Lange Schlangen und Riesenandrang zum Ferien-Start am Köln-Bonner Flughafen
Reisende brauchten aufgrund mehrerer Flugausfälle starke Nerven
Nicht jede Familie kam wie geplant ans Ziel.
Köln – 377, 378, 379 - so viele Schritte sind es es vom Security Check im Terminal 1 am Flughafen Köln/Bonn bis zum Ende der Schlange der Wartenden. Das befindet sich Freitag am letzten Schultag zur Mittagszeit mittlerweile in Terminal 2. Von hier aus sind es rund 25 bis 30 Minuten in entgegengesetzter Richtung zum Eingang des Security Checks. Wie lange es dauern wird, da durch zu sein - da hilft auch kein Blick in die Glaskugel.
Passagiere hätten bereits am Mittag mehr als eine Stunde vor den Kontrollen ausharren müssen, teilte ein Sprecher der Bundespolizei dem „Kölner Stadt-Anzeiger mit. „Das wird sich vermutlich auch so über den Tag hinziehen“, so der Sprecher. Nachmittags sei der Andrang erfahrungsgemäß größer. Die Bundespolizei, die mit einer Sicherheitsfirma für die Kontrollen zuständig ist, kündigte schon früh an, dass alles getan werde, um die Situation zu verbessern.
Flughafen Köln-Bonn: So lief der Start in die Sommerferien
Mit Mitarbeitenden, die die Fluggäste in die richtigen Schlangen einweisen und darauf hinweisen, dass Flaschen mit Flüssigkeiten entsorgt werden sowie Dinge wie Laptops bereitzuhalten, damit sich die Wartezeiten verkürzen. Trotz der langen Schlange zur Mittagszeit quer durch den Flughafen ist die Stimmung bei den Wartenden ganz okay.
Klar, hier und da ist der eine oder die andere genervt, doch die Fluggäste scheinen die langen Wartezeiten einkalkuliert zu haben und sind entsprechend früh vor Ort. „In drei Stunden sollten wir das schaffen“, sagt Matze. Er und seine Fußballjungs haben genug Puffer eingeplant. Schließlich ist Malle nur einmal im Jahr.
Wer sich nicht mit seinen Mitreisenden unterhält, für den ist das Smartphone Gold wert. Es wird gedaddelt, Musik gehört, lustige Filmchen für Insta, TikTok und Co gedreht oder auch noch mit Bekannten und Freunden telefoniert. Doch es gibt auch andere Dinge, um die Wartezeit zu überbrücken. Und die heißt im Fall von Amla: Klavierspielen. Das tut Daniel eigentlich jeden Freitag an einer Bar im Flughafen. Dieses Mal unterstützt ihn die achtjährige Amla. Zusammen spielen sie Beethoven. „Für Elise“ und die „9. Sinfonie“, mit der Beethoven Schillers Gedicht „An die Freude“ vertont hat. Mit dem fünften Lebensjahr hat Amla angefangen Klavier zu spielen. Und Beethoven ist ihr absoluter Favorit.
Doch dann heißt es für Amla Schluss machen. Papa Sadik bekommt einen Anruf von Mama Lume. Sie steht mit Bruder Mal jetzt ganz weit vorne vorm Eingang des Security Checks. Dem Flug nach Zürich, wo es weiter in den Kosovo gehen soll, steht nichts im Wege. „Seit 10.30 Uhr sind wir hier“, sagt Sadik Jakurtaj. In ein paar Stunden soll der Flieger gehen. „Sicher ist sicher.“ Spannend wird es für die Familie beim Zwischenstopp in Zürich. Dort sei der Flug vorverlegt worden, sagt Sadik Jakurtaj. Umstiegszeit Stand jetzt: 25 Minuten.
Verspätungen und Ausfälle am Freitagnachmittag
Anita Mirche ist am Flughafen, nicht, weil sie selbst verreisen will, sondern weil sie jemanden abholen will. Doch während der Flug aus Palma an der Infotafel in Köln verspätet gemeldet ist. Weiß man auf Mallorca mehr: Der Flug mit Ryan Air ist gestrichen.
„Mein Sohn hat jetzt einen anderen Flug für seine Schwiegermutter gebucht“, sagt Mirche. Neue Ankunftszeit ist gegen 23.30 Uhr. „Wenn der Flieger denn geht“, sagt Mirche. Von Köln nach Malle ist auch schon einer ausgefallen, wie fünf andere mit einem anderen Reiseziel auch. Andere Flieger haben Verspätung, sollen aber abheben.
Beim Check-In im Terminal 2 hat sich eine lange Schlange gebildet. Hier sind die Reisenden guten Mutes. Bis er seinen Koffer aufgegeben hat, „wird es sicherlich ne halbe Stunde dauern", sagt Maik Ries. Wie lange es dann beim Security Check dauern wird ist fraglich. „An der Schlange bin ich ja eben vorbeigegangen." Dort hat sich Matze mit einem Kumpel von seinem Fußballtrupp entfernt. „Die sind Burger holen", sagt einer von ihnen. Schließlich hätten sie noch gar nicht richtig gefrühstückt. Und je nachdem kann der Tag am Flughafen noch lange dauern.
Auf Familie Jakurtaj trifft das zu. Ihr Flug um 15.15 ist nach hinten verschoben worden. Kurz vor 19 Uhr soll es nun nach Zürich gehen. Klar ist, der Anschluss in der Schweiz werden sie nicht bekommen. "Wahrscheinlich können wir erst am Samstag unsere Reise fortsetzen", sagt Papa Sadik.
Herrenloser Koffer am Kölner Hauptbahnhof
Auch Autofahrer mussten sich in Geduld üben, denn im Laufe des Freitagnachmittags bildeten sich auf der A1 und A3 im Großraum Köln Staus und stockender Verkehr. Wie sich der Ferienbeginn auf die Verkehrssituation auswirken wird, lässt sich allerdings noch nicht sagen. „Bislang gibt es in NRW kein Verkehrschaos", sagte ein ADAC-Sprecher. Es gebe zwar mehr Verkehr, aber dies sei wegen der Berufspendler am Freitagnachmittag nicht ungewöhnlich, teilte er mit.
Am Kölner Hauptbahnhof sorgte ein herrenloser Koffer auf dem Bahnsteig für Unruhe. Die Bundespolizei sperrte die Gleise, weshalb die Züge umgeleitet werden mussten. Ansonsten war das Reiseaufkommen am Nachmittag wie an einem normalen Freitag, wie der Pressesprecher der Bahn mitteilte.