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Schwiegertochter beschuldigtKölner Arzt nach Insulin-Überdosis gestorben – Verwirrung um Revision

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Die Angeklagte beim damaligen Prozess im Kölner Landgericht mit ihrem Verteidiger Jürgen Graf.

Die Angeklagte beim damaligen Prozess im Kölner Landgericht mit ihrem Verteidiger Jürgen Graf.

Drei Jahre nach der Vergiftung mit einer Überdosis Insulin ist der Mediziner aus Köln gestorben. Der Fall ist weiter nicht abgeschlossen.

Der mit einer Überdosis Insulin vergiftete Arzt aus dem Kölner Westen ist am vergangenen Donnerstag (14. Dezember) im Alter von 83 Jahren verstorben. In einer Traueranzeige zeigte sich dessen in der Schweiz lebender Sohn traurig und erleichtert zugleich. Seit dem Vorfall im Sommer 2020 war der Senior ein Pflegefall. Verantwortlich dafür sei laut einem Gerichtsurteil dessen Schwiegertochter.

BGH dementiert Pressebericht über verworfene Revision

Im Oktober vergangenen Jahres hatte das Landgericht die Angeklagte wegen versuchten Mordes zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt. Die Tat sei nah an der Vollendung gewesen, so begründete der Richter die Höchststrafe für die Mutter von zwei kleinen Kindern. Der bis zuletzt praktizierende und beliebte Mediziner war völlig aus dem Leben gerissen worden und gänzlich auf Hilfe angewiesen.

Laut eines Medienberichts soll der Bundesgerichtshof in Karlsruhe (BGH) die Revision der Schwiegertochter bereits verworfen haben. „Es trifft nicht zu, dass der Bundesgerichtshof eine solche Entscheidung getroffen hat“, dementiert aber BGH-Sprecher Kai Hamdorf auf Anfrage. Das Urteil in dem spektakulären Kriminalfall ist also nicht rechtskräftig und könnte noch aufgehoben werden.

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Köln: Verteidiger spricht von fehlerhaftem Urteil

Eine so schnelle Entscheidung des Bundesgerichtshofs wäre auch erstaunlich gewesen, zumal die Anwälte noch im Oktober eine weitere Stellungnahme abgegeben hatten. „Wir gehen weiterhin davon aus, dass das Urteil des Landgerichts aufgehoben wird, denn es strotzte nur so von Fehlern“, sagt Verteidiger Jürgen Graf zum „Kölner Stadt-Anzeiger“. Dann käme es zur neuen Verhandlung.

Die Angeklagte soll ihrem Schwiegervater bei einem Besuch in dessen Villa eine Riesenmenge an Insulin gespritzt haben – nachdem sie den Mann mit dem Beruhigungsmittel Tavor im Kaffee ruhig gestellt haben soll. Laut damaligem Urteil soll die Maklerin ihre kleine Tochter als Türöffner benutzt haben. Der Arzt hätte die ungeliebte Schwiegertochter nie allein empfangen.

Kölner Richter sprach vom fast perfekten Mord

Der Vorsitzende Richter Peter Koerfers hatte in seiner Urteilsbegründung im Oktober 2022 von einem perfiden Verbrechen und dem „fast perfekten Mord“ seitens der Angeklagten an ihrem Schwiegervater gesprochen. Als wäre er eines natürlichen Todes gestorben, so habe es aussehen sollen. Doch der Senior überlebte knapp, kam mit lebensbedrohlicher Unterzuckerung in die Klinik.

„Ich bin keine Mörderin“, hatte die Angeklagte in ihrem letzten Wort beim Gerichtsprozess gesagt. Verteidiger Graf hatte erklärt, die im Krankenhaus festgestellten Werte beim Senior passten nicht zum angenommenen Zeitablauf der Tat. Das Landgericht sah die Schwiegertochter vordergründig durch ihre „Google“-Recherchen überführt – sie suchte etwa nach „Perfekter Mord durch Insulin“.