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Kölner KarnevalZugleiter stellt erstmals die Wagen des Rosenmontagszugs vor

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Zugleiter Holger Kirsch beim Richtfest des Kölner Rosenmontagszugs.

Köln – Mit einem klaren politischen Statement eröffnete Zugleiter Holger Kirsch das Richtfest des Rosenmontagszuges, bei dem traditionell Dank gesagt wird an alle, die an der Realisierung und Durchführung des Zochs beteiligt sind, und die Präsidenten der Festkomitee-Gesellschaften erstmals ihre Persiflage-Wagen sehen können: „Wir haben die AfD lange Zeit bewusst ignoriert, um der Partei keine Plattform zu bieten, aber jetzt sind wir an dem Punkt, wo das nicht mehr funktioniert“, so Kirsch unter dem tosendem Applaus der rund 300 Gäste. „Wer an den Grundfesten der Demokratie rüttelt, muss damit rechnen, vom Karneval abgestraft zu werden.“

Und zum Motto „Et Hätz schleiht em Veedel“ zeigt sich der Zoch politisch wie lange nicht mehr. Da ist Kirsch und dem Kommando Kritzelköpp – das sind kreative Zeichner, Wagenbauer und mit Thomas Reis auch ein Kabarettist – das Kunststück gelungen, die Veedels-Hymne der Bläck Fööss als roten Faden durch den Zoch zu führen. Kirsch: „Die Idee hatte ich schon letzten Aschermittwoch, weil einzelne Liedzeilen als Begleitmusik sowohl für lokale, als auch nationale und internationale Themen umsetzbar sind.“

Trump ist Joker, Jinping eine Pappnase und Bolsonaro hinterlässt verbrannte Erde

Und so gab es viel Lob für die Arbeit der Wagenbauer, die in den vergangenen Wochen zweidimensionale Karikaturen in dreidimensionale Kunstwerke verwandelt hatten. Die 26 Persiflage-Wagen greifen so ziemlich alle aktuellen Themen auf und beziehen klar Stellung. „Inhaltlich setzen wir uns keine Grenzen, nur in der Darstellung“, sagt Kirsch.

Alles zum Thema Angela Merkel

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Die Wagen sollen für große und kleine Zuschauer verständlich sein und er schielte mit einem Auge auf die drastischen Jacques-Tilly-Wagen, die in Düsseldorf Jahr für Jahr für Furore sorgen: „Am Zugweg soll keiner in Erklärungsnot kommen. Daher zeigen wir keine Sexpraktiken und auch nicht, wie einem der Schädel weggepustet wird.“

Hier lesen Sie mehr: Zugleiter im Interview – Überquert der Kölner Rosenmontagszug 2023 den Rhein?

Stattdessen wird ein wunderbar gut getroffener Donald Trump als Horrorclown Joker gezeigt, auf einem anderen Wagen hält er im Kreise der größten Pappnasen dieser Welt (mit Boris Johnson, Vladimir Putin, Xi Jinping und Kim Jong-un ) als Brandstifter Zündhölzer in der Hand. Zu dieser Riege zählt auch der faschistische brasilianische Präsident Jair Bolsonaro, der grinsend reichlich verbrannten Regenwald und verkohlte Sambatänzerinnen hinterlässt. „Das ist mit mein Lieblingswagen“, verrät Kirsch. „Da haben wir echte Kaffeesäcke verarbeitet und noch ein Rohrsystem eingebaut, damit es auch richtig qualmt.“

Habeck surft auf der Greta-Welle und Höcke hechtet der Wurst hinterher

National darf das CDU-Trio mit Angela Merkel, Annegret Kramp-Karrenbauer und Ursula von der Leyen als weibliches Dreigestirn um die Fettnäpfchen tanzen, träumt die SPD als Mumie von einer Auferstehung, und surft Grünen-Chef Robert Habeck auf der Klimawelle, die Greta Thunberg ins Rollen gebracht hat.

Äußerst gelungen ist der Anti-AfD-Wagen, auf dem Alexander Gauland und Björn Höcke hinter der „Hass“- und der „Hetze“-Wurst herhecheln und Beatrix von Storch aufs Grundgesetz scheißt (hier lesen Sie mehr). Nach der Ministerpräsidenten-Wahl in Thüringen war das Motiv kurzfristig noch um (A)FDP-Mann Thomas Kemmerich ergänzt worden.

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Holger Kirsch vor dem AfD-Wagen. Björn Höcke hechelt der „Hetze“- Wurst hinterher.

„Den hab ich in zwei Tagen dazu gebaut. In diesem Jahr musste ich eh nur Leute machen, die ich nicht leiden kann. Auch Trump und Erdogan“, sagte Herbert Labusga, mit 81 Jahren der älteste der Wagenbauer, der drei Wagen gebaut hat. Ein Wagen soll zum Thema „Dat eine is doch klor“ erst am Montag gezeigt werden. „Ein reiner Spaß-Wagen“, kündigt Kirsch an. „Fastelovend halt.“

Aber auch die Kölner Politik wird kräftig auf die Schippe genommen: Oberbürgermeisterin Henriette Reker dreht sich beim Streit um den Ausbau des Geißbockheims wie ein Wetterhühnchen im Meinungswind, und trotz aller Appelle der Bezirksbürgermeister schnarcht der Rat weiter vor sich hin. Auf diesem Wagen fahren übrigens jene Bezirksbürgermeister mit – Ehrenamtler genau wie 86 guten Seelen der Veedel, die auf Einladung vom Festkomitee als Fußgruppe mitlaufen.