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Erstes AlbumDie Kölner Musikerin Charly Klauser ist eine Alleskönnerin

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Die Kölner Multi-Instrumentalistin Charly Klauser.

Köln – Schlagzeug, Bass, E-Gitarre, Akustikgitarre, Geige, Percussion, Klavier, Gesang – das ist nicht die Besetzung einer Band, sondern das Portfolio von Charly Klauser: Die Kölnerin, die schon mit Peter Maffay, Tim Bendzko und den Ärzten zusammengearbeitet hat, ist Multi-Instrumentalistin.

„Ich komme aus einem Musikerhaushalt. Da war es immer sehr spielerisch; die Instrumente waren halt da. Ich habe im Baumhaus mit Puppen, Autos oder eben mit einer Gitarre gespielt“, sagt die 31-Jährige und strahlt dabei. „Ich wurde auch nie darin gebremst. Meine Schwester, die auch hauptberuflich Musikerin ist, und ich haben dann früh angefangen eine Band zu gründen.“ Gleichzeitig wurde sie nie gedrängt, Berufsmusikerin zu werden, betont sie.

Charlie Klauser trat schon im Rhein-Energie-Stadion auf

Mit drei Jahren stand sie zum ersten Mal auf der Bühne – in der ersten Reihe eines Geigenorchesters. In den folgenden 28 Jahren hatte Klauser zahlreiche Auftritte und Kooperatione hinter sich. So arbeitete sie bereits mit Peter Maffay zusammen, tourte mit in den Bands von Tim Bendzko und Sasha, saß für Alvaro Soler und in der Show-Band von Carolin Kebekus am Schlagzeug und spielte im Musikvideo der Single „Kraft“ von den Ärzten die Hauptrolle als „Charlotte Kraft“.

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Zuletzt war Klauser Supporting Act für Kasalla im Rhein-Energie-Stadion. „Das war überwältigend“, sagt sie. „Der Moment, wenn man da auf der Bühne steht und dann auch noch in Köln, meiner Heimatstadt! Das war schon sehr bewegend.“

„Ich will ehrliche Musik machen"

Am 24. Juni erschien nach drei bis fünf Jahren Arbeit Klausers Debüt-Album „Mehr“. Und zwar als Solo-Album im wahrsten Sinne des Wortes, denn jeden einzelnen Ton der zehn Songs hat die 31-Jährige selbst eingespielt. Auch produziert hat sie den Tonträger. Macht sie sich das Musiker-Leben damit nicht unnötig schwer? „Klar wäre es einfacher, mit einer Band und vor allem auch mit einem Produzenten zusammenzuarbeiten. Aber gute Alben, also hochglanz-poppige Sachen, die gibt es auf der Welt genug. Und ich mit meinem Tonstudio kann ja gar nicht sowas erzeugen. Aber, was ich machen kann, ist, authentische und ehrliche Musik zu machen, die möglichst viel nach mir klingt. Das würde ich den Menschen gerne mitgeben.“

Herausgekommen ist kraftvoller, persönlicher, gefühlvoller Pop, der zu Klausers energetischer und herzlicher Ausstrahlung passt. Festgelegt ist ihr Musikstil nicht: „Mein Album hätte durch Zufall auch ganz anders aussehen können. Hätte ich es vor fünf Jahren veröffentlicht, würde es vermutlich nach Jamie Cullum klingen. Hätte ich es vor drei Jahren veröffentlicht, eher nach den Foo Fighters. Alles steckt in mir drin. Ich versuche, das trotzdem immer zu bündeln. Ich werde nach wie vor spielerisch und kreativ rangehen. Ich habe keine Ahnung, wie mein zweites Album klingen wird.“

„Ich bin gut darin, Ja zu sagen"

Die Musikerin feilt nicht nur ständig an ihren instrumentalen Fähigkeiten: „Ich schraube gerade an einem krassen Konzept, wie ich es auf die Bühne hinbekomme, alle Instrumente zu spielen.“ Bei Live-Auftritten wird Klauser ansonsten von einer Band unterstützt oder nutzt eine sogenannte Loop-Station, bei der verschiedene Tonspuren aufgezeichnet und ausgespielt werden können. „Ich will darüber aber nicht zu viel verraten“, sagt sie.

Klauser ist inzwischen eine gefragte Musikerin. Das hat nicht nur Positives: „In diesem ganzen Prozess habe ich ganz oft das Gefühl gehabt, dass es zu viel ist. Ich bin sehr gut darin, mir Dinge aufzuhalsen.“ Als Anekdote dazu erzählt sie: „Als ich 15 oder 16 war, bin ich für eine Tour bei der Metal-Band Rage eingestiegen, die mich gefragt hatten, ob ich da Gitarre spielen könnte – zu dem Zeitpunkt konnte ich nicht einmal richtig Gitarre spielen. Aber ich meinte ‚Ja klar!‘ und habe mich dann zwei Wochen in meinem Zimmer eingebunkert und das gelernt. Sowas fordert mich heraus und ich glaube, dass ich diesen Stress und diesen Push auch brauche, weil mich das anspornt, weiterzumachen.“

Deswegen, so Klauser, trägt ihr Album auch den Titel „Mehr“. Weil sie genau das will und nie genug bekommt. Trotzdem: „Ich bin in den letzten Jahren, was andere Bands angeht, auch schon kürzergetreten, damit ich den Fokus auf mein Projekt legen kann. Und das fühlt sich gerade total schön an. Die Gewichtung ist jetzt viel klarer.“