Köln – Es ist tatsächlich so gekommen, wie es Stadt und Polizei in den vergangenen Wochen gebetsmühlenartig wiederholt haben: Der 11.11. war in diesem Jahr für die Kölner ein ganz normaler Mittwoch. Nur ein Verstoß gegen die Corona-Regeln in der Gastronomie, vier Ansprachen wegen verbotenen Alkoholkonsums in der Öffentlichkeit. „Die Kölner haben sich sehr diszipliniert verhalten“, resümiert Stadtsprecher Alexander Vogel.
Bis 15 Uhr erwischte das Ordnungsamt nur zwei Wildpinkler – 2019, im letzten Jahr vor Corona, waren es im selben Zeitraum 93. Dass kaum jemand den Start in die Karnevalssession feierte, zeigte sich auch an dieser Realität: Die Feuerwehr, zu der auch der Rettungsdienst gehört, hatte am 11.11. weniger Einsätze als am Mittwoch vergangener Woche.
Auch die Polizei, die mit mehreren Hundertschaften im Einsatz war, sprach am Nachmittag von nur wenigen Karnevalisten in der Stadt. „Nur vereinzelt bewegen sich verkleidete Jecken, die ihre Liebe und sicherlich auch Trauer zu dem diesjährigen Elften im Elften zeigen, alleine zu Fuß oder auf dem Fahrrad durch die Stadt“, sagte Einsatzleiter Michael Tiemann.
Am Hauptbahnhof zeigte sich der Unterschied zu den vergangenen Sessionsauftakten wohl am deutlichsten. Sonst ist der Bahnhof das Einfallstor für die Jecken aus Köln und Umgebung. Am Mittwoch konnte überhaupt keine Rede davon sein. Statt verkleideter Leute waren am Vormittag im Bahnhof etliche patrouillierende Sicherheitsleute und Polizisten zu sehen. Die Polizei war außerdem mit mehreren Mannschaftswagen vor und hinter dem Gebäude präsent. Ansonsten zeigte sich ein Bild wie an anderen Tagen.
Umso mehr fielen die äußerst seltenen Ausnahmen auf. Wie zum Beispiel Claudia (48) und Martin (51) aus Rodenkirchen, die jeweils den anderthalb Meter langen, bunten Motto-Schal mit dem Dom als angenähter blauer Comicfigur um den Hals trugen. „Wir sind Karnevalsflüchtlinge“, sagte die 48-Jährige ironisch und mit einem Anflug von Wehmut.
Auch aus dem Umland sind kaum Menschen in die Stadt gekommen. Auch davon hatte OB Henriette Reker zuletzt eindringlich abgeraten. „Die Anreise nach Köln ist weitgehend ausgeblieben“, sagte Vogel. Auch die Busse und Bahnen der KVB, die sonst an diesem Tag schon vormittags überfüllt sind, sahen nach einem normalen Mittwoch aus. Die Verkehrsbetriebe sprachen von einer Auslastung der Fahrzeuge und Haltestellen tagsüber zwischen 30 und 50 Prozent.