Zwei Wochen hat sich die Stadt genommen, um die chaotische Situation auf der Zülpicher Straße am 11.11. zu bewerten. Nun liegt eine Bilanz vor. Viele Verbesserungsvorschläge werden abgelehnt, einer in Betracht gezogen.
„Könnte zielführend sein“Stadt Köln prüft mögliches Karnevals-Festival im Grüngürtel
Die Stadt Köln zieht eine Festivalveranstaltung auf den Uniwiesen in Betracht, um an Karnevalstagen den Ansturm auf die Zülpicher Straße zu beschränken. Das geht aus einem aktuellen Dokument aus dem Dezernat von Stadtdirektorin Andrea Blome hervor, das dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ vorliegt.
„Eine Umsonst-und-draußen-Veranstaltung auf dem ehemals als Überlauffläche genutzten Gebiet könnte eine zielführende Maßnahme sein, sofern die Wiesenfläche ausreichend geschützt wird“, heißt es in dem Dokument. Auch müsse gesichert sein, dass die rechtlichen Erfordernisse mit Blick auf die Veranstaltung eingehalten werden können. Eine kommerziell durchgeführte Veranstaltung, etwa mit Eintrittskarten, lehnt die Stadt ab.
Oberbürgermeisterin Henriette Reker scheint die Idee zu gefallen: „Jede Maßnahme, die geeignet ist, die Entzerrung der Zehntausenden Feiernden zu erreichen, werde ich unterstützen“, sagte Reker am Freitag. Und viele Alternativen scheint es nicht zu geben – das Festival ist die einzige Maßnahme, die in dem Papier positiv hervorgehoben wird.
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Kölner Karneval: Zusatz-Event auf den Ringen abgelehnt
Andere Vorschläge wie Alternativveranstaltungen auf den Ringen oder in anderen Stadtteilen, einem privat organisierten Event mit Einlass auf der Zülpicher Straße oder einem Alkoholverbot lehnt die Stadt hingegen ab. Die Begründung: Juristische Bedenken und die Sorge, man würde letztlich doch noch mehr Menschen ins Kwartier Latäng locken und das Problem weiter verschärfen. Auf dem Grüngürtel bestehe diese Gefahr nicht zwingend: „Die ausgewiesenen Entlastungsflächen sind eine Reaktion auf die zu große Anzahl an Menschen und dienen auch nach Ansicht aller Sicherheitsbehörden wirksam der Abwehr von Gefahren für die Feiernden vor Ort.“
Markus Vogt, Wirt an der Zülpicher Straße und Mitglied der Interessensgemeinschaft Kwartier Latäng, ist nicht überrascht von den Bewertungen der Stadt zu den verschiedenen Vorschlägen. „Es würde eine Fortführung der Politik der Stadt ermöglichen“, sagt er. „Das Angebot zu dezentralisieren wäre ein Eingeständnis, dass das bisherige Konzept nicht aufgegangen ist. So macht man weiter, nur im größeren Stil.“
Club-Betreiberin Claudia Wecker begrüßt die Festival-Idee
Vogt hatte sich verstärkt für eine Ausweitung des Angebots auf andere Standpunkte ausgesprochen, um das Viertel zu entlasten. „Ich warne davor, durch ein Festival noch mehr Leute anzuziehen. Das ist ein Risiko für Leib und Leben.“
Claudia Wecker, Betreiberin des Clubs „Das Ding“, hatte hingegen die Lösung eines Festivals im Grüngürtel bereits unmittelbar nach dem 11.11. favorisiert. Die Bewertung der Stadt kommentiert sie so: „Die Hauptsache ist, dass die Stadt sich überhaupt bewegt.“ Skeptisch ist Wecker hingegen, was das „umsonst und draußen“ angeht. „Es muss ein Minimum an Regulation geben. Wir reden von Kindern. Die kann man nicht irgendwo hinstellen, ohne Kontrollen, ohne Essensangebote, wo sie sich einfach betrinken.“
In dem achtseitigen Schreiben bewertet die Stadt zudem, wie gut das Sicherheitskonzept für den 11.11. in diesem Jahr aus Verwaltungssicht funktioniert hat. Das grundlegende Ziel, die Gefahrenabwehr für die öffentliche Sicherheit, „ist für den inneren Sperrbereich des Kwartier Latäng auch in diesem Jahr im Wesentlichen erfüllt worden“, dagegen gebe es „in anderen Bereichen auch nachvollziehbar Kritik mit erkanntem Änderungsbedarf“.
Stadt Köln bewertet die Situation am Einlass kritisch
Das gilt beispielsweise für die Einlasskontrollen im Bereich um die Unimensa. Zuletzt berichteten Feiernde dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ von einer kritischen Lage in diesem Bereich am Mittag des 11.11., von einer „furchtbaren Enge“ war etwa die Rede. Die Bedingungen müssten für kommenden Ereignisse verbessert werden. „Es kam zu Drucksituationen“, räumt die Stadt ein. Diese seien jedoch von der Polizei durch die Öffnung der im Sicherheitskonzept vorgehaltenen Notfallwege aufgelöst worden.
Ein unkontrolliertes Zulaufen des Gebietes um die Zülpicher Straße, das eine akute Gesundheitsgefährdung bedeutet hätte, sei hingegen verhindert worden. Den Rettungsdiensten sei es möglich gewesen, die notwendigen Einsätze durchzuführen. „Auch ein Notfalleinsatz mittels Rettungswagen wäre selbst auf der Zülpicher Straße jederzeit möglich gewesen“, heißt es vonseiten der Stadt. Konkret begründet wird dieses Analyseergebnis jedoch nicht. Auch eine Schätzung zur Zahl der Feiernden hat die Stadt bislang nicht vorgenommen. Vor-Ort-Eindrücke legen nahe, dass die Bildung einer Rettungsgasse auf der Zülpicher Straße am 11.11. eine große Herausforderung dargestellt hätte. Ohne weitere Begründung teilt die Stadt zudem mit, die Zahl der Wildpinkler sei „spürbar“ zurückgegangen.