Köln/Vierzehnheiligen – Angesichts bleibender „großer Fragezeichen“ zur Situation im Erzbistum Köln nach der Rückkehr von Kardinal Rainer Woelki ruft der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, nach einer Entscheidung des Papstes. „Ob es in Köln gut geht oder nicht, wird uns alle betreffen“, sagte Bätzing zum Abschluss der Frühjahrsvollversammlung der Bischöfe im fränkischen Wallfahrtsort Vierzehnheiligen. Unter den Bischöfen gebe es mit Blick auf Köln „eine gewisse hilflose Sprachlosigkeit“, räumte Bätzing ein.
Der Papst hatte Woelki im September wegen seines Umgangs mit der Aufarbeitung des Missbrauchsskandals für fünf Monate beurlaubt. Vor dem Ende dieser Auszeit bot Woelki seinen Rücktritt an, über den Franziskus nach Woelkis Angaben zu gegebener Zeit entscheiden wolle.
„Jeder hat neue Chance verdient“
Beim Papst liege jetzt eine noch höhere Verantwortung, hinzuschauen – „wie lange und ob es gut geht“. Bätzing sagte, jeder habe eine neue Chance verdient, bezog dies aber nicht nur auf Woelki, sondern ausdrücklich auch auf die Gläubigen im Erzbistum Köln. Diese müssten die Möglichkeit bekommen, ihre Anliegen vorzubringen und sich zur Zukunft ihres Erzbischofs zu verhalten. Woelki habe eine „erhebliche Aufgabe“ vor sich, „die nicht zuletzt darin besteht, in welcher Haltung er auf die Gremien und Gruppen zugeht“, betonte Bätzing.
In den laufenden Diskussionen über innerkirchliche Reformen rechnet Bätzing nach eigenen Worten nicht damit, dass sämtliche Vorhaben die erforderlichen Mehrheiten finden. Auch bereits getroffene Beschlüsse des sogenannten Synodalen Wegs – etwa zu einer stärkeren Beteiligung der Gläubigen an der Bischofswahl – müssten von jedem der 27 Bischöfe im eigenen Bistum umgesetzt werden. Bätzing sprach von der Gefahr einer „Atomisierung“ und einem drohenden Flickenteppich in der deutschen Kirche.
Das könnte Sie auch interessieren:
Gute Aussichten billigte er einer Neufassung des kirchlichen Arbeitsrechts zu mit dem Verzicht auf Kündigungsdrohungen gegen Mitarbeitende im Fall gleichgeschlechtlicher Eheschließung oder der Wiederheirat nach Scheidung. Es gebe einen „klaren Plan“, hier noch in diesem Jahr zu Ergebnissen zu kommen.
Bätzing räumte ein, dass der Erwartungsdruck enorm sei. Am Rande der Vollversammlung hatte die Initiative #outinchurch eine Petition gegen Geschlechterdiskriminierung in der katholischen Kirche mit fast 120.000 Unterschriften übergeben.