Köln – Die Blauen Funken dürfen anbauen. Der Stadtrat hat nun final entschieden, dass das Traditionskorps seine Räume im denkmalgeschützten Sachsenturm am Sachsenring in Richtung Ulreforte erweitern kann. Die Grünen stimmten gegen die Bebauung, die Linke enthielt sich.
Rund 33 Meter lang und zwölf Meter breit wird der Anbau an den Sachsenturm. Der Gebäudeentwurf des Berliner Architektenbüros Claus Anderhalten sieht darin einen großen zweigeschossigen Saal im ersten Obergeschoss und einen kleinen im Erdgeschoss vor. Zudem gibt es Büros, eine Küche, Technikräume und neue Toiletten, alle Etagen werden mit einem Aufzug erreichbar sein. Die Räume des Sachsenturms sind mit dem neuen Gebäude verbunden. Der Eingang erfolgt über den Blaue-Funken-Weg, eine Querverbindung zwischen Sachsenring und Kartäuserwall. Die Erweiterung wird über den Blauen-Funken-Weg gebaut, der dort einen Durchgang bekommt. Der Neubau nimmt gestalterische Anleihen der historische Stadtmauer auf, er wird also eine Art moderne Interpretation des ehedem gleichsam wuchtigen wie funktional-schlichten Gemäuers.
Die Blauen Funken nutzen den Sachsenturm seit 1970. Die Räume dort sind inzwischen deutlich zu klein für die Traditionsgesellschaft. Zwischen 1980 und heute hat sich die Mitgliederzahl auf rund 550 fast vervierfacht. Zudem konnten vor allem ältere Funken, die nicht mehr gut zu Fuß sind, nicht an den Veranstaltungen im Sachsenturm teilnehmen, weil sie Probleme hatten, die Toiletten zu erreichen.
Grüne in der Bezirksvertretung Innenstadt hatten Bedenken geäußert, weil für den Anbau im Inneren Grüngürtel fünf Bäume gefällt werden müssen: zwei Kastanien, zwei Linden und ein Bergahorn. Doch selbst der Grüne Bezirksbürgermeister der Innenstadt, Andreas Hupke, hatte sich optimistisch geäußert, dass die Blauen Funken die zugesagten Ersatzpflanzungen vornähmen, und wollte den Karnevalisten keine Steine in den Weg legen.
Bei der entscheidenden Ratssitzung versagten die Grünen dem Vorhaben trotzdem die Zustimmung. „Auch wenn wir das Ansinnen der Blauen Funken gut verstehen, dürfen wir den Klimaschutz nicht aus dem Blick verlieren und haben deshalb im Rat gegen die Erweiterung gestimmt. Wir wollen die wenigen grünen Oasen in der Kölner Innenstadt schützen“, begründete Fraktionschefin Christiane Martin.
„Eingriff in eine Grünfläche“
Die Linke enthielt sich im Rat, weil sie der Bebauung dieses Teils des Inneren Grüngürtels „grundsätzlich skeptisch“ gegenüberstehen, sagt Fraktionsgeschäftsführer Michael Weisenstein. Auch wenn er die Expansionswünsche der Blauen Funken nachvollziehen könne, bleibe der Neubau „ein Eingriff in eine Grünfläche, die nun der Öffentlichkeit vorenthalten bleibt.“
Die CDU ist indes voll des Lobes: „Danke an die Blauen Funken für das sehr gute Verfahren und die hohe architektonische Qualität des Entwurfs“, sagt CDU-Fraktionsgeschäftsführer Niklas Kienitz. „Die Blauen Funken tragen mit der Pflege und dem Ausbau des Sachsenturms zum Erhalt unseres geschichtlichen Erbes bei. Ebenso wie die Prinzengarde, die Ehrengarde und die Roten Funken erhalten sie die Stadtmauer und füllen ein Baudenkmal mit Leben“, erklärt Kienitz weiter. Die FDP sieht das ähnlich. Der Architekturentwurf sei „sehr ansprechend“ und füge sich gut in die bestehende Bausubstanz ein, befindet Fraktionschef Ralph Sterck. Angesichts der Historie der Stadtbefestigung sei der Eingriff in die Grünfläche vertretbar. Dort, wo die Blauen Funken nun bauen, war bereits früher Stadtmauer, argumentiert Sterck und lobt zudem das politisch Klima. Dass die Grünen, anders als ihre Partner CDU und Volt, gegen das Vorhaben stimmten, sei ein Beleg dafür, dass über das Ratsbündnis hinaus auf sachpolitischer Ebene Entscheidungen getroffen werden könnten, sagt Sterck.
Die Blauen Funken wollen nun „schnellstmöglich mit dem Bau beginnen, sobald die Baugenehmigung vorliegt“ heißt es in einer Presseerklärung. Den Antrag für die Baugenehmigung hatte der Gemeinnützige Bauverein Sachsenturm e.V., der den Sachsenturm für die Blauen Funken verwaltet, bereits eingereicht. Mit dem Ratsbeschluss liegt das Planungsrecht vor und das Genehmigungsverfahren kann abgeschlossen werden. Bislang haben die Planungen fünf Jahre gedauert. „Der geringfügige Eingriff in Natur und Landschaft wird durch externe Ausgleichsmaßnahmen“ wie Flächenentsiegelung und Anpflanzung von acht standorttypischen Bäumen „vollständig kompensiert“, versichern die Blauen Funken.