Wie kann Köln seine Grünzüge besser mit den städtischen Räumen verbinden, aber auch abgrenzen? Darauf sucht Ermelinda Di Chiara nun Antworten.
In Erinnerung an Architekten-LegendeBöhm-Stipendiatin präsentiert erste Ideen für Köln
Die erste Stipendiatin des neuen Gottfried-Böhm-Stipendiums, die italienische Architektin Ermelinda Di Chiara (30), hat am Donnerstag erste Ideen für eine mögliche Stadtentwicklung Kölns präsentiert. In den ersten Wochen ihrer Arbeit hat sich die promovierte Architektin mit dem Inneren Grüngürtel und der Innenstadt beschäftigt. Sie will die Kanten zwischen Natur und städtischen Räumen klarer herausarbeiten, aber gleichzeitig schauen, wie die beiden Räume besser vernetzt werden. So soll auch die Nachhaltigkeit Kölns gestärkt werden.
Die Idee für das zweijährige Stipendium geht zurück auf den 100. Geburtstag des mittlerweile verstorbenen Kölner Architekten Gottfried Böhm im Jahr 2020. Damals brachte Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) das Stipendium sozusagen als Geschenk mit, sie ist auch die Schirmherrin. Der Verein der Freunde und Förderer der Technischen Hochschule schreibt das Stipendium aus und betreut es. Es geht um die Verbindung zwischen Architektur und Städtebau.
Di Chiara setzt sich gegen viele Bewerber durch
Im Frühjahr dieses Jahres wurde die erste Bewerbungsrunde öffentlich gestartet, am Ende setzte sich Di Chiara unter 41 Bewerbern und Bewerberinnen aus 23 Ländern durch. Für ein Jahr lebt Di Chiara nun in Köln, sie bekommt eine Unterkunft gestellt und 2500 Euro monatlich.
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Paul Böhm, Sohn des 2021 verstorbenen Gottfried Böhm und selbst Architekt, sagte am Donnerstag über das Stipendium: „Es geht darum, dass Menschen von außerhalb auf unsere Stadt schauen und Ideen und Gedanken liefern. Wir, die tagtäglich durch unsere Stadt laufen, tun das mit einer gewissen Blindheit. Möglicherweise bekommen wir die eine oder andere Erhellung.“
Konzepte für den Kölner Neumarkt
In den ersten Wochen war Di Chiara unter anderem der Neumarkt als großer Schwachpunkt aufgefallen, sie bezeichnete ihn als „verloren“ – ohne dass sie die seit Jahren andauernde Diskussion kennt, wie der Platz aufgewertet werden kann.
Ihre Vision zur Verbesserung des Platzes basiert auf der japanischen Reparaturmethode für Keramik, dem „Kintsungi“. Dabei werden beispielsweise zerbrochen Vasen mit Urushi-Lack und pulverisiertem Gold geflickt. Das Konzept: Die Bruchstellen werden bewusst nicht verdeckt, sondern bleiben erhalten, aber eben in besonderer Form. Böhm sagte: „Sie macht aus der Not eine Tugend und kehrt die Leerstellen der Stadt ins Gegenteil um. Plötzlich wirkt das Verwahrloste als etwas Besonderes.“
Ende des kommenden Jahres wird Di Chiara ihre Ideen präsentieren. Böhm sagte: „Was da passiert, wissen wir noch nicht.“ Sie dienen zunächst als Diskussionsbeitrag und werden öffentlich ausgestellt. Was davon tatsächlich realistisch umsetzbar ist, wird sich danach zeigen. (mhe)