird noch auf sich warten lassen: Der Verkehrsknotenpunkt Militärringstraße, Luxemburger Straße soll ertüchtigt werden. Vorhabenträger ist nicht die Stadt, sondern der Landesbetrieb Straßen NRW. Die Stadt wurde bereits angehört. Der Planfeststellungsbeschluss liegt aber noch nicht vor. „Bei solch großen Vorhaben ist auch stets mit Klagen zu rechnen“, so Blome. Wann der Umbau beginne, könne demnach noch überhaupt nicht gesagt werden.

Wünsche der Bürger

Die anschließende Diskussion über den Verkehr in Sülz/Klettenberg drehte sich vor allem um E-Scooter. Alexander Born, Mitglied der CDU-Fraktion in der Bezirksvertretung Lindenthal, kritisierte die neuen elektronischen Roller. „Sie haben eine miserable Ökobilanz, denn sie sind ein Wegwerf- und Spaßprodukt, das keine drei Monate hält“, sagte er. „Sie stehen in Sülz und Klettenberg kreuz und quer herum.“ Bürger des Bezirks Lindenthal beschweren sich immer wieder über Roller, die auf Fahrrad- und Gehwegen parken, sogar auf den Waldwegen im Äußeren Grüngürtel lassen Benutzer sie zurück.

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In der Innenstadt führte die Polizei verstärkt Scooter-Kontrollen durch.

Born forderte, dem müsse die Stadt mit Auflagen entgegenwirken, zumindest feste Abstellplätze einführen. Andrea Blome konnte die Kritik nachvollziehen, warb aber um Geduld. „Es stimmt, die Roller werden auch als Spielgerät gesehen“, sagte sie. „Es geschehen viele Unfälle wegen Trunkenheit beim Rollerfahren.“ Die Betreiber seien aber seriöse Unternehmen und die Stadt habe mit ihnen ein Qualitätsagreement abgeschlossen. Das Einrichten fester Stellplätzen widerspräche dem Gedanken der Mikro-Mobilität.

„Die Roller sollen eine Ermunterung sein, sich daran zu gewöhnen, für kurze Strecken nicht das Auto zu benutzen“, so Blome. „Wenn man dann erst wieder um den Block zu einer Station gehen muss, seien sie keine verlockende Alternative mehr. Man müsse derartige neue Formen von Mobilität erst einmal ausprobieren.

Der Betrieb laufe erst seit wenigen Monaten. Für Bernd Petelkau, den Landtagsabgeordneten und Chef der Kölner CDU, ist der Versuch bereits gescheitert: „Der komplett liberale Ansatz, den wir bislang verfolgt haben, funktioniert nicht“, urteilte er. „Die Gehwege sind zugeparkt und es vergeht kein Tag ohne Unfall. Wir müssen jetzt gegensteuern.“

Kampf um Parkplätze

Das Parken werde man wohl an Standorte binden müssen und die Stadt entsprechende Flächen ausweisen. „Klassischerweise werden dann Parkplätze in Stellplätze für E-Bikes und E-Roller umgewandelt.“ Nach Ansicht der Besucher gibt es aber auch bereits zu wenige Parkplätze im Viertel. Viele Autos würden falsch parken und Fußgänger und Radler gefährden, bemängelte ein Gast. Andere sahen den Grund dafür vor allem in den fehlenden Parkplätzen. Sie wünschten sich mehr Tiefgaragen. Einen geeigneten Ort dafür zu finden sei aber schwer.

Eine Besucherin kritisierte den Radverkehr im Viertel. Vor der Zweigstelle des Schiller-Gymnasiums an der Lotharstraße würde es an Parkmöglichkeiten fehlen. Die abgestellten Räder auf dem Gehweg würden die Fußgänger behindern. Dort müssten dringend weitere Fahrradständer geschaffen werden.