Köln – Die Pläne für eine umfassende Gemeindereform im Erzbistum Köln nehmen erste Gestalt an. In einer „Zielskizze 2030“, die vom Diözesanpastoralrat unter Leitung von Kardinal Rainer Woelki am Samstag erörtert und mit deutlicher Mehrheit für gut befunden wurde, sind mehr Kompetenzen für die Gemeinden vor Ort vorgesehen, neue Formen der Gemeindeleitung und eine Konzentration der Kräfte. Betont werden auch die Qualifizierung haupt- und ehrenamtlicher Mitarbeiter, eine größere Vielfalt von Gottesdiensten in Ergänzung der Sonntagsmesse und eine verbesserte Kommunikation nach innen und außen.
Woelki sprach von einer „gemeinsamen Vision“ davon, „wie wir unter den veränderten Gegebenheiten in Zukunft Kirche sein sollen“. Die Skizze gibt das – angesichts schwindender Mitgliederzahlen und Ressourcen - ambitionierte Ziel einer „wachsenden Kirche“ aus.
Auch Schule ist Gemeinde
Zur Umsetzung gehört es laut Generalvikar Markus Hofmann, den Begriff „Gemeinde“ auf alle Orte auszudehnen, „wo Menschen sich regelmäßig als Gemeinschaft im Geist Jesu zusammenfinden – etwa in unseren Einrichtungen und Schulen, in Kindergärten, Beratungsstellen, bei unseren Vereinen und Verbänden, in Bildungsstätten – also bei weitem nicht nur da, wo ein Kirchturm steht“.
Zwar bleibt die Pfarrei unter Leitung eines Priesters die organisatorische und kirchenrechtliche Bezugsgröße. Über Zahl und Zuschnitt wurde noch nicht entschieden. Unterhalb dieser Ebene aber sollen die Gemeinden unter der Leitung gemischter Pastoralteams selbstständiger agieren können – bis hin zu eigener Budget-Hoheit. Offen ist, welche Summen wie verteilt werden. Es gebe dazu in der Bistumsleitung keine Vorfestlegungen, beteuerte Hofmann. Das karitative Wirken der Kirche soll sich auf Felder konzentrieren, auf denen sich Lücken im sonstigen sozialen Angebot zeigen oder wo besonderer lokaler Bedarf besteht.
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Das Konzept wurde laut Bistum von 32 Mitgliedern des Diözesanpastoralrats grundsätzlich als „ein Schritt in die richtige Richtung“ bewertet. 18 Mitglieder wollten diese Einschätzung nur teilweise gelten lassen. Ausdrücklich ablehnende Voten gab es nicht. Pastoralreferent Peter Otten aus der Pfarrei Sankt Agnes, der die Sitzung als Angehöriger einer Arbeitsgruppe mit dem Titel „Geistlicher Kulturwandel und Vertrauensarbeit“ beobachtete, sprach von einem wohltuenden, wertschätzenden Miteinander, das die Hoffnung auf Erneuerung im Geist der Zielskizze genährt habe. Kritiker bemängelten die Ausklammerung heikler Themen wie die Beteiligung von Frauen an Leitungsämtern. Die Zielskizze soll auf drei „Regionalforen“ in Köln (21. September), Euskirchen (28. September) und Düsseldorf (5. Oktober) weiter erörtert werden.