Seit Sommer vergangenen Jahres kleben sich Aktivisten immer mal wieder an Kölner Straßen fest. Auch im Rathaus kam schon Klebstoff zum Einsatz.
Klimaproteste in KölnHier haben sich die Klimakleber schon festgepappt
Die „Klimakleber“ haben die Frequenz ihrer Proteste in Köln deutlich erhöht, seit das Dorf Lützerath vergangene Woche von der Polizei für den Braunkohleabbau geräumt wurde. Am Freitag blockierte eine Gruppe die Aachener Straße an der Kreuzung mit dem Melatengürtel. Warum sie bei den Aktionen mitmachen, erklären fünf von ihnen ausführlich im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. In diesem Text geben wir einen Überblick über die bisherigen Proteste in der Stadt.
Juni 2022 – Protest-Premiere in Köln
Die Innere Kanalstraße ist eine der Hauptverkehrsadern der Stadt. Hier fahren etwa 40.000 Fahrzeuge an einem Werktag entlang. An der Einmündung der Autobahn 57 auf die Straße hat es bereits zweimal eine Blockade gegeben. Im Juni 2022 gab es die Premiere der besonderen Protestform der „Letzten Generation“ in Köln – ein langer Stau im Berufsverkehr war die Folge.
Juli 2022 – Wieder Innere Kanalstraße als Ziel
Auf das im Straßenverkehr ausgestoßene Kohlendioxid wollen die Aktivistinnen und Aktivisten aufmerksam machen. Auch im Juli 2022 setzen sie sich auf die Innere Kanalstraße an gleicher Stelle wie wenige Wochen zuvor.
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November 2022 – Erneute Blockade der Inneren Kanalstraße
Auch für ihren dritten Protest auf einer Fahrbahn in Köln wählte die Umweltschutzbewegung „Letzte Generation“ die Innere Kanalstraße auf Höhe des Gleisdreiecks. Im November 2022 blockierten sie die Straße, doch bereits nach kurze Zeit hatte die Polizei die Aktivisten gelöst und der Verkehr floss wieder.
Eine Teilnehmerin einer Blockade auf der Inneren Kanalstraße war die 17-jährige Marla Heyer. „Natürlich habe ich auch Sorge, vielleicht mal eine Vorstrafe zu bekommen und dadurch nicht mehr jeden Beruf ausüben zu können. Aber sollte das bei einem Arbeitgeber Probleme geben, ist das wohl auch der falsche für mich“, sagte sie später dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.
Nachahmerin im Kölner Rathaus
Während ihrer Abschiedsrede aus dem Kölner Stadtrat greift die Lokalpolitikerin Nicolin Gabrysch (Klimafreunde) zum Klebstoff und klebt sich am Podium fest. Sie zitiert damit den Protest der „Letzten Generation“.
„Es kann und darf kein ‚Weiter ‘so! geben. Deswegen sorge ich jetzt dafür, dass es zumindest hier und jetzt nicht wie üblich weitergeht, sondern dass es ein klein wenig anders läuft, als sonst“, sagte Gabrysch.
Später bekam sie einen Bescheid, die Kosten der Reparatur des Pults zu übernehmen. Sie kündigte an, zu zahlen.
Zunehmende Aktionsdichte im Januar 2023
Vor allem nach der Räumung des Aktivistencamps in Lützerath für die Braunkohlenbagger von RWE erhöhten die Aktionsgruppen die Zahl ihrer Aktionen auch in Köln. Seitdem tauchen sie an wechselnden Stellen im Stadtbild auf. Dadurch kommen sie auch mit mehr Passantinnen und Passanten in Kontakt als an der Inneren Kanalstraße.
Bei einem Protest am 6. Januar 2023 an der Cäcilienstraße zwischen Heumarkt und Neumarkt zerrte ein Mann einige Aktivistinnen und Aktivisten zur Seite. Die Polizei leitete ein Ermittlungsverfahren gegen ihn ein.
Mitte Januar 2023 – „Klimakleber“ auf der Aachener Straße
Bei einem morgendlichen Protest auf der Aachener Straße stadteinwärts auf der Höhe des Vogelsanger Wegs verletzen sich zwei der Mitglieder der „Letzten Generation“ an den Händen. Die Polizistinnen und Polizisten nutzten Speiseöl, um das Lösen zu erleichtern. Dennoch löste sich die Haut an den Händen, es floss Blut.
Anwesende Passanten beklagen den Protest als ineffektiv. Es würden zu viele Unbeteiligte auf ihrem Weg zur Arbeit behindert und im entstandenen Stau werde zusätzliches CO2 produziert.
20. Januar 2023 – Erneuter Protest auf der Aachener Straße
Kurz vor neun Uhr blockiert die „Letzte Generation“ am Freitag, 20. Januar 2023, die Aachener Straße auf Höhe des Melatengürtels. Diesmal setzen sie sich auf die stadtauswärts führende Fahrbahn.
Zwei der fünf Teilnehmenden der Protestaktion klebten sich an der Straße fest. Dadurch konnte der Verkehr schnell auf einer Spur weiter laufen. Wenig später hatte die Polizei die verbleibenden Aktivisten von der Fahrbahn gelöst.
Kölnerinnen und Kölner verarbeiten die Proteste auf ihre Art
Der Kölner Moderator Till Quitmann („Till Klappstuhl“) schreibt ein Karnevalslied inspiriert von den Protesten auf den Straßen.
Im „Et prima Kleber Leed“ singt er davon, wie er sich dem „Letzte Runde“-Ruf des Wirts widersetzt und sich an der Theke festklebt.