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„Rockstars der Wissenschaft“Biontech-Ehepaar im Kölner Rathaus geehrt

Lesezeit 3 Minuten
Biontech gründer Héader

Uğur Şahin und Özlem Türeci am Freitag im Rathaus

Köln – „Herzlichen Dank, dass Sie ein Fenster geöffnet haben, durch das nun ein heller Hoffnungsstrahl scheint. Danke, dass Sie den Menschen unzählige Monate und Jahre des Leidens, der Traumata und der Verluste erspart haben“, sagte Oberbürgermeisterin Henriette Reker am Freitag im Rathaus. Ihr Dank war an das Ehepaar gerichtet, das im Mittelpunkt der Feierstunde stand: Professor Uğur Şahin, Vorstandsvorsitzender des Biotechnologie-Unternehmens Biontech, und seine Frau Dr. Özlem Türeci, medizinischer Vorstand der Mainzer Firma, die gemeinsam mit dem US-Pharmakonzern Pfizer den mRNA-basierten Impfstoff Cominarty gegen Covid-19 entwickelt und auf den Markt gebracht hat.

Biontech im Rathaus 1

Uğur Şahin trägt sich ins Goldene Buch ein.

Beim Empfang, an dem auch NRW-Staatssekretärin Serap Güler und SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach teilnahmen, trugen sich die Forscher ins Goldene Buch ein.

Goldenes Buch Biontech

Uğur Şahin und Özlem Türeci haben die Ehrendoktorwürde der Universität zu Köln erhalten.

Nicht nur von der Stadt wurden sie geehrt: Professor Gereon R. Fink, Dekan der Medizinischen Fakultät der Universität zu Köln, verlieh ihnen die Ehrendoktorwürde der Fakultät.

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Şahin und Türeci gründeten 2008 Biontech

Şahin war vier Jahre alt, als er mit seiner Mutter aus der Türkei nach Köln zog, wo sein Vater bei den Ford-Werken arbeitete. Am heutigen Erich-Kästner-Gymnasium in Niehl machte er Abitur, danach studierte er an der Universität zu Köln Medizin. Nach seiner Promotion im Jahr 1992 folgte er seinem Doktorvater ins Saarland. Türeci, in Niedersachsen geboren, studierte in Homburg und wurde ebenfalls 1992 promoviert. Durch Şahin, den sie 2002 heiratete, habe sie Köln kennen und lieben gelernt, sagte sie.

2008 gründeten beide Biontech zum Zweck, die Forschung an individualisierten Krebstherapien auf Grundlage der mRNA-Technologie zu intensivieren. Im Januar 2020, als sich die weltweite Corona-Pandemie anbahnte, entschlossen sie sich, mit Hilfe der neuartigen Technologie so schnell wie möglich einen Impfstoff gegen Covid-19 zu entwickeln. Im November vermeldeten Biontech und der US-Pharmakonzern Pfizer, das unter etlichen Impfstoffkandidaten ausgewählte Vakzin habe sich in klinischen Tests als höchst wirksam erwiesen. Am 21. Dezember erhielt Cominarty als erster Corona-Impfstoff die EU-Zulassung.

„Vorbilder“ für alle angehenden Wissenschaftler

Die Mediziner, „Vorbilder“ für alle angehenden Wissenschaftler, hätten „in Rekordzeit eine Schutzimpfung gegen das Corona-Virus entwickelt und dabei eine neue Technologie zur Marktreife geführt“, sagte Professor Axel Freimuth, Rektor der Universität zu Köln, in deren Goldenes Buch sich die Eheleute ebenfalls eintrugen.

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Sie hätten „ein Versprechen eingelöst“, das die Wissenschaft der Menschheit seit jeher mache: „neues Wissen zu entwickeln, um letztendlich durch Erkenntnis die Lebensumstände aller zu verbessern.“ Fink sagte, Şahin und Türeci, die „Medizingeschichte geschrieben“ hätten, seien „so etwas wie Rockstars der Wissenschaft“. Dreierlei zeichne sie beispielhaft als Wissenschaftler aus: ein „schneller und kreativer Geist“, Leidenschaft, aber auch „Leidensfähigkeit“, die nötig sei, um Rückschläge wegzustecken, und eine „besondere, integre Persönlichkeit“.

Sahin mit Lehrerin

Uğur Şahin mit seiner ehemaligen Lehrerin Gisela Seulen

In seiner Dankesrede sagte Şahin, er sei „überwältigt“, und zählte drei Dinge auf, die ihn in Köln geprägt hätten. Als Kind habe er oft Fußball auf den Rheinwiesen gespielt und erlebt, wie wichtig Teamgeist und Durchhaltevermögen seien. Auf dem Gymnasium habe er seine Liebe zur Mathematik und den Naturwissenschaften entdeckt; besonderer Dank gebühre seiner damaligen Mathematiklehrerin Gisela Seulen, die an der Feierstunde teilnahm. Prägend seien auch seine Studienzeit und die Arbeit als junger Arzt an der Uniklinik gewesen. Dort verbinde sich „starke Forschung“ mit ausgezeichneter Patientenversorgung. Ähnlich äußerte sich Türeci. Die Kölner Kollegen arbeiteten „pionierhaft“ und „patientenzentriert“ zugleich.