Köln-Ehrenfeld – Wenn man so will, dann ist es ein Denkmal aus der Zeit des Wiederaufbaus und des Wirtschaftswunders nach dem Zweiten Weltkrieg. Der im Jahr 1954 erbaute Kugelgasbehälter am Maarweg hatte vor allem den Zweck, den immer weiter ansteigenden Energiebedarf sicherzustellen. Nebenbei war er seinerzeit eine technische Meisterleistung. Die Kugel mit knapp 34 Metern Durchmesser war damals das größte Bauwerk dieser Art weltweit.
Die Bauweise mit vorgeformten verschweißten Stahlplatten wurde erstmalig angewendet und stelle einen Meilenstein für die spätere Entwicklung der Speichertechnik dar. Die Bedeutung für die Technik und ortsgeschichtliche Aspekte sind für das Amt für Denkmalpflege des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) Gründe genug, einen Denkmalschutz zu empfehlen. Eine Abstimmung mit dem Kölner Stadtkonservator, der darüber das letzte Wort hat, läuft gerade.
Kölner Bürger wollen Gaskugel in Ehrenfeld erhalten
Die Bürgerinitiative Gaskugel Ehrenfeld, die den Stahlkoloss am Maarweg unter allen Umständen erhalten wissen möchte, frohlockt bereits: „Das Gutachten des LVR belegt eindeutig die Einzigartigkeit des Objektes und gibt Gründe an, die einen Erhalt dieses Industriedenkmals zwingend fordern“, fasst Sprecher Dieter Brühl zusammen, der zugleich auch Vorsitzender der Bürgervereinigung Ehrenfeld ist. Diese und der Verein Rheinische Industriekultur setzen sich maßgeblich in der Gaskugel-Initiative ein.
In einem Offenen Brief an Oberbürgermeisterin Henriette Reker und die Ratsfraktionen fordert Brühl nun weitere Schritte. Die Politiker sollten der Sichtweise des Landschaftsverbandes folgen und auf den Stadtkonservator einwirken, damit der Kugelgasbehälter in die städtische Denkmalliste aufgenommen werde.
Das sagt die Rhein-Energie zur Gaskugel
Die Eigentümerin des Behälters, das Versorgungsunternehmen Rhein-Energie, sieht noch keinen Anlass, Überlegungen für den Erhalt anzustellen. „Es gibt keinen neuen Sachstand“, sagt Rhein-Energie Sprecher Christoph Preuß und verweist darauf, dass das LVR-Amt für Denkmalpflege keine über der Kölner Denkmalbehörde, also dem Stadtkonservator, stehende Instanz sei.
Die Rhein-Energie habe ihre Haltung dem Stadtentwicklungsausschuss gegenüber bereits deutlich gemacht. „Die Rhein-Energie kann und wird die Kugel nicht erhalten und weist darauf hin, dass auch künftig im Gesamtareal eine geeignete Fläche benötigt wird, um unseren Betriebsaufgaben nachzukommen“, so Preuß.
Die Befürworter des Erhalts gehen dagegen davon aus, dass es nun keinen Sinn mehr ergebe, bei der Auslobung des städtebaulichen Wettbewerbs Max-Becker-Areal/Rhein-Energie, Entwürfe in zwei Varianten zu fordern – einmal mit und einmal ohne Kugelgasbehälter. Die Bürgerinitiative will den Erhalt mit einer Nutzung verbunden wissen. Wie die aber aussehen könnte, ist noch völlig offen. Es gebe Kontakte zur Volkssternwarte Köln, berichtet Dieter Brühl.
Dass eine Nutzung „möglicherweise Um- und Anbauten am Behälter erfordert“, hält Professor Walter Buschmann vom Verein Rheinische Industriekultur für durchaus mit dem Denkmalschutz vereinbar. „Letztlich wäre das ein Abwägen zwischen Erhaltungswunsch und Veränderungsnotwendigkeit.“
Vorbild aus Solingen könnte Idee für Köln sein
Ein Vorbild für eine Nutzung könnte das Solinger „Galileum“ sein. Dort dient ein stillgelegter Kugelgasbehälter als Planetarium und Vortragssaal für knapp 90 Personen. Der Kölner Architekt Ulrich Schlüter hat das Projekt damals fachlich betreut: „Wir hatten dabei die Planung eines anderen Büros als Arbeitsgrundlage, nachdem sich der Auftraggeber und das Büro zuvor getrennt hatten“, betont Schlüter.
In Solingen habe man ein Treppenhausgebäude neben die Kugel platziert. Darüber sei auch ein Großteil der Baustellenlogistik beim eigentlichen Umbau der Kugel erfolgt. Das Treppenhaus ende am „Äquator“ der Kugel, also an der breitesten Stelle, wo die Veranstaltungsfläche installiert sei.
Walter Buschmann hält das Prinzip auch in Köln für möglich. Allerdings seien umfangreiche Untersuchungen zur Statik erforderlich. Fast noch wichtiger, so Schlüter, sei allerdings ein klarer Plan zur Nutzung. Ein gemeinnütziges Projekt, wie in Solingen, könne den Weg für öffentliche Fördermittel eröffnen.