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CDU-Politiker MöringDer Verlierer, der als Sieger aufwachte

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Am Ende beide Gewinner: Martin Dörmann (SPD) und Karsten Möring (CDU)

Köln – Eingeschlafen als Verlierer, aufgewacht als einer der Gewinner: CDU-Ratsherr Karsten Möring hatte den Wahlabend in der Gewissheit beendet, in seinem überwiegend rechtsrheinischen Wahlkreis dem Sozialdemokraten Martin Dörmann unterlegen zu sein; frühmorgens dann wurde Möring von der Nachricht überrascht, dass er über die Landesliste doch noch den Einzug in den Bundestag geschafft hat. Damit werden dem neuen Parlament drei Kölner Christdemokraten angehören, einer mehr als bisher.

Kritisiert wird trotz Erfolg

Ein Erfolg, zweifellos. Dennoch kritisieren Teile der Union den Zustand und das Auftreten ihrer Partei. „Wir müssen uns fragen, warum wir dieses grandiose Ergebnis im Bund nicht in Erststimmen in Köln ummünzen können“, sagt die Parlamentarische Staatssekretärin Ursula Heinen-Esser, deren Wahlkreis Möring übernommen hat. Die Kölner CDU müsse sich ein Beispiel an Angela Merkel nehmen. Die Kanzlerin habe es geschafft, „alle Themen in der Breite anzubieten“. Familie und Bildung, Soziales, Integration, Kultur – das seien Themen der Großstadt. Es reiche eben nicht aus, sich auf die Wirtschafts- und Verkehrspolitik zu beschränken.

Parteivorsitzender Bernd Petelkau sieht die Lage offenbar weniger ernst. „Für uns ist zunächst einmal wichtig, dass wir ein stärkeres Sprachrohr in Berlin haben werden und in Köln Themen besser transportieren können“, sagt Petelkau. Das Wahlergebnis verschaffe der CDU „Rückenwind für die Kommunalwahl“. Seine Partei sei in etwa 60 Stadtteilen die stärkste Kraft. „Das zeigt, dass wir eine Nähe zu den Bürgern haben“, so Petelkau. In der Stadtpolitik seien „die Themen Familie und bezahlbarer Wohnraum für die CDU von großer Bedeutung“. Weitere Schwerpunkte, mit denen die Partei die Bürger bei der Wahl im Mai 2014 überzeugen will: Wirtschaftspolitik, Kulturpolitik, eine Reform der Stadtverwaltung.

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"Weckruf vor der Kommunalwahl"

So zuversichtlich sich Petelkau äußern mag, CDU-Fraktionschef Winrich Granitzka wertet das Erststimmen-Ergebnis als „Weckruf vor der Kommunalwahl“. Köln, weiß Granitzka, „ist nicht Deutschland. Ein Erfolg bei der Kommunalwahl kommt nicht von allein.“

Heinen-Esser und Möring haben sich am Montag zum Mittagessen im Kap am Südkai im Rheinauhafen getroffen. An diesem Dienstag steht für den 64-jährigen Direktor eines Porzer Gymnasiums die erste Fraktionssitzung in Berlin an. „Bei der Fehleranalyse wird es auch um die Themenbreite der Kölner CDU und die Konstanz in der Arbeit gehen müssen“, sagt Möring. Seine Partei sei „vielerorts im vorpolitischen Raum nicht präsent“. Diese Kritik habe er zuletzt mehrfach gehört.

Seine erste Einladung in Berlin hat der neue Abgeordnete auch schon. Sein Wahlkreis-Gegner Martin Dörmann gibt ihm ein Essen aus; Trostpreis für einen Verlierer, der über Nacht zum Gewinner wurde.