KölnAlkoholverbot am Aachener Weiher – Keine offiziellen Feiern im Grüngürtel
Köln – Nach den Ausschreitungen am Rande von illegalen Großpartys hat die Stadt ein Alkoholkonsumverbot um den Aachener Weiher verhängt. Außerdem dürfe in dem Bereich von Dienstag an zwischen 22 und 6 Uhr kein Alkohol mehr verkauft werden, teilte die Stadt mit. Außerdem werden die geltenden Verweilverbote für die Alfred-Schütte-Allee und den Brüsseler Platz verlängert. Köln Stadtdirektorin Andrea Blome erteilte überdies organisierten Feiern um den Aachener Weiher eine klare Absage. „Ich sage jetzt schon: Offizielle Partys im Grüngürtel wird es nicht geben“, sagte die Ordnungsdezernentin am Montag. Die Corona-Schutzverordnung des Landes sehe ohnehin nur kleine Teilnehmerzahlen bei solchen Veranstaltungen vor. Zuvor hatte sich der städtische Krisenstab, dem Blome vorsitzt, mit den Vorkommnissen in der Nacht zu Samstag am Aachener Weiher befasst. Ebenso habe sie am Montag mit der stellvertretenden Polizeipräsidentin Miriam Brauns darüber gesprochen, sagte Blome. Am Mittwoch gebe es noch eine ämterübergreifende Runde zu dem Thema im Polizeipräsidium.
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Die Stadt prüft derweil Konsequenzen aus dem Fall, etwa was Ausrüstung und Einsatztaktik angeht. Anders als die Polizei ist das Ordnungsamt nicht mit Helmen ausgestattet. Nach den Zusammenstößen vom Wochenende werden die eingesetzten Ordnungskräfte bei zu erwartenden Einsätzen mit Menschenansammlungen „verstärkt gebündelt und in größeren Teams auftreten“, hieß es am Montag von der Stadt. Die Polizei kündigte an, auch in den nächsten Tagen vor allem abends an den Hotspots präsent zu sein. „Wir haben die Zahl der Einsatzkräfte in der Innenstadt aufgestockt und sind damit noch ein bisschen größer aufgestellt als in den vergangenen Tagen“, berichtet Behördensprecher Carsten Rust, ohne Details zu nennen. Je nach Bedarf könnten kurzfristig Beamtinnen und Beamte einer Hundertschaft hinzugezogen werden. Sollte das nicht ausreichen, könne man zudem auch auf weitere Hundertschaften zurückgreifen, die landesweit in Bereitschaft stehen.
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Keine Sperrung des Aachener Weihers
Einer Sperrung des Aachener Weihers stand Blome bereits bei einer Pressekonferenz am Samstag kritisch gegenüber. Das Gebiet sei zu groß, um es mit Barrieren abzuriegeln, sagte sie im Rathaus. Auch SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hält Sperrungen für solche Bereiche für „wenig zielführend“. Man müsse „an die Vernunft der Menschen appellieren“, sich noch etwa zu gedulden. „Ich kann verstehen, dass junge Leute ihr Leben zurück haben wollen, und sich wieder verhalten wollen, wie vor Corona. Aber es sind nur noch wenige Wochen, dann sind durch die Impfungen diese Möglichkeiten gegeben“, sagte Lauterbach am Montag. Seiner Ansicht nach müssten die Ordnungskräfte schnell eingreifen, damit solch große Menschenansammlungen erst gar nicht entstünden. Sie müssten dann versuchen, „das im Guten abzuwenden. Die Menschen, die jetzt am Aachener Weiher unterwegs waren, wollten einfach nur feiern. Das sind keine Querdenker.“ Der Einsatz von Polizei und Ordnungsamt am Wochenende sei „sehr maßvoll gewesen und aus meiner Sicht vorbildlich gelaufen“, sagte Lauterbach. Es sei zwar „konfrontativ“ gewesen, die Einsatzkräfte hätten die Situation aber schnell auflösen können.
In der Nacht zu Samstag waren Polizei und Ordnungsamt am Aachener Weiher bei illegalen Feiern mit insgesamt etwa 1000 Teilnehmern eingeschritten. Dutzende Feiernde warfen Flaschen auf die Einsatzkräfte und beschimpften diese. Zwei Polizisten und ein Mitarbeiter des Ordnungsamts wurden verletzt. Mehrere aggressive Feiernde wurden in Gewahrsam genommen. Zwei DJ-Pulte wurden sichergestellt, mehrere Anzeigen geschrieben. Die meisten Feiernden flohen. Am Samstag verdoppelte die Polizei als Reaktion ihre Präsenz mit einer weiteren Hundertschaft und der Landesreiterstaffel und löste Kleingruppen frühzeitig auf. An beiden Abenden räumten Ordnungsamt und Polizei auch den Brüsseler Platz.
Die Klubkomm, der Interessenverband der Clubs und Veranstalter, hatte nach den Zusammenstößen vom Aachener Weiher in einer Stellungnahme gefordert, dass ihnen zeitnah öffentliche Flächen für Veranstaltungen mit Müllentsorgung und Sanitäranlagen angeboten werden, „um ein sicheres und sauberes Feiern an der frischen Luft zu gewährleisten“. Dem schloss sich am Montag die SPD im Stadtrat an. „Schnelle und praxisnahe Genehmigung von Konzepten und das Bereitstellen von städtischen Flächen, natürlich auch von Grünflächen, können einen Beitrag leisten, um wirklich zu helfen“, sagte Fraktionschef Christian Joisten.