Der Wahlkreis mit dem deutschlandweit schlechtesten Ergebnis für die AfD liegt in Köln – aber sie musste trotzdem nirgendwo in der Stadt Stimmen abgeben.
Bundestagswahl 2025Chorweiler, Lindweiler und Blumenberg – ein Blick auf Kölns AfD-Hochburgen
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Im Januar hatten etwa 600 Menschen in Chorweiler gegen den AfD-Parteitag im Bürgerzentrum demonstriert.
Copyright: Thilo Schmülgen
Die AfD hat in Köln das stärkste Ergebnis ihrer Geschichte in der Stadt erreicht. Trotzdem liegt der Wahlkreis, in dem sie bundesweit die wenigsten Stimmen bekam, auch im Kölner Stadtgebiet. Nur 6,3 Prozent der Wählerinnen und Wähler im Wahlkreis Köln II Köln gaben ihre Zweitstimme der teilweise rechtsextremen Partei.
Zu dem Wahlkreis gehören die Stadtbezirke Rodenkirchen und Lindenthal mit den gleichnamigen Veedeln, sowie die historisch wohlhabendsten Veedel wie Hahnwald, Marienburg oder Bayenthal. Köln weit kam die AfD auf 10 Prozent. Das erste zweistellige Ergebnis für die Partei in der Stadt.
Alle drei Veedel, in denen die AfD bei dieser Bundestagswahl die stärkste Kraft unter den Zweitstimmen wurde, hatten bei der vergangenen Bundestagswahl 2021 noch SPD gewählt. Jetzt gingen Chorweiler, Lindweiler und Blumenberg an die Blauen – und zwar mit deutlichen Zahlen. In Chorweiler wählte jeder vierte die AfD.
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Erst im Januar hatten einige hundert Bürgerinnen und Bürger dort gegen den AfD-Parteitag demonstriert, der im Bürgerzentrum abgehalten worden war. Widerstand gegen die AfD scheint es im Veedel also durchaus zu geben, das zeigt sich auch in den anderen Ergebnissen: Die SPD holte hier trotzdem mehr als 20 Prozent der Stimmen und wurde zweitstärkste Kraft, dicht gefolgt von der Linken mit fast 19 Prozent der Zweitstimmen.
Auch in Blumenberg ist der Abstand zu den Sozialdemokraten (20,8 Prozent) denkbar gering. Die AfD gewann das Veedel, aber nur mit 0,2 Prozent Vorsprung (21 Prozent). Auch hier wurde die Linke zweistellig vor den Grünen (12,5 und 8,7 Prozent), beide aber überholt von der CDU mit ebenfalls fast 20 Prozent.
In Lindweiler musste die SPD dann etwas deutlicher Federn lassen: Auch wenn sie hier immer noch auf 22,2 Prozent der Zweitstimmen kam, die zweitstärkste Kraft hinter der AfD (24,7 Prozent) im Veedel wurde die CDU mit 24,2 Prozent der Zweitstimmen.
Der Wahlkreis, zu dem die Veedel und der Stadtbezirk Chorweiler zählen, Köln III, ging in der Erststimme übrigens an die Grünen-Kandidatin Katharina Dröge. Auch die Zweitstimmen gewannen die Grünen mit 21,8 Prozent vor SPD (19,9 Prozent) und CDU (19,3 Prozent). Die AfD übertraf hier allerdings auch ihr Stadt-Ergebnis und kam auf 11,2 Prozent der Zweitstimmen.
Der Vergleich der Veedels-Ergebnisse mit denen von 2021 zeigt außerdem: In keinem einzigen Veedel verlor die AfD bei dieser Wahl Stimmen. Obwohl sie in Köln II das schlechteste Ergebnis in Deutschland holte, gewann sie in jedem einzelnen der 86 Kölner Veedel Wählerinnen und Wähler dazu.
Bundestagswahl 2025: AfD verliert in keinem Kölner Veedel Stimmen
Die anteilig meisten Wählerinnen und Wähler konnte die AfD dabei tatsächlich in Lindweiler dazu gewinnen: Ihr Ergebnis stieg hier um mehr als 14 Prozent. Aber auch in einigen Veedeln, in denen sie am Ende nicht die stärkste Kraft wurde, konnte sie mehr Menschen überzeugen: Um mehr als 13 Prozent steigerte die AfD ihr Ergebnis in Grengel, um mehr als elf in Veedeln wie Flittard, Godorf, Immendorf und Seeberg.
Am geringsten war ihr Zulauf in Klettenberg, hier wählten im Vergleich zu 2021 nur 1,9 Prozent mehr die AfD.
Zuwachswerte von 14 Prozent in den Kölner Veedeln werden bei dieser Wahl von keiner Partei überboten, außer der Linken. Die konnten sich teilweise um mehr als 15 Prozent verbessern. So zum Beispiel in Ehrenfeld (dem Veedel, nicht dem Bezirk), Gremberghoven und Mülheim. In Kalk verbesserten sie sich sogar um 17 Prozent und holten das stärkste Ergebnis der Stadt für die Partei mit mehr als 30 Prozent der Stimmen. Damit wurden sie in dem Stadtteil stärkste Kraft, mit deutlichem Abstand auf die zweitplatzierte SPD mit 17,7 Prozent der Stimmen.
Auch die Linke verlor in keinem Veedel Stimmanteile im Vergleich zu 2021, aber die Stimmen müssen ja irgendwo herkommen: Sowohl SPD, FDP als auch Grüne machten ausschließlich Verluste. Die CDU ist die einzige der großen Parteien, die in einigen Veedeln Wählende dazu gewinnen konnte (etwa in Langel mit 34 Prozent, fast 8 Prozent mehr als 2021), als auch verlor (wie in Chorweiler, minus 4,1 Prozent auf 15,9 Prozent der Zweitstimmen).