Der Traditionsverein TuS Köln rrh. blickt auf 150 Jahre Inklusivität und sportliche Erfolge zurück und setzt heute neue Meilensteine.
TraditionsvereinKölner Sportverein feiert 150-jähriges Bestehen – Erste Turnhalle war eine Kneipe
Alles begann am 17. Oktober 1874 in der Gaststätte „Zur Post“ in Kalk. Einige sportliche Männer gründeten den Kalker Turnverein und bestimmten die Post gleichzeitig zum Vereinslokal und zur Turnstätte. Das geschah nicht zuletzt, um Zeit zu sparen. Musste man sich für die Leibesübungen doch vorher sonntäglich aufmachen zum Turnplatz am Neumarkt. Zwar fehlten anfangs noch die Turngeräte, aber dieser Missstand wurde schnell behoben. Heute ist natürlich alles anders.
Mit einem Familien-Sportfest für alle und einem Leichtathletik-Sportfest mit Teilnehmerinnen und Teilnehmern der deutschen Spitzenklasse feierte der Verein „TuS Köln rrh. 1874“ das 150-jährige Bestehen auf der Anlage am Günter-Kuxdorf-Weg.
Erste Turnhalle war eine Kneipe
„In der Tat, die erste Sporthalle war eine Kneipe. Da hat alles angefangen“, erzählte der erste Vorsitzende Robert Krämer bei einem kleinen Festakt. Toleranz und ein buntes Miteinander waren den Turnern von Anfang an wichtig: „Politische und religiöse Fragen sind im Verein ausgeschlossen. Zuwiderhandelnde werden mit Ausschluss bestraft.“
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Pfarrer Franz Meurer schlug den Bogen zur Vielfalt in der Gegenwart: „Ich werde dem TuS Köln rrh nie vergessen, wie er damals 400 geflüchteten Kindern das Fußballspielen ermöglicht hat. Wir konnten für alle Fußballschuhe besorgen, und dann ging es los.“
1893 gründete sich der Turnverein Höhenberg. Aus einer Fusion der beiden Vereine in den benachbarten Stadtteilen entstand 1946 der TuS Köln rrh. Das 25-jährige Bestehen des Turnvereins Kalk im Jahr 1899 feierten bereits 180 Mitglieder.
Seit 1905 wird im Verein auch Fußball gespielt. Die Fechtriege zählte stattliche 20 Mann. Der Erste Weltkrieg vereitelte den Kauf eines vereinseigenen Grundstücks. Das Geld wurde für die Versorgung Verwundeter verwendet. 1916 kämpften 122 von 192 Mitgliedern an der Front. 38 verloren ihr Leben.
Aufbruch in den 20er Jahren
Die 20er Jahre standen auch beim Turnverein Kalk für Aufbruch. Die Stadt überließ den Sportlern ein 15.000 Quadratmeter großes Grundstück in der Merheimer Heide, einem ehemaligen Exerzierplatz. Der Bau eines Tennisplatzes und die Gründung einer Schwimmabteilung fallen in jene Zeit.
Beim 50-jährigen Bestehen 1924 zählte man bereits 400 Mitglieder. Ein Boom setzte ein. Als Anfang der 30er Jahre eine Frauen-Turnabteilung gegründet wurde, fanden sich bereits am ersten Tag 30 Frauen ein. Kurze Zeit später turnten bereits über 100. Der Zweite Weltkrieg war ein tiefer Einschnitt. 46 Mitglieder ließen ihr Leben, das Vereinsgelände wurde durch Bomben zerstört.
Um das Fortbestehen zu sichern, fusionierten der TV Kalk und der TV Höhenberg. Es ging aufwärts. 1949 feierte man das 75-jährige Bestehen mit 700 Mitgliedern. Die Fußballmannschaft schaffte den Sprung in die erste Kreisklasse. Den Zeitgeist spiegelt ein Zitat aus der Vereins-Chronik: „Eisernes Training und gute Kameradschaft werden es schaffen, dass unsere Mannschaft sich auch in dieser Klasse behaupten wird.“
1950/51 baute man das Vereinsheim. Die Leichtathletik wurde immer wichtiger. Die Staffeln gehörten zu den besten in Deutschland. Der Stadt-Anzeiger schrieb 1973: „Der TuS Köln rrh weiterhin eine deutsche Leichtathletik-Hochburg.“ Die Infrastruktur wurde weiter ausgebaut, die neue Kunststoff-Laufbahn 1987 mit einem internationalen Sportfest in Betrieb genommen.
Der Start ins neue Jahrtausend war holprig. Schulden drückten den Verein, die Mitgliederzahl war auf 660 gesunken. Kleinere Sparten wie Basketball, Tischtennis und Volleyball wurden geschlossen. Die Probleme wurden flankiert von sportlichen Erfolgen. Die Frauenfußballmannschaft erreichte das Halbfinale im DFB-Pokal, die 800-Meter-Läuferin Akosua Serwaa, die beim TuS von Künter Kuxdorf trainiert wurde und international für Ghana an den Start ging, qualifizierte sich für die Olympischen Spiele 2004 in Athen.
2001 startete Wilfried Schmidt im Altersklassensport eine beispiellose Karriere. Er errang in den folgenden Jahren 16 WM- und EM-Medaillen im 1500-Meter-Lauf. Mit der finanziellen Gesundung des Vereins wurden auch wieder Investitionen möglich. Die Mitglieder erfüllten sich den Traum von einer neuen Kunststoffbahn in der Vereinsfarbe blau. Und aus dem Aschenplatz wurde ein Kunstrasenplatz.
Ein bisschen Olympia in Köln-Höhenberg
Zum 150-jährigen Bestehen zählt man 1500 Mitglieder. Jedes zweite Vereinsmitglied ist unter 18 Jahren alt. Aber nicht nur die Altersstruktur steht für Nachhaltigkeit. Der TuS Köln rrh hat eine Brunnen- und Bewässerungsanlage gebaut und das Dach des Vereinsheims mit Photovoltaik-Modulen ausgestattet.
„Wir alle waren begeistert von den Olympischen Spielen in Paris. Das ist die große Bühne. Aber die Basis für alles sind Vereine wie der TuS Köln rrh. Heute feiern wir ein kleines Stück Olympia in Höhenberg“, erklärte der Vereinsvorsitzende Robert Krämer.
Jochen Ott griff den Faden auf: „Natürlich können wir von den Olympischen Spielen in Deutschland träumen. Schön und gut. Aber jetzt geht es darum, dass die Kinder in den Schulen nicht auf Toiletten gehen, die 40 Jahre alt sind. Und es kann nicht sein, dass der Schulsport so schlecht ist, dass die Kinder mit zehn Jahren keine Lust mehr darauf haben“, sagte der SPD-Fraktionsvorsitzende im Landtag, der beim TuS Köln rrh. Handball gespielt hat.