Köln – Auch ein „Terminator“ braucht mal Pause. Ausgerechnet beim Pressetermin macht der Roboter, der in den Caritas-Werkstätten Gut Frohnhof beim Arbeiten assistiert, nicht das, was er eigentlich soll: Nämlich Bauteile für die Automobilindustrie zeigen, damit Mitarbeiterin Alexandra Schmidt deren Qualität kontrollieren kann. Doch Alexandra, die im Rollstuhl sitzt, weiß was zu tun ist: „Am besten noch mal komplett neu starten.“
„Endlich kann ich zeigen, was ich kann“
Seit der Roboter ihr zur Seite steht, kann sie, wie sie selbst sagt „endlich zeigen, was ich kann.“ Den neuen Kollegen, der vor gut einem Jahr zusammen mit einem weiteren Modell im Rahmen des Projekts „Next Generation“ in die Ossendorfer Werkstätten kam, taufte sie „Terminator“.
Und ja: natürlich spricht sie auch mit ihm. „Berührungsängste gab es eigentlich gar keine“, berichtet Nicole Stollenwerk. Die Professorin an der Fachhochschule des Mittelstands begleitete das Forschungsprojekt zur Mensch-Roboter-Kollaboration und beobachtete dabei vor allem den Einfluss auf die Menschen.
„Die Idee dabei war, Roboter als assistierende Technologie einzusetzen, die die Fähigkeiten der Menschen mit einer komplexen Schwerst-Mehrfachbehinderung unterstützen“, erklärt sie. Wichtigste Erkenntnis aus dem Projekt war nicht nur, dass es gut funktioniert, sondern auch viel zu einem besseren Selbstbewusstsein beitrug.
Ziel des Projekts wurde übertroffen
Initiator des Projekts war Professor Mathias Hüsing vom Institut für Getriebetechnik, Maschinendynamik und Robotik an der RWTH Aachen. „Unser Ziel wurde übertroffen. Wir haben sogar einen Weg aufgezeigt, wie individuelle Mensch-Roboter-Arbeitsplätze passgenau anhand individuellen Möglichkeiten entwickelt werden können. Das ist ein wichtiger Schritt in Richtung erster Arbeitsmarkt.“ Der Projektleitfaden soll möglichen Arbeitgebern Wege aufzeigen, solche Plätze zu schaffen. Natürlich sei das eine Kostenfrage. „Aber entscheidend ist doch, was ist uns Inklusion wert?“, so Mathias Hüsing.
Roboter hilft bei Qualitätskontrollen
Matthias Grote, Bereichsleiter für die Werkstätten der Caritas, stellt klar, dass es keinesfalls darum geht, Menschen durch Roboter zu ersetzen. Davon wurden der Landschaftsverband und die Stiftung Wohlfahrtspflege überzeugt, die zusammen rund 1,2 Millionen Euro als Fördersumme aufbrachten, damit das Projekt Mitte 2019 starten konnte. Zunächst wurde die Maschine konstruiert und so programmiert, dass sie in der Lage ist, Werkstücke zu greifen und die Qualität via Bildschirm und Computerstimme abzufragen.
Die beteiligten Mitarbeitenden, die aufgrund ihrer eingeschränkten Motorik nicht der Lage wären, das Werkstück zu greifen, entscheiden per Knopfdruck – rot oder grün – ob sie in Ordnung oder nicht ist. „So kann ich selbstständig arbeiten“, sagt Alexandra Schmidt. „Terminator“ wird ihr dabei weiterhin zur Hand gehen. Die Roboterkollegen bleiben nämlich über das Projektende hinaus in Ossendorf.