Von Kalk ins WeltallSchüler lassen Helium-Ballon in die Stratosphäre steigen
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Köln-Kalk – Matteo Juresic war für die Ankündigung eigens auf einen Tisch gestiegen: „Wir lassen jetzt einen Ballon in die Stratosphäre steigen“, rief er seinen Mitschülern zu. „Jaaaa“, riefen die gespannt wartenden Kids und Jugendlichen begeistert zurück. Gemeinsam wurde auf dem Schulhof des Kaiserin-Theophanu-Gymnasiums lautstark der Countdown herunter gezählt, dann zog es den mit Helium gefüllten Ballon samt der angehängten „Sense“-Box rasch in die Höhe. Bald war er nur noch mit verschatteten Augen vor dem klaren blauen Himmel zu erkennen. „Alles super gelaufen“, seufzte Matteo Juresic erleichtert.
Umjubelter Start in „Cape" Kalk
Mit dem spektakulären, vielumjubelten Start endete für ihn und die übrigen Schüler des Chemie-Grundkurses im Abi-Jahrgang eine mehrmonatige Arbeit. Seit Januar hatten die Schüler vor allem an der „Sense“-Box gebastelt und die Sensoren für die Messung von UV-Strahlung, Stickstoffbelastung und Luftdruck eingebaut. Und viele organisatorische Arbeiten erledigt. So musste der Start mit der Landesluftfahrtbehörde abgestimmt werden, und Matteo Juresic stand noch Minuten vor dem großen Moment über Handy mit dem Flughafen Köln/Bonn in Verbindung. „Alles klar, sie mussten nur noch ein Kleinflugzeug umleiten.“
Besonders erfreut war Anne Bartoschek über die geglückte Aktion. Weil das Steigenlassen von Helium-Ballons nicht zur etatmäßigen Ausbildung von Gymnasiallehrern gehört, hatte die Chemie-Lehrerin online einen Kurzlehrgang absolviert. Nachdem sie die nötigen 1500 Euro beim Förderverein der Schule für den kurzen Flug locker gemacht hatte. Denn sobald er die Stratosphäre erreicht hat, werde der Ballon platzen, erklärte die Lehrerin nach dem Start: „Das wird in ungefähr drei Stunden passieren.“Da hatten sich schon drei Jungs aus dem Chemie-Kurs im Pkw auf den Weg Richtung Koblenz gemacht.
„Nach unserer Auswertung der aktuellen Wetterdaten müsste die „Sense“-Box an ihrem Fallschirm ganz in der Nähe in einem Waldstück landen“, so Bartoschek. Die Box sei überdies mit zwei GPS-Trackern ausgestattet, und die mit der Bergung betrauten Schüler hätten Leitern, Zangen und sonstiges nützliches Gerät mitgenommen. Ein ganz besonderer Clou war außerdem an Bord: Eine Kamera, die den Flug dokumentiert und dabei auch Bilder von der Erde liefert.
Eine Sense-Box ist eine Umweltmessstation zum selber bauen. Damit kann jeder Umweltdaten über Klima, Luftqualität, Verkehrsaufkommen, Lärmbelastung und vieles mehr positionsbezogen messen. Diese Wetterstation im Kleinen lässt sich mit einer Vielzahl an Sensoren bestücken. (red)
„Ich denke mal, dass wir ungefähr ein Fünftel des Erdballs sehen werden“, sagte Anne Bartoschek, „die Krümmung wird ganz sicher zu erkennen sein.“ Wenn die „Sense“-Box dann wieder sicher in Kalk angekommen ist, soll im Unterricht überprüft werden, ob die Daten so ausfallen wie erwartet oder nicht. Auch die Biologen haben etwas davon: Sie durften Keimlinge mit ins All schicken und können nun untersuchen, wie die sich bei dem hohen Luftdruck und den niedrigen Temperaturen entwickelt haben. Die Frage, ob es denn ein Vorbild für den Flug in höhere Sphären gab, beantwortete Matteo Juresic umgehend: „Ganz klar der Astronaut Alexander Gerst und seine Botschaft, dass wir besser mit der Erde umgehen sollten.“