Hauen und Stechen in der CDU: Selbst Vorstandskollegen kritisieren Parteichef Mandl. Wählt die Partei wirklich am Samstag einen OB-Kandidaten?
Kölner CDU-Parteistreit eskaliertGüler und Braun rücken von Parteichef Mandl ab
Die Krise der Kölner CDU um Parteichef Karl Mandl hat den geschäftsführenden Vorstand erreicht und eskaliert in der Öffentlichkeit. Am Dienstagnachmittag sagte die einzige Kölner CDU-Bundestagsabgeordnete Serap Güler: „Die aktuelle öffentliche Wahrnehmung der CDU Köln besorgt mich massiv. Die Äußerungen der letzten Tage, die Frage des Umgangs mit dem Bündnis und mit unserer Fraktion haben starke Verwirrung und Verstimmung ausgelöst.“ Es ist eine kaum versteckte Kritik an Mandl.
Ihr Vorstandskollege Mandl hatte am Freitag angekündigt, das Mehrheitsbündnis aus Grünen, CDU und Volt zeitnah beenden zu wollen – am Abend sah der Parteichef aber plötzlich „keinen Handlungsbedarf“ mehr. Die CDU-Fraktion hatte Mandl vorher nicht informiert.
Es ist die nächste Eskalationsstufe im seit Tagen andauernden Parteistreit – und das wenige Tage bevor die Kölner CDU am kommenden Samstag in der Kölner Messe ihren OB-Kandidaten und die Kandidaten für den Stadtrat wählen will. Die nächste Kommunalwahl findet am 14. September 2025 statt. Neben Parteichef Mandl steht bislang Hendrik Biergans bei der Aufstellungsversammlung zur Wahl, es werden rund 1200 Mitglieder erwartet.
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Auch Gülers Vorstandskollege, der Landtagsabgeordnete Florian Braun, kann sich eine Vertagung vorstellen, er sagte: „Um bei der Kommunalwahl im nächsten Jahr erfolgreich zu sein, braucht es einen OB-Kandidaten, der breite Unterstützung in der eigenen Partei genießt. Wenn das nicht gewährleistet ist, hielte auch ich es für ernsthaft sinnvoll, zu vertagen, damit der Kreisverband die Chance erhält, sich klar zu sortieren.“
Als Bundestags- und Landtagsabgeordnete und Vize-Vorsitzende der Partei sind sie prominente Stimmen, zumal als einzige Kölner CDU-Vertreter in dem jeweiligen Parlament. Beide sind dem Lager von Fraktionschef Bernd Petelkau zuzuordnen.
Mandl hatte Petelkau im März 2023 als Parteichef abgelöst, zuvor hatte er ihn über Monate verbal angegriffen, unter anderem mit Sätzen wie: „Bernd Petelkau hat kein Konzept für eine aufrichtige, von persönlichen Interessen unabhängige Parteiarbeit.“
Viel Zuspruch für eine Vertagung
Braun folgt mit seinem Wunsch nach einer Vertagung der OB-Kandidatenwahl der Argumentation von Rolf Bietmann, Lothar Lemper und auch Karsten Möring. Der Ex-Bundestagsabgeordnete forderte am Dienstag eine Verschiebung der OB-Kandidatenwahl und kritisierte Mandl massiv in seinem offenen Brief an den Parteivorstand.
Möring, Bundestagsmitglied von 2013 bis 2021, schreibt: „Kann die CDU den Kölnerinnen und Kölnern wirklich einen solchen Kandidaten für das herausfordernde Amt des Kölner Oberbürgermeisters anbieten? Wir sind gut beraten, wenn wir am 30. November keine Entscheidung über die OB-Kandidatur treffen, sondern uns noch einmal gründlich Zeit nehmen, das Terrain zu sondieren. Und Herr Mandl sollte sich ernsthaft prüfen, ob er auf seinem Platz der Richtige ist.“
Auch der Vorsitzende der Jungen Union Köln, Can Kurda, sagte: „Ich sehe die Handlungen von Herrn Mandl durchaus kritisch. Und ich stelle mir die Frage, ob er die notwendige Führungskraft für das Amt des OB ist. Ich stelle mir auch die Frage nach Alternativen und teile die Kritik an seiner Person.“
Außerordentliche Sitzung
Ob die Partei die OB-Kandidatenwahl tatsächlich verschiebt, könnte sich am Mittwochabend (27. November) ab 19 Uhr entscheiden. Der geschäftsführende Vorstand hat am Dienstagfrüh eine außerordentliche Sitzung des Parteivorstandes beschlossen und dazu eingeladen. Anders als im geschäftsführenden Vorstand sind in dem Gremium rund 50 Mitglieder versammelt.
Unter Punkt drei heißt es in der Einladung: „Aussprache im Vorfeld der Aufstellungsversammlung über die Situation in der Kölner CDU“. Es deutet sich ein Showdown an.
Mandl lehnt Verschiebung ab
Braun teilte mit: „Es steht der Vorschlag im Raum, die Nominierung eines OB-Kandidaten am Samstag nicht durchzuführen. Der Parteivorstand als souveränes Führungsgremium der CDU Köln erhält nun die Gelegenheit, sich dazu zu verhalten.“ Ähnlich äußerte sich Güler: „Der Vorstand ist gewählt, um sich solchen Situationen verantwortlich zu stellen.“
Mandl hatte die Verschiebung am Sonntag abgelehnt und erneuerte das am Dienstag, er begründete seine Haltung damit, dass der Kreisvorstand den Fahrplan so beschlossen hat. Für ihn persönlich zählt es am Samstag.
Wie berichtet, hatte Mandl das „zeitnahe Ende“ des Mehrheitsbündnisses im Stadtrat gefordert, weil die Gemeinsamkeiten abgearbeitet seien und die Grünen sich von der CDU entfernt hätten.
Möring kritisiert Mandl massiv, er schreibt: „Mit sprachlosem Erstaunen blicken zahlreiche Parteimitglieder auf die Aktivitäten ihres Parteivorsitzenden und fragen sich, wie man so viele Fehler in so kurzer Zeit machen kann.“ Er nannte Mandls Verhalten „politisch naiv“, weil es die Grünen als zukünftigen Bündnispartner verprellt. „Muss man ihm das alles erst erklären?“
Zu Mörings Kritik sagte Mandl: „In unserer Partei darf jedes Mitglied sagen, was es denkt.“ Die Wahl werde am Samstag stattfinden. Und Mandl sagte: „Bei der Kritik fällt auf, dass sie sich nicht auf den Inhalt, sondern auf die Form konzentriert, weil die CDU Köln bei diesem Thema eine klare Meinung hat.“